4.3 Organische Stoffe
System Nordsee
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4.3.6 Neue Schadstoffe
Tafel 4-7: Perfluorierte Chemikalien
Perfluorierte organische Säuren (PFC, PFT) werden für zahlreiche Anwendungen in der Industrie und im
Konsumentenbereich genutzt und in großen Mengen seit den 1950er Jahren hergestellt. Sie werden z. B.
für die Oberflächenbehandlung von Textilien, Teppichen und Papier eingesetzt und finden ferner Verwen
dung in Schmiermitteln, Farben, Polituren, Nahrungsmittelverpackungen sowie in Feuerbekämpfungs
schäumen. Aufgrund ihrer sehr stabilen Kohlenstoff-Fluor-Bindung sind diese Stoffe chemisch nahezu inert
und zeigen eine große Beständigkeit in der Umwelt. Verwendung finden Carbon- und Sulfonsäuren mit
Kohlenstoff-Kettenlängen von C 4 bis C 10 . Da die Säuren sowohl eine ionische Gruppe als auch einen lipo-
philen Rest enthalten, besitzen sie Tensid-Eigenschaften (daher auch die Abkürzung: PFT). Die wichtigsten
Vertreter der PFC sind die Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). PFOS zeigt eine
gewisse Bioakkumulationsfähigkeit und weist toxische Eigenschaften auf und wird daher von der OSPAR
und der OECD als PBT-Stoff (persistent, bioakkumulierbar und toxisch) eingruppiert.
Seit einer freiwilligen Beschränkung des Flauptproduzenten bzgl. der C 8 -Säuren im Jahre 2002 gewinnen
die C 4 -Säuren Perfluoroctansäure (PFBA) und Perfluoroctysulfonsäure (PFBS) zunehmend an Bedeutung.
Strukturformeln der untersuchten PFC:
F F F F F 0
I I I I I II
F F
I i
F—C—C—C—C—C—C—OH
F-C-C
F F F F F
PFHxA Perfluorhexansäure
F F
PFBS
PFHpA Perfluorheptansäure
F F
I I
F—C—C
I i
F F F F F F F о
I I I I I I I //
F—C—C—C—C—C—C—C—C
F F F F F F F OH
PFOA Perfluoroctansäure
F F
PFHxS
F F
I I
F—C—C
PFNoA Perfluornonansäure
F F
PFOS
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F-C-C
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PFDeA Perfluordecansäure
F F
PFOSA
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Perfluorbutansulfonsäure
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Perfluorhexansulfonsäure
F
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F
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-C-
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F
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O
Perfluoroctansulfonsäure
F
I
F
I
F
I
O
-c—c—c—c—c—c—s—nh 2
I I I I I I II
F F F F F F O
PFOSA Perfluoroctansulfonamld
4.3.6.1 PFC-Gehalte des Meerwassers
Nachdem im BSH in den Jahren 2003 bis 2005 im Rahmen eines Forschungsprojekts
Bestimmungsmethoden entwickelt und validiert worden waren, wurden ab 2006 die
PFC in das Routine-Monitoringprogramm des BSH aufgenommen. In der Deutschen
Bucht konnten alle neun untersuchten PFC nachgewiesen werden. Die Konzentra
tionen der Hauptkomponenten PFOA und PFOS variierten in der Nordsee im Be
reich von 30 pg/L bis 6 ng/L, wobei ein starker Gradient von den Küsten zur offenen
See zu beobachten war. Elbe und Rhein/Schelde konnten in der südlichen Nordsee
als deutliche Quellen identifiziert werden. In der Elbe wurden für PFOA und PFOS