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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 62. Baud Nr. 1
werden. Aus der Frequenzauswanderung zwischen zwei vorhergehenden Sprüngen wird die Ab
wanderung pro ° C ermittelt und damit die Ausmessung vorgenommen unter Vernachlässigung des
Trägheitsfaktors des Kondensators.
Die Auswertung der Registrierung unterhalb des letzten Kontaktes des Thermometers ist auf
Grund der Untersuchungen über den Temperatureinfluß des Senders (Abschnitt II, 2b) möglich,
da die Frequenzänderung in diesem Bereich fast linear mit der Temperatur verläuft. Die Eichung
der Kurve geschieht mit den letzten Eichwerten des Thermometers.
b) Die Zeitkurve der feuchten Temperatur
Für die Bestimmung der feuchten Temperatur liegen die Kontaktwerte des Thermometers im
Abstand von je etwa 3° C zur Auswertung vor. Diese Werte werden zeitlich in das Millimeterpapier
eingetragen, und der Trägheitseinfluß wird aus dem Temperaturgradienten und dem aus Ab
schnitt II, lc bekannten druckabhängigen Trägheitsfaktor in der gleichen Weise berechnet wie hei
der trockenen Temperatur. Der Temperaturgradient ist in diesem Falle zwischen den Meßpunkten
nicht bekannt, jedoch ist die Neigung der geraden Linie zwischen zwei aufeinanderfolgenden Eich
punkten im allgemeinen nicht wesentlich vom wahren Temperaturgradienten verschieden. Unter
halb des Nullpunktes erhält die Feuchtekurve eine Einbuchtung, welche durch den Gefriervorgang
des Wassers bedingt ist: nach Unterschreiten des Gefrierpunktes ist zunächst das Wasser des
Strumpfes unterkühlt, es treten noch Sprünge auf, die einige Grade unter Null liegen. Dann erfolgt
plötzlich die Vereisung, wodurch Schmelzwärme frei und zum Teil an das Thermometer abgegeben
wird. Dadurch erscheinen rückläufige Sprünge bis 0° C. Im weiteren Verlauf tritt dann eine rasche
Abkühlung des Thermometers auf den Wert ein, der der feuchten Atmosphärentemperatur ent
spricht. In diesem Gebiet, das je nach Feuchtigkeitsgehalt der Luft und dem Temperaturgefälle in
2 bis 8 Minuten von der Sonde passiert wird, ist eine Feuchtebestimmung nicht in einfacher Form
möglich. Im übrigen ist die psychrometrische Differenz an den Meßpunkten genau bekannt. Wegen
des kleinen Kontaktabstandes hält sich der Fehler, der durch Interpolation zwischen zwei Eich
werten unter Wahrung meteorologischer Gesichtspunkte entsteht, gegenüber der wahren Feuchte
des Zwischengebietes in erträglichen Grenzen. Die Berechnung der relativen Feuchte wird dann für
die markanten Punkte der trockenen Temperatur unter Benutzung der Sprung’schen Formel 11 )
durchgeführt, welche den jeweiligen Luftdruck berücksichtigt:
e
b
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mit e = Dampfspannung in mm,
E’ = maximale Dampfspannung bei t’° C in mm,
t — trockene Temperatur in 0 C,
t’ = feuchte Temperatur in °C,
b — Luftdruck in mm.
Daraus erhält man, mit E = maximale Dampfspannung bei t° C, die relative Feuchte zu:
R = 100 . e/E.
c) Die Zeitkurve des Luftdrucks
Die Zuordnung der Eichwerte zu den einzelnen Frequenzsprüngen der Druckkörper bietet
trotz deren gegenseitiger Nichtunterscheidbarkeit keine wesentlichen Schwierigkeiten, weil die
Forderung des Anschlusses an den Bodenwert zwangsläufig die richtige Reihenfolge ergibt. Auch
in dem Überlappungsbereich beider Druckkörper ist die Zuordnung mit einiger Übung gut möglich.
In das Koordinatenpapier, welches die Temperatur zeitkurven enthält, werden auch die Druck
werte eingetragen. Der Zeitpunkt jeder Kontaktgabe wird durch eine zur Abszisse parallele Linie