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Die größten positiven Änderungen werden im Oberflächenwasser in den Frühjahrsmonaten, die entsprechen
den negativen in den Herbstmonaten erreicht. Charakteristisch ist wieder, daß die mehr kontinentbeeinflußten Feu
erschiffe der Flußmündungen (Bremen und Elbe 4) sowie diejenigen vor der nordfriesischen Küste (von Außenei
der bis Horns-Rev) die maximal positiven Änderungen schon einen Monat früher aufweisen als alle übrigen
Feuerschiffe. Selbst Terschellinger-Bank, am westlichen Rand der Deutschen Bucht gelegen, steht unter dem Ein
fluß des stark erwärmten holländischen Küstenwassers. In diesen Zahlen prägt sich deutlich aus, daß der Einfluß
der Frühjahrserwärmung und der herbstlichen Abkühlung in verstärktem Maße vom Festland ausgeht und von hier
in die Deutsche Bucht fortschreitet. Daneben zeigen diese Temperaturänderungen, wie nicht anders zu erwarten,
die thermischen Gegensätze zwischen den beiden friesischen Küstengebieten und auch zwischen den Flußmündun
gen der Elbe und Weser. Ferner sind diese Unterschiede auf die unterschiedliche Wasserführung von Weser und
Elbe sowie auf ihren Einflußbereich in der Deutschen Bucht zurückzuführen, was besonders Zorell und der Ver
fasser als bedeutendes Moment herausgestellt hatten. Der jährliche Gang der Wassertemperatur und somit auch die
Temperaturänderungen von Monat zu Monat, z. B. bei den Feuerschiffen Bremen und Elbe 4, sind stark von der
Wasserführung der beiden großen Ströme abhängig. Die thermischen Unterschiede zwischen den beiden Feuer
schiffen ist „eine Folge der größeren Frühjahrs- und Sommerwassermengen der Elbe gegenüber der Weser (April-
hochwasscr und namentlich sekundäres Julimaximum!), die dem Wasser in und vor der Elbmündung mehr Wärme
zufilhren als es die Weser tun kann, die im Sommer ihre geringsten Wassermengen führt.“ Die nordfriesischen Feu
erschiffe bis hinauf nach Horns-Rev zeigen denselben Charakter wie Elbe 4, da diese Feuerschiffe stark unter dem
Einfluß der abfließenden Elbwassermengen stehen. Bei der Besprechung der Jahresschwankungen der Oberflä
chenwassertemperatur wurde bereits auf die thermische Einwirkung der Elbwassermengen hingewiesen. Im Herbst
und zu Anfang des Winters tritt dieselbe Wirkung auf, thermisch gesehen nur in entgegengesetztem Sinne. Der
stark abkühlende Zustrom an relativ kaltem Wasser durch Elbe und Weser beeinflußt das Oberflächenwasser der
Flußmündungsgebiete der großen Ströme, in der Elbe wieder stärker als in der Weser.
Im Bodenwasser treten die stärksten positiven Temperaturänderungen von Monat zu Monat zwischen Mai und
Juni auf, bei Horns-Rev erst einen Monat später. Die entsprechenden maximalen negativen Änderungen im Herbst
(Oktober/November) laufen mit denen im Oberflächenwasser nahezu gleichsinnig. Nur die Beträge dieser zwi
schen monatlichen Änderungen im Frühjahr wie im Herbst sind im Bodenwasser kleiner als im Oberflächen wasser.
Thermische Gegensätze zwischen den friesischen Küsten sind auf Grund der bis jetzt vorliegenden Untersuchungs
ergebnisse nicht zu erkennen.
Als Abrundung dieser Ausführungen werden in den Tab. 34 und 35 die zwischenmonatlichen Temperaturän
derungen bei den Helgoländer hydrographischen Stationen wiedergegeben. Eingehende Erklärungen wurden be
reits gegeben (s. (23) auf S. 166 und (24) auf S. 229 Abschnitt 5). Zusammengefaßt kann gesagt werden, daß die
Zeit der stärksten Erwärmung rund um Helgoland nahezu mit derjenigen gleichsinnig verläuft, welche für das
Oberflächenwasser bei den weniger kontinentbeeinflußten Feuerschiffen der Deutschen Bucht gilt, das sind insbe
sondere die vor der ostfriesischen Küste gelegenen Schiffe Borkumriff und Norderney sowie die Feuerschiffe der
Weser- und Elbmündung außer Bremen und Elbe 4. Nur die nördlich der Insel Helgoland gelegene Station Selle-
brunn zeigt eine Verspätung von einem Monat gegenüber den anderen Helgoländer Stationen. Die stärkste Abküh
lung tritt bei den Terminstationen erst gegen Ende des Jahres ein und läuft mit derjenigen von Norderney und We
ser parallel. Bei Helgoland-Reede auf flacherem Wasser setzt die stärkste Abkühlung bereits einen Monat früher
ein und verläuft mit derjenigen bei den übrigen Feuerschiffen gleichsinnig. Im Tiefen- und Bodenwasser um Hel
goland geht der Prozeß der stärksten Abkühlung mit dem an der Oberfläche parallel. Gegen Ende des Jahres wird
also die ganze Wassersäule von diesem Vorgang, bei dem Konvektionsbewegungen der Wasserkörperchen eine
Hauptrolle spielen werden, erfaßt. Bei dem thermisch entgegengesetzten Vorgang, dem Stadium der stärksten Er
wärmung, scheinen Schichtungszustände im Aufbau der Wassersäule, die im Mittel nur als geringfügig hingestellt
worden sind, wie bereits oben angeführt, die Erwärmung der unteren Wasserschichten zu hemmen und auch regio
nal sich verschieden auszuprägen. Nur so ist das Nachhinken der Zeit der stärksten Erwärmung in der Tiefe zu ver
stehen. Eine allgemeine Abhängigkeit des Zurückbleibens der Zeit der stärksten Erwärmung mit wachsender Tiefe
ist nicht zu erkennen. Südlich und östlich von Helgoland wird fast die ganze Wassersäule gleichmäßig erfaßt (d.h.
zwischen 0 und 25 m). Tiefere Schichten in diesem Raum, insbesondere östlich der Helgoländer Düne, werden erst
einen Monat später am stärksten erwärmt. Diese Zeit fällt nahezu mit derjenigen westlich und nördlich von Helgo
land zusammen. Bei den Feuerschiffen sind derartige Verspätungen der Eintrittszeit der stärksten Erwärmung nur
vom Bodenwasser bei Horns-Rev bekannt.