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Full text: Forschungsschiff Meteor 1964-1985

Für Geologen und Geophysiker bedeutete die Kenntnis der Lage untermeerischer 
Strukturen eine weitere Herausforderung zur Erforschung des inneren Aufbaus bis in 
möglichst große Tiefen und ihrer Bedeutung im Entwicklungsgeschehen von Kontinenten 
und Ozeanen. 
Die Vorstellung von der Bewegung der bekannten Großplatten — der Plattentekto- 
nik — hat eine Vielzahl großer Forschungsprojekte initiiert, die mit der METEOR vor 
allem — meistens in internationaler Zusammenarbeit — im Gebiet des Atlantiks und des 
Mittelmeeres durchgeführt werden konnten. Es war ein glückliches Zusammentreffen, 
daß gerade in dieser Zeit eines der bedeutungsvollsten Unternehmungen der Erdwissen- 
schaften dieses Jahrhunderts in Angriff genommen wurde: das „Deep Sea Drilling Pro- 
ject“ (DSDP). Die Entstehungsgeschichte der Kontinentalränder — vor allem passiver 
Ränder im Bereich des Atlantiks und aktiver Ränder im Mittelmeer (Subduktionszonen), 
aktiver Rückenzonen, in denen neuer Ozeanboden durch Sea-Floor-Spreading gebildet 
wird, Antriebsmechanismen für die Plattenbewegungen, die Entstehung ozeanischer 
Lithosphäre (Tiefseebecken), der Übergang ozeanischer zu kontinentaler Kruste und die 
den passiven Rändern vorgelagerten Sedimentbecken, die Bedeutung untermeerischer 
Plateaus und Kuppen aus der Sicht der Plattentektonik sind einige zentrale geowissen- 
schaftliche Fragen, denen in nationalen und internationalen Forschungsprojekten und im 
DSDP-Projekt nachgegangen wurde und die sich damit gegenseitig ergänzen konnten. 
Teile der mit METEOR durchgeführten Expeditionen dienten der Vorerkundung (Site 
Survey) von Bohrlokationen. 
Zur Erschließung der Krustenstruktur bis in die Bereiche des Oberen Erdmantels 
wird die Refraktionsseismik eingesetzt. Man erhält Informationen über die Ausbreitungs- 
geschwindigkeit seismischer Wellen im Untergrund (Geschwindigkeitsstruktur), für die 
sine petrologisch/geologische Deutung gesucht wird. Für große Eindringtiefen (Litho- 
sphäre) und lange seismische Reichweiten wird Sprengstoff zur Anregung der seismischen 
Wellen verwendet. Bei günstigen Wellenausbreitungsbedingungen im Untergrund wur- 
den auch schon durch Bündelung mehrerer großer Luftkanonen (Airguns) Eindringtiefen 
bis zum Oberen Mantel erreicht. Z. Zt. kann man aber noch nicht zu vollständig spreng- 
stoffloser Energieanregung übergehen. 
Empfangen werden die seismischen Wellen durch Schallaufnehmer auf dem Meeres- 
boden oder unterhalb der Wasseroberfläche. Sie sind entweder über Kabel an Teleme- 
triebojen oder an Registriergeräte auf dem Meeresboden (Ozeanbodenseismograph, 
OBS) gekoppelt. Für den Einsatz sämtlicher geophysikalischer Untersuchungsmethoden 
wie Reflexionsseismik (BGR: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Han- 
nover; IGH: Institut für Geophysik der Universität Hamburg), Refraktionsseismik (IGH, 
BGR), Untersuchungen meeresbodennaher Schichten (IGK: Institut für Geophysik der 
Universität Kiel, DHI: Deutsches Hydrographisches Institut), Gravimetrie und Magnetik 
(BGR, DHI) und Geothermik (BGR) erwies sich die METEOR als ein sehr gut geeig- 
netes‘ Forschungsschiff. 
Bei der Durchführung des sprengseismischen Programms galt die Einhaltung eines 
Sicherheitsabstandes nach einer für METEOR gültigen Formel. METEOR lief auf Profil- 
kurs mit 5—8 kn Fahrt; alle 5—6 min detonierte, elektrisch gezündet, eine Ladung zwi- 
schen 5 und 100 kg. Die telemetrischen Signale wurden im Backbord-Peildeckhaus regi- 
striert. Sie fanden ihren Weg durch den Antennenwald. Auf dem Meeresboden drehten 
sich, zweihundert Stunden lang, die Laufwerke der Ozeanbodenseismographen. Nach 
Bearbeitung eines seismischen Profils begann mit Spannung die Aufnahme der veranker- 
ten Telemetriebojen und Ozeanbodenseismographen, häufig nachts, da das Wiederauf- 
finden durch Blinksignale der Geräte leichter als am Tage war. Mit großer Geduld wur- 
den oft bis zu 4000 m „METEOR-Leine“ (Polypropleine) über den mächtigen Spillkopf 
der W10 aufgeholt und häufig per Hand aufgetrommelt, manchmal mit gemischten Ge- 
fühlen. Aber man war froh, wenn alle Geräte geborgen waren. Der Verlust von Geräten 
drückte auf die gute Laune. Er wurde eingeleitet durch manchmal stundenlanges Suchen. 
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