4.3 Organische Stoffe System Nordsee 227 4.3.6 Neue Schadstoffe Tafel 4-7: Perfluorierte Chemikalien Perfluorierte organische Säuren (PFC, PFT) werden für zahlreiche Anwendungen in der Industrie und im Konsumentenbereich genutzt und in großen Mengen seit den 1950er Jahren hergestellt. Sie werden z. B. für die Oberflächenbehandlung von Textilien, Teppichen und Papier eingesetzt und finden ferner Verwen dung in Schmiermitteln, Farben, Polituren, Nahrungsmittelverpackungen sowie in Feuerbekämpfungs schäumen. Aufgrund ihrer sehr stabilen Kohlenstoff-Fluor-Bindung sind diese Stoffe chemisch nahezu inert und zeigen eine große Beständigkeit in der Umwelt. Verwendung finden Carbon- und Sulfonsäuren mit Kohlenstoff-Kettenlängen von C 4 bis C 10 . Da die Säuren sowohl eine ionische Gruppe als auch einen lipo- philen Rest enthalten, besitzen sie Tensid-Eigenschaften (daher auch die Abkürzung: PFT). Die wichtigsten Vertreter der PFC sind die Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). PFOS zeigt eine gewisse Bioakkumulationsfähigkeit und weist toxische Eigenschaften auf und wird daher von der OSPAR und der OECD als PBT-Stoff (persistent, bioakkumulierbar und toxisch) eingruppiert. Seit einer freiwilligen Beschränkung des Flauptproduzenten bzgl. der C 8 -Säuren im Jahre 2002 gewinnen die C 4 -Säuren Perfluoroctansäure (PFBA) und Perfluoroctysulfonsäure (PFBS) zunehmend an Bedeutung. Strukturformeln der untersuchten PFC: F F F F F 0 I I I I I II F F I i F—C—C—C—C—C—C—OH F-C-C F F F F F PFHxA Perfluorhexansäure F F PFBS PFHpA Perfluorheptansäure F F I I F—C—C I i F F F F F F F о I I I I I I I // F—C—C—C—C—C—C—C—C F F F F F F F OH PFOA Perfluoroctansäure F F PFHxS F F I I F—C—C PFNoA Perfluornonansäure F F PFOS LL- LL- LL- LL- LL- LL- LL- LL- LL- O F F I i "П I -o- I -o- I -o- I -o- I -o- I -o- I -o- I -o- I -o- I -C—OH F-C-C I I I I I I I I I FFFFFFFFF PFDeA Perfluordecansäure F F PFOSA F I -C- I F О О Perfluorbutansulfonsäure F I -C- I F F I -C- I F О О Perfluorhexansulfonsäure F I -C- I F F I -C- I F F I -C- I F O O Perfluoroctansulfonsäure F I F I F I O -c—c—c—c—c—c—s—nh 2 I I I I I I II F F F F F F O PFOSA Perfluoroctansulfonamld 4.3.6.1 PFC-Gehalte des Meerwassers Nachdem im BSH in den Jahren 2003 bis 2005 im Rahmen eines Forschungsprojekts Bestimmungsmethoden entwickelt und validiert worden waren, wurden ab 2006 die PFC in das Routine-Monitoringprogramm des BSH aufgenommen. In der Deutschen Bucht konnten alle neun untersuchten PFC nachgewiesen werden. Die Konzentra tionen der Hauptkomponenten PFOA und PFOS variierten in der Nordsee im Be reich von 30 pg/L bis 6 ng/L, wobei ein starker Gradient von den Küsten zur offenen See zu beobachten war. Elbe und Rhein/Schelde konnten in der südlichen Nordsee als deutliche Quellen identifiziert werden. In der Elbe wurden für PFOA und PFOS