Naut. Veröffentlichungen, Vermessung u. Seekartenwerk
rium ein „Verzeichnis der Seeieuchten oder
Leuchtfeuer der Erde“ herausgegeben wurde.
Seinerzeit mußte sich die Schiffahrt bei ihren
Fahrten in Küstennahe ausschließlich auf terre
strisches Navigieren verlassen, wobei unter an
derem ein eindeutiges Erkennen und richtiges
Zuordnen der in Sicht befindlichen Seezeichen
und Landmarken von größter Wichtigkeit war. Das
damalige Kartenmaterial zeigte sich hierfür nur
bedingt tauglich, so daß mit dem Erscheinen des
zunächst einbändigen Verzeichnisses der
Schiffsführung ein hervorragendes Hilfsmittel zur
Erleichterung der Küstennavigation zur Verfü
gung stand.
Die Ausweitung des Seeverkehrs und das
damit verbundene Anwachsen der Schiffsgrößen
verlangten erhebliche Anstrengungen zur Siche
rung der Schiffahrtswege, d. h. zur auffälligen
Kennzeichnung der Küsten, Häfen, Fahrwasser
und Gefahrenstellen. Die in den vergangenen
hundert Jahren in diesem Zusammenhang enor
me Vermehrung der Seezeichen aller Art ließ das
Leuchtfeuerverzeichnis entsprechend anschwel
len: Das heute vom BSH veröffentlichte weltweite
„Verzeichnis der Leuchtfeuer und Signalstellen“
umfaßt vierzehn Bände (Teile) mit insgesamt rund
7800 Seiten, von denen etwa 300 Seiten auf die
ortsfesten Signalstellen entfallen. Wegen der
häufigen Veränderungen muß das Werk minde
stens alle zwei jahre neu herausgegeben werden.
Sich nach dem Zweiten Weltkrieg durchset
zende, neuartige Navigationsverfahren, wie zum
Beispiel Radar und Decca, haben der terrestri
schen Küstennavigation einiges von ihrer frühe
ren Bedeutung genommen. Auch ließen die Ein
führung international vereinbarter, einheitlicher
Betonnungssysteme und die Verbesserung des
Kartenmaterials durch übersichtlichere und farbi
ge Gestaltung den Griff zum Leuchtfeuerver
zeichnis seltener werden. Das Verzeichnis hat
sich somit In den vergangenen Jahrzehnten Im
mer mehr zu einer reinen, die Seekarte ergänzen
den Veröffentlichung entwickelt, die in der Regel
nur bei gelegentlichem Bedarf, d. h. wenn die
Seekarte in einem Ausnahmefall keine hinrei
chende Information liefert, zu Rate gezogen wird.
Mitte der 1980er Jahre wurden neue Prinzi
pien für das Seekartenwerk auf internationaler
Ebene festgelegt. Seit 1987 stellt das BSH, wie
andere hydrographische Dienste auch, seine
Seekarten auf diese vereinbarten Standards (INT-
Standards) um. Damit verbunden ist unter ande
rem eine Erweiterung der Angaben zu den
Leuchtfeuern, Leuchttonnen und Nebelschall
sendern. Das hat zur Folge, daß fast alle nautisch
wichtigen Informationen aus dem Leuchtfeuer
verzeichnis in den nach INT-Standards bearbeite
ten Seekarten enthalten sind. Schon heute über
schneiden sich das Leuchtfeuerverzeichnis und
die herkömmliche Seekarte inhaltlich beträcht
lich; die Redundanz gegenüber einer nach INT-
Standards bearbeiteten Karte erhöht sich auf et
wa 80 Prozent. Die Einhaltung des bewährten
Prinzips, inhaltliche Überschneidungen im nauti
schen Informationssystem nach Möglichkeit zu
vermeiden, erfordert angesichts der sich abzeich
nenden Entwicklung geeignete Gegenmaßnah
men.
Eine Im BSH zu dieser Thematik durchge
führte Untersuchung kommt zu dem Schluß, daß
es am sinnvollsten sei, eine Umstrukturierung des
nautischen Informationssystems anzustreben,
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