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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marincobservatoriums, 61. Band, Nr. 4
SSO 2—3 und dreht im Laufe des Tages nach SSW bis SW. Am 12. flaut der Wind in der westlichen Ostsee
wieder langsam ab, und um 23 Uhr beträgt die Windstärke bei Adlergrund nur noch 6 Beauf. Mit ab
flauendem Wind steigt das Wasser in der westlichen Ostsee sehr rasch an und erreicht am 13. Januar etwa
6 Uhr ein Maximum (vergl. Abb. 8). Im Finnischen Meerbusen senkt sich der Wasserspiegel zur gleichen Zeit,
wie er sich in der westlichen Ostsee hebt und erreicht ein Minimum, das zeitlich mit dem Maximum in der
westlichen Ostsee zusammenfällt. Damit könnte die Eigenschwingung der Ostsee schon eingeleitet sein. Sie
erhält aber noch einen weiteren Impuls am 13. Januar 11 Uhr durch den vorübergehend bis Windstärke 8
auffrischenden WSW-Wind, der in der westlichen Ostsee das Fallen des Wassers unterstützt. Das darauf
folgende Zurückschwingen des Wassers wird durch den bereits um 15 Uhr auf Stärke 4 abgeflauten Westwind
nicht gehindert. Am 14. hat der Wind vorwiegend nordwestliche Richtung, und auch am 15. bleibt der Wind
westlich bis nordwestlich, bis er am 16. auf Windstille abflaut. Vom 13. bis zum 16. steigt das Wasser nach
Elimination der Schwingungsbewegung in der westlichen Ostsee, wie aus der Restkurve (a—b)—c für Ystad
in Abb. 14 zu ersehen ist, ziemlich gleichmäßig an. Im Finnischen Meerbusen ist der Wind während der ganzen
Zeit verhältnismäßig schwach gewesen, aber seine Richtungsänderungen, wirkten sehr günstig auf die freien
Schwingungen ein. In Ilmala ist die Windrichtung bis zum 12. Januar 7 Uhr SSO. Um 8 Uhr springt der
Wind nach WSW, dreht im Laufe des Tages nach SW und SSW und am 13. Januar 0 Uhr nach WNW,
wobei er noch etwas auffrischt. Dieses Rechtsdrehen des Windes unterstützt den Anstieg des Wasserstandes im
Finnischen Meerbusen am Vormittag des 13. Januar.
Bei der einknotigen Schwingung voml5.bisl8.Dezemberl936 im System Ost
see — Bottnischer Meerbusen (Abb. 11) wird über dem ganzen Schwingungsbecken S- bis WSW-Wind beob
achtet, der zeitweise bis auf Sturmstärke auffrischt. Während der ganzen Zeit liegt über Rußland ein Hoch
druckgebiet, und rege Wirbeltätigkeit herrscht im nördlichen Nordatlantischen Ozean und im Nordmeer. Die
Isobaren haben eine Richtung, die fast genau mit der Längsrichtung der Ostsee zusammenfällt. In der Haupt
sache sind beim Zustandekommen der Schwingungsbewegung Änderungen in der Windstärke und -richtung
beteiligt. Im Bottnischen Meerbusen werden die durch den Wind hervorgerufenen Wasserstandsänderungen
durch günstig wirkende Luftdruckschwankungen verstärkt.
In Tabelle 3 sind für Feuerschiff Adlcrgrund und Vasa im Bottnischen Meerbusen Windrichtung und
-stärke, für letztere Station auch die Barometerstände, soweit sie nach dem veröffentlichten Material (11) (23)
zur Verfügung standen, angegeben.
Tab. 3. Windrichtung und -stärke bei Feuerschiff Adlergrund und Vasa und Luftdruck (mm) bei Vasa
für die Zeit vom 14. bis 18. Dezember 1936.
Feuerschiff Adlergrund (Windstärke in Beauf.) Vasa (Windstärke in m/sec)
Uhrzeit
14. Dez.
15. Dez.
16. Dez.
17. Dez.
18. Dez.
Uhrzeit
14. Dez.
15. Dez.
16. Dez.
17. Dez.
18. Dez.
3
SSW
4
S
8
WSW
5
WSW
6
s
6
SW 6
SW 16
SSW 4
S 12
SW 6
7
SSW
3
S
7
SW
6
WSW
5
sw
5
753.8
750.6
749.2
750.4
747.5
11
SSW
6
SzW
7
SSW
5
WSW
5
SW
3
19
SW 2
SSW 10
WSW 6
SSO 9
SW 19
15
s
6
s
5
S
6
WSW
6
SSW
4
755.0
750.2
751.2
748.6
740.6
19
s
7
SSW
6
s
7
SSW
4
SW
5
19
SW 6
SW 14
SSW 6
SW 4
SW 14
23
s
8
SW
6
s
8
s
5
SW
6
753.3
750.3
752.2
749.5
740.4
Am Abend des 14. Dezember frischt der Wind im ganzen Ostseeraum aus südlicher bis südwestlicher
Richtung auf und erreicht in der Nacht zum 15. Dezember Windstärke 8 Beauf. In der westlichen Ostsee wird
der Wasserspiegel erniedrigt und im nördlichen Teil des Bottnischen Meerbusens, sehr stark erhöht. Bei den
Aalandsinseln sind keine wesentlichen Änderungen des Wasserstandes eingetreten (vergl. Degerby und Stock
holm in Abb. 11), so daß die Meeresoberfläche von Norden nach Süden um die Verbindungslinie Stockholm —
Degerby geneigt ist. Der Wind flaut am Abend des 15. und in der Nacht zum 16. im Bottnischen Meerbusen
ab und dreht zur gleichen Zeit in der westlichen Ostsee über SW nach WSW, wobei er auch vorübergehend
etwas schwächer wird. Die Wassermasse schwingt zurück und erreicht am 16. Dezember 15 Uhr ein Minimum
im Bottnischen Meerbusen und ein Maximum in der Ostsee. Die Knotenlinie liegt etwas südlich der Aalands
inseln. Die Schwingung läßt sich bis zum 18. Dezember verfolgen. Dann frischt der Wind im Bottnischen Meer
busen erneut aus SW bis zu Sturmesstärke auf und treibt das im Steigen begriffene Wasser in der nördlichen
Bottenwiek noch höher, als es der freien Schwingung_ entsprechen würde. Ungünstige Windverhältnisse ver
hindern aber am folgenden Tage das Weiterschwingen der Wassermasse.