Risikobewertung für Mensch und Umwelt
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Andere Weitere bisher nicht aufgelistete Kosten
Abhängig von der Größe des Ölunfalls, der Jahreszeit und der betroffenen Gegend ergaben sich erheblich
voneinander abweichende Angaben (in US Dollar pro Tonne Öl gerundet):
Kategorie
Unterer Wert
Mittlerer Wert
Höchster Wert
Havariebekämpfung
3
40000
116000 000
Umweltschäden
60
13000
36000
Schäden Dritter
1500
40.000
90000000
Schiffsschäden
*
*
*
Klagekosten
3000
5000
39000
Wert des Öls
213
215
470
Andere
2600
2600
2600
Summe
7500
100000
206000000
* keine Angaben der USA
Diese Kostenaufstellungen übertrafen die bis dahin Im Diskussionsprozess zum FSA In der IMO genannten
Zahlen um das Mehrfache. Generell besteht aber Übereinstimmung, dass Kosten für kleine Unfälle gegen
über den Kosten größerer Unfälle zu höheren Kosten pro freigesetztem Ölvolumen führen. Die Berücksich
tigung der Kosten eines Menschenlebens im Rahmen der Risikoquantifizierung Ist notwendiger Systembe
standteil des FSA, Ist aber ethisch umstritten: Der angenommene durchschnittliche Wert eines Menschen
(„Opfers“) bei Ölhavarlen entspricht mit 3 Millionen US Dollar etwa dem Schaden der Freisetzung von
30 Tonnen Öl.
Risikobewertung, das Vorsorgeprinzip und Risikomanagement
Das Vorsorgeprinzip kommt dann zum Tragen (Europäische Kommission 2000), wenn angesichts möglicher
Gefahren für die Gesundheit von Menschen, Tieren oder Pflanzen oder aus Gründen des Umweltschutzes
dringender Handlungsbedarf besteht und die verfügbaren wissenschaftlichen Daten eine umfassende
Risikobewertung nicht zulassen. Der Rückgriff auf das Vorsorgeprinzip erfolgt im Rahmen der allgemeinen
Risikoanalyse (die außer der Risikobewertung auch das Risikomanagement und die Information über die
Risiken umfasst), und zwar konkret im Rahmen des Risikomanagements, d.h. der Entscheidungsfindung.
Demnach erfolgt die Anwendung des Vorsorgegedankens erst im Rahmen der Entscheidungen im Risiko
management, betrifft aber die Risikobewertung. Hindernisse oder wissenschaftliche Unsicherheiten im Hin
blick auf eine umfassende Risikobewertung stellen einen Entscheidungspunkt dar. Fehlt der Konsensus In
der wissenschaftlichen Welt, um ein Risiko als sehr klein einzuschätzen, dann wird oft das Vorsorgeprinzip
herangezogen. Das Vorsorgeprinzip ist kein Teil der Risikobewertung. Es hat sein Eigenleben als grundle
gendes wissenschaftliches Konzept, um bei Entscheidungen zum Risikomanagement mit Unsicherheiten
bei der Risikobewertung umgehen zu können.
Es muss heute festgestellt werden, dass zwar eine gute wissenschaftllch-baslerte Gefahrencharakterisie
rung der Mineralöle stattfinden kann, aber in Bezug auf den Umweltschutz (einschließlich des Gesund
heitsschutzes entsprechend Festlegung Im MARPOL-Übereinkommen) die abschätzende Expositionsbe