Walter Gehl haar: Die meteorologischen Meßelemente der Marineradiosonde
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funden, die aus der graphischen Darstellung der Abbildung 17*) ersichtlich ist. Die der jeweiligen
Temperatur des Druckkörpers entsprechende Korrektur Ap ist dem Eichwerte p 0 hinzuzufügen.
b) Thermische Trägheit der Druckkörper
Dem Meßprinzip des Luftdrucks entspricht die erforderliche beträchtliche Reduktion der ge
messenen Druckwerte infolge des Temperatureinflusses. Die Anwendung der Gasgleichung setzt die
genaue Kenntnis der Temperatur der abgeschlossenen Gasmenge im Druckkörper voraus. Es ist zu
vermuten, daß diese Temperatur während des Aufstiegs der wahren gegenüber nachhinken wird,
und zwar in stärkerem Maße, als dies bei den Thermometern der Fall ist, aus zweierlei Gründen:
1. weil die Glaswandungen der Druckkörper dicker sind als diejenigen der Thermometerkörper,
2. weil die Wärmeleitung innerhalb des Gases viel schlechter ist als innerhalb des Quecksilbers.
Die Größe des Trägheitseinflusses wurde in ähnlicher Weise bestimmt wie bei den Kontakt
thermometern. Die abgeschlossene Luftmenge des Druckkörpers wurde erwärmt und die zeitliche
Volumenkontraktion hei normaler Ventilation beobachtet. Es wurde als Trägheitsfaktor fast der
doppelte Wert desjenigen der trockenen Thermometer gefunden bei gleicher funktioneller Ab
hängigkeit von der Luftdichte.
III. Auswerteverfahren und Meßgenauigkeit
1. Die Berechnung der Zeitkurven aus den Registrierungen
a) Die Zeitkurve der trockenen Temperatur
Die Zuordnung der registrierten Frequenzsprünge zu den Temperaturwerten des Eichscheines
ist wegen der Unterscheidung von großen und kleinen Sprüngen und deren Reihenfolge eindeutig.
Mit den gemessenen Zeitwerten der Sprünge wird zunächst die Temperatur-Zeitkurve auf getragen,
wie sie sich ohne Berücksichtigung der Feinstruktur und des Trägheitseffektes ergibt (unreduzierte
Kurve). Die Eintragung geschieht auf Millimeterpapier. An Hand einiger vorweg eingezeichneter
Druckwerte wird der ungefähre Verlauf der Druck-Zeitkurve angedeutet, mit welcher die Träg
heitseffekte des Thermometers ausgerechnet werden. Der Faktor a als Funktion des Luftdrucks ist
aus den obigen Untersuchungen des Abschnitts II, 1 c bekannt. Mit diesem Wert, berechnet für den
Zeitpunkt der Kontaktgabe, erhält man die Temperaturdifferenz zwischen der wahren und der vom
Thermometer angezeigten Temperatur nach der Formel (1); für muß die Temperaturänderung
in der Minute eingesetzt werden, weil « die Dimension [min] hat. Die Ermittlung dieser Größe ge
schieht graphisch aus der unreduzierten Kurve bzw. hei stark veränderlichem Gradienten aus der
Frequenzregistrierung. Die so gefundenen wahren Temperaturwerte an den Eichpunkten werden
entsprechend dem Verlauf der Registrierung zwischen ihnen miteinander verbunden. Bei der Aus
wertung einer Inversion wird der letzte Meßwert des Thermometers vor dem Beginn der Tempera
turumkehr in der eben angegebenen Weise verbessert, dann die Kurve der wahren Temperatur ent
sprechend dem Gradienten bis zu dem Zeitpunkt durchgezogen, bei welchem die Umkehr beginnt.
Liegt ein rückläufiger Temperatursprung in der Inversion, so entnimmt man aus der Registrierung
den Temperaturgradienten und reduziert damit den Eichwert entsprechend nach der wärmeren
Seite. Ebenso wird der zum drittenmal erscheinende Meßwert entsprechend dem vorhergehenden
Gradienten reduziert. Liegen keine Sprünge in der Inversion, so muß ihre Größe ausgemessen
*) Auf Grund von Messungen von H. Reg.-Rat Dipl.-Ing. F. K. Keller und dem Verfasser.