Schumacher, A.: Die Deutsche Atlant, Exped. auf d. Vermessungs- u. Forschungsschiff „Meteor‘. 399
Ausdruck bringt. Der größte, in diesem Meßfelde vorkommende Höhenunterschied
beträgt etwas mehr als 5.20 m auf einer Entfernung von 110 m. Das würde für
die aus SSO kommende Dünung eine Wellenlänge von etwa 200 m ergeben. Bei
diesem Verhältnis der Abmessungen ist es nicht verwunderlich, wenn in den gleich-
zeitigen nautischen Eintragungen der aus S5SW kommende Seegang (Stärke 3
nach nautischer Schätzung) als das Wesentliche zur Charakterisierung der Wasser-
oberfläche angesehen worden ist. Der Seegang ist übrigens verursacht durch
ein vorübergehendes Drehen und Auffrischen des Windes im Laufe der vorher-
gehenden Nacht,
Der Einfluß von Wasserflächen auf die Cumulusbildung.
Von W, Peppler,
Es ist bekannt, daß über größeren Wasserflächen in der Regel keine Cumuli!),
wenigstens nicht solche, die durch thermische Konvektion verursacht sind, entstehen.
Verfasser hat während seines mehrjährigen Aufenthaltes an der flandrischen
Küste häufig Gelegenheit gehabt, den Einfluß des Meeres auf die Cu-Bildung zu
beobachten. An der Küste bildeten sich, Cumuli fast nur über dem Lande, und
sie lösten sich, falls in der Höhe die Strömung nach der See gerichtet war, so-
Fort bei Betreten der Wasserfläche auf. Dabei war gut zu beobachten, daß der
Auftrieb der Wolke über dem Wasser rasch erlahmte und die Wolkenmaterie
dünner wurde, bis schließlich ein Dunstfleck übrig blieb. Die gleiche Erschei-
nung ist auch an größeren Binnenseen, wie am Bodensee häufig zu beobachten,
In der warmen Jahres- und Tageszeit bilden sich Cumuli fast nur rings um den
See und über dem benachbarten Gebirge, während der See selber normalerweise
wolkenfrei bleibt. Es sei dabei erwähnt, daß aus diesem Grunde über dem See
und einem schmalen Uferstreifen im Frühling und Sommer die Sonnenschein-
dauer nicht unerheblich höher ist als weiter landeinwärts, ein Umstand, der für
hohe Pilotvisierungen und auch Strahlungsmessungen an der Drachenstation
günstig ist. Die auffallend großen Höhen, die an der Drachenstation mit Piloten
erreicht werden, dürften zum Teil darauf zurückzuführen sein. ;
Bildet sich das tägliche Windsystem des Seewindes aus, dann erfolgt die
Cumulusbildung erst jenseits der Grenze, bis zu der der Seewind landeinwärts
reicht. Ebenso ist am Bodensee gut zu beobachten, daß die Vorberge und die
Alpen, und zwar gerade die überragenden Erhebungen des Reliefs bevorzugte
Stellen der Cu-Bildung sind, so daß sich gelegentlich das Bodenrelief in der
Verteilung "der Cumuli am Himmel abbildet.
Das gleiche gilt auch für die Bildung der cu-ni- und Gewitterherde bei un-
stabiler Wetterlage, wie es von Bjerknes und Solberg und neuerdings von
Calwagen sehr anschaulich erörtert worden ist.
Der Grund dafür, daß die normale thermische Cumulusbildung über den
Wasserflächen ausbleibt, .ist leicht einzusehen, Da die Wasserfläche in der
wärmeren Jahres- und Tageszeit stets kälter ist als der feste Boden, fehlt über
dem Wasser die thermische Konvektion, Außerdem ist die Temperaturverteilung
über dem Wasser gleichmäßig, so daß keine Schlieren verschiedener Temperatur,
die eine notwendige Vorbedingung für die. Cumulusbildung sind, entstehen, Es
dürfte nun von Interesse sein, an der Hand der Temperaturmessungen der
Fesselaufstiege vom Bodensee einige quantitative Daten abzuleiten über die
vertikale Temperaturverteilung, die bei Cumulusbildung herrscht. Zu diesem
Zwecke wurden alle Aufstiege aus den Jahren 1910—1918 ausgezogen, die bei
typischer Cumulusbildung rings um den See ausgeführt wurden. Es fanden
sich 116 dazu brauchbare Aufstiege (meist Fesselballone). Sie liefern folgende
mittlere Temperaturgradienten für die Zeit von etwa 1b Nm. (Tabelle 1.}
ı) Siebe hierzu W, Köppen: Einfluß der Unterlage auf die Wolkenbildung. Met, Zt. 1915, S. 427.
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