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parallelen Signalverarbeitung. Die sprunghafte
Veränderung der GPS-PosItion und das kontinu
ierliche Wegdriften der Position zu Beginn einer
Störung ist bei beiden Arbeitsprinzipien zu beob
achten. Eingebunden in automatisierte Navi
gationssysteme, z. B. positionsgestützte Bahn
führung, führen derartige Mängel des Positions
sensors immer dann unmittelbar zur sicher
heitsgefährdenden Kursänderungsmanövern,
wenn sie nicht vom System abgesichert werden.
Das BSH läßt daher Bahnführungsysteme nur zu,
wenn sie als zusätzliche Sicherheitsfunktionen
- zur stetigen Überwachung der Position,
die zur Bahnführung genutzt wird, ein
zweites, unabhängiges Positionsverfah
ren heranziehen,
- eine Position in einem Bahnführungspro
zeß nur dann anwenden, wenn sie durch
ein Statuswort gültig gekennzeichnet ist,
- als zweites Positionsverfahren u. a. auch
einen Koppelprozeß nutzen, wenn die
Rechengrößen Kurs und Geschwindig
keit unabhängig vom führenden Posi
tionsverfahren ermittelt werden.
Es ist nicht davon auszugehen, daß die be
obachteten Mängel nach der Betriebsbereit
schaftserklärung für GPS bei vollständig ausge
bauter Verfügbarkeit der GPS-NAVSTAR-
Satelliten nicht mehr auftreten. Auch bei vollstän
digem Ausbau des GPS-Raumsegments werden
einzelne, eng begrenzte Gebiete kurzzeitig mit
sehr ungünstiger Satellitengeometrie überdeckt
sein. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von
Störungen wird dann allerdings geringer sein.
Die erprobten GPS-Anlagen sind, abgese
hen vom Stand-alone-Betrieb, nur bedingt taug
GPS-Navigationsanlagen
lieh. Ihre Verwendung innerhalb von Systemen
mit unterschiedlichem Automatisierungsgrad
kann zur Gefährdung des Schiffes und seiner Be
satzung führen. Störungsverdächtige GPS-Posi-
tionen sollten zur Bahnführung, zur Verwendung
In ECDIS-Systemen und in Seenotfunkbaken nur
verwendet werden, wenn besondere Sicherheits
vorkehrungen getroffen werden.
Für einen sicheren Betrieb im Systemver
bund ist zu fordern, daß
- Installationsstandorte für GPS-Antennen
unter dem Gesichtspunkt freier Rund
umsicht ausgewählt werden, wobei die
GPS-Antenne In Konkurrenz zur Aufstel
lung der Radar-Antennen, der SATCOM-
Antennen und der Antenne des Funkpei
lers steht,
- jegliche Einstrahlung in die GPS-Antenne
von zum Beispiel INMARSAT oder Radar
zu vermeiden ist,
- geeignete Schnittstellenspezifikationen
für den Systemverbund definiert werden,
- GPS-Anlagen, die In einem Systemver
bund verwendet werden sollen, durch
Baumusterprüfung ein stabiles Verhalten
nachgewiesen haben, und
- Sicherungsstrategien im Gesamtsystem
gegenüber den Daten der GPS-Anlage
eingebaut werden, wobei als Beispiel die
vom BSPI entwickelten, für Positionssen
sordaten allgemein gültigen Sicherungen
der Bahnführungssysteme dienen kön
nen.