Liegt hier zwischen eurasischer und afrikanischer Platte eine kontinentale Brücke vor, die
von alter ozeanischer Kruste flankiert wird? Sind die ozeanischen Becken östlich und
westlich Reste des Tethysmeeres? In dieser Frage gehen die Meinungen noch ausein-
ander. Das Mittelmeer ist ein sehr komplexes Gebiet für erdwissenschaftliche Forschung.
Gerade deshalb wird es bei zukünftigen Projekten erforderlich sein, unter Einsatz der
modernsten Technologie neue Erkenntnisse durch sehr dichte Beobachtungsnetze zu er-
reichen.
Wilfried Weigel
2. Magnetik, Gravimetrie und Reflexionsseismik
Mit dem Forschungsvorhaben „Geophysikalische Untersuchungen des Untergrundes
der Nordsee“, in dem die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR),
das Deutsche Hydrographische Institut (DHI) und die Prakla-Seismos GmbH von 1958
bis 1964 eine seismische, magnetische und gravimetrische Übersichtsvermessung der
Nordsee durchgeführt haben, begann die deutsche marine geophysikalische Nachkriegs-
forschung. Mit der Indienststellung des FS METEOR im Jahre 1964 ist der deutschen
marinen Geophysik dann auch eine weltweite Forschung ermöglicht worden.
Von den 73 Forschungsfahrten der METEOR sind auf 26 Reisen geopysikalische
Untersuchungen durchgeführt worden. Die drei schon 1965 geophysikalisch auf See
tätigen Institute, nämlich das DHI, die BGR und das Institut für Geophysik der Universi-
tät Hamburg haben bei den nachfolgend diskutierten geophysikalischen Vorhaben oft
zusammengearbeitet. Im Laufe der Zeit haben auch andere Institutionen marine geophy-
sikalische Aktivitäten entwickelt, z. B. die geophysikalischen Institute der Universitäten
Kiel, Bochum, München und das Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung.
Geophysikalische Forschungsschwerpunkte auf den ersten Reisen der METEOR
waren Untersuchungen über den Aufbau der Erdkruste mit den Methoden der Refrak-
tionsseismik, Gravimetrie und Magnetik im nördlichen Indischen Ozean, im äquatorialen
Atlantik und im Nordatlantik. Auf der METEOR-Fahrt Nr. 1 sind dabei 1965 mächtige
Sedimentbecken im Schelfbereich vor Bombay und Karachi sowie eine
langgestreckte Struktur erkannt woren, in der dann später von der Industrie die Felder
des „Bombay High“ erschlossen worden sind, aus den 1984 etwa 29 Millionen Tonnen
Erdöl gefördert wurden.
Auf der Reise Nr. 2 ist die Romanche-Bruchzone bathymetrisch, gravime-
trisch und magnetisch vermessen worden. Auf dieser Reise wurde auch erstmalig die
1938 von der „Meteor“ entdeckte Große Meteor-Bank mit einem Nord-Süd
verlaufenden Profil gravimetrisch und magnetisch erkundet. Aus den Meßdaten leitete
U. Fleischer eine mittlere Dichte von 2,63 g/cm? für den Kuppenkörper ab und vermu-
tete, daß die Große Meteor-Bank ein kontinentales Krustenfragment sei. Dieser Inter-
pretation folgten zunächst auch Aric et al., die mit refraktionsseismischen und tiefenrefle-
xionsseismischen Messungen auf der Reise Nr. 9 (1967) ein Abtauchen der Mohorovicic-
Diskontinuität unter den Kuppenkörper nachgewiesen haben. Auf den METEOR-Rei-
sen Nr. 8 und 9 wurden auch erstmalig in Deutschland pneumatische Schallquellen
(Airguns) für analoge reflexionsseismische Messungen verwendet. Mit Hilfe dieser refle-
xionsseismischen Messungen und durch die nun möglich gewordenen gezielten geologi-
schen Beprobungen ließ sich nachweisen, daß die Große Meteor-Bank ein submariner
Vulkan ist, der vermutlich einer nach unten gebogenen anomalen ozeanischen Kruste
aufliegt.
Ein Teilstück des Mittelatlantischen Rückens, nämlich der Reykjanes-Rücken
ist schon auf der METEOR-Reise Nr. 4 (1966) gravimetrisch und magnetisch erkundet
worden. Da die Schwere-Anomalien einen regionalen Abfall zur Rückenachse zeigen,
wurde gefolgert, daß Krustenmaterial mit geringer Dichte den zentralen Rückenbereich
unterlagert.
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