Beobachten + Vorhersagen
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Gezeiten
Die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs an
der deutschen Nordseeküste und in den übrigen
europäischen Gewässern ist durch die Gezeiten be
sonders beeinflusst. Das BSH berechnet die Gezei
ten voraus und gibt als Planungshilfe für die Schiff
fahrt jedes Jahr den aktuellen „Gezeitenkalender“
sowie die „Gezeitentafeln, Europäische Gewässer“
heraus. Dazu werden alle für die deutsche Nordsee
küste verfügbaren Wasserstandsmessungen gesam
melt und in einer Gezeiten-Datenbank archiviert.
Aus Hoch- und Niedrigwasserzeiten von 153 Pegeln
und zusätzlichen Hochseepegelmessungen werden
die Gezeitengrundwerte und Gezeitenunterschiede
zu den Insgesamt 165 Bezugsorten und angren
zenden Revieren jeweils neu abgeleitet. Gleiches er
folgt für einige ausländische Bezugsorte. Die Daten
werden auch für die Seevermessung genutzt.
Während an der deutschen Nordseeküste ein maxi
maler Springtidenhub von etwa 4 m anzutreffen
ist, weist die westliche Ostsee nur einen Hub von
wenigen Dezimetern auf. Zur Verbesserung der
Wasserstandsvorhersagen für die Ostsee wurden In
den letzten Jahren auch umfassende Modelluntersu
chungen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden 2008
unter dem Titel „State and Evolution of the Baltic Sea,
1952-2005“ veröffentlicht.
Im Rahmen seiner Mitarbeit in der IOC beteiligt sich
das BSH an der Erarbeitung von Verfahren zur Opti
mierung des überregionalen Austauschs von Pegel
daten In Echtzeit.
Eisdienst
Der Winter 2007/08 wird als der bisher eisärmste
Winter seit 1720 in die Geschichte eingehen.
Mit einer maximalen Eisbedeckung von etwa
49000 km 2 übertraf er alle bisherigen milden Eis
winter Im Ostseeraum. Nach Ihrer ungewöhnlich
geringen Eisausdehnung galten bislang die Winter
1988/89 (52 000 km 2 ), 1960/61 (53 000 km 2 ) und
1929/30 (58000 km 2 ) als die Mildesten seit 1720.
So gab es an der deutschen Küste kaum Behinderun
gen für die Schifffahrt; nur kleinere Schiffe mussten
an einigen Tagen damit rechnen. An der Ostseeküste
beschränkte sich die Eisbildung auf die flachen und
geschützt liegenden Küstengewässer. Die offene See
blieb eisfrei. Insgesamt eisfrei blieb auch die Nord
seeküste.
In der Arktis waren erstmals seit Beginn der Auf
zeichnungen der östliche und westliche Seeweg
gleichzeitig offen. Die Eisbedeckung Insgesamt war
dort aber größer als 2007.
Der Eisdienst des BSH arbeitet eng mit den anderen
Eisdiensten der Welt zusammen. So wurde 2008
zusammen mit der WMO und JCOMM In Rostock ein
internationaler Workshop organisiert, der die Har
monisierung und gegenseitige Abstimmung bei der
Erstellung von Eiskarten sowie deren Auswertung für
kllmatologische Fragen zum Thema hatte.
Fernerkundung
Die marine Fernerkundung dient der großflächigen
und zeitgleichen Erfassung von Phänomenen an der
Meeresoberfläche. Dazu werden auf küstennahen
Bauwerken, Luftfahrzeugen oder Satelliten passive
Sensoren Installiert, die die Oberflächenstrahlung der
Meeresoberfläche in unterschiedlichen Spektralbe
reichen messen. Zudem wird die Rückstreuung ge
zielt ausgesandter Signale mit Hilfe aktiver Sensoren
wie LASER und RADAR gemessen. Anschließend
werden die Messwerte mit Hilfe spezieller Verarbei
tungsverfahren und In-situ gemessener Kalibrations
daten In geophysikalische Daten und Abbildungen
umgewandelt. Routinemäßig werden vom BSH die
Daten der NOAA-Wettersatelliten 17 und 18 aufbe
reitet und archiviert. Hinzu kommen etwa 250 Daten-