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Full text: Forschungsschiff Meteor 1964-1985

vei dem alle Möglichkeiten zur Wiederauffindung durchprobiert wurden: Doppler-Sonar, 
Funkpeilung, kleine Sprengladungen. Auch diese Situationen gehören zum Erlebnis ME- 
TEOR, zum Arbeitsalltag auf einem Forschungsschiff. Besonders in Stunden großer 
Schwierigkeiten oder Enttäuschungen kam zum Ausdruck, daß der Einzelne an Bord sei- 
nen Beitrag zum Ganzen und guten Gelingen der Expedition beitragen wollte. Je mehr 
Disziplinen ihr Programm. bearbeiten wollten, desto schwieriger wurde die Aufgabe des 
Fahrtleiters. In oft langen Diskussionen wurde unter Berücksichtigung einer beschränk- 
ten Personalkapazität, u.a. auch durch die feste Überstundenregelung, fast täglich ein 
Programm ausgehandelt, bei dem es oft nicht ohne Kürzungen in einzelnen Fachgebieten 
abging. Dieses Problem wurde bei amphibischen Operationen noch komplexer. Die Ein- 
satz- und Bewegungsmöglichkeiten von seismischen Meßtrupps an Land mußten berück- 
sichtigt werden. Die Kommunikation wurde über den METEOR-Sender/Empfänger 
(3,15 MHz) abgewickelt. Oft stand den Landstationen kein Sender zur Verfügung, dann 
wurde täglich zu fest abgemachten Zeiten das Sprengprogramm über Funk durchgege- 
ben. 
Größere Erfolge wurden oft gebührend gefeiert. Ein „Highlight“ für die Sprengseis- 
miker war die erfolgreiche Detonation — über Funk gezündet — einer 4-Tonnen Kom- 
paktladung an der Ostflanke des Reykjanes Rückens (RRISP-Projekt). Die Explosion in 
200 m Tiefe vermittelte im Schiff den Eindruck eines dumpfen Donnergrollens. Seismi- 
sche Signale von ca. 2 Hz wurden noch in ca. 800 km in Nordisland registriert. Technolo- 
gisch war die Herstellung, Auslage und die Zündung einer derartig großen Ladung in 
freier See eine großartige Leistung. 
Die erwähnte 4 t-Ladung wurde während einer der größten internationalen amphibi- 
schen Unternehmungen, des „Reykjanes Ridge Iceland Seismic Projekt“ 
“RRISP Working Group) gezündet. Auf 42 seismischen deutschen Stationen, 12 automa- 
tischen sowjetischen und 35 isländischen Feststationen wurden die zum größten Teil 
durch große Sprengungen auf See ausgelösten seismischen Wellen registriert. 13 Meßsta- 
tionen (Telemetriebojen, OBS) an der Ostflanke des Reykjanes-Rückens zeichneten seis- 
mische Signale von einer Vielzahl kleinerer Sprengladungen auf. Das Ergebnis war ein 
bisher unbekannter Einblick in die Tiefenstruktur des „Hot Spot“ Island und des aktiven 
Reykjanes-Rückens: Die Kruste Islands geht nahezu kontinuierlich in die des Reykjanes- 
Rückens über. Große Gegensätze und ein fast diskontinuierlicher Übergang zeigen sich 
im Oberen Mantel. Im Altersbereich von ca. 10 Millionen Jahren wurde an der Ostflanke 
des Reykjanes-Rückens eine konsolidierte ozeanische Kruste gefunden, Zum Zentralbe- 
reich des Rückens hin folgt eine bisher nicht erklärte Aufwölbung des Oberen Mantels. 
Im Gegensatz zu früheren Auffassungen hat die Magmenaufstiegszone nur eine Breite 
von ca. 50 km. 
Unmittelbar auf die tiefenseismischen Untersuchungen im Gebiet Reykjanes-Rük- 
ken/Island folgte das „Blue Norma“-Projekt bei den Lofoten, das 1972 als „Blue 
Road“-Projekt begonnen wurde. 
Die Fragen konzentrierten sich hauptsächlich auf die Entwicklungsgeschichte des 
norwegischen passiven Kontinentalrandes und die Tiefenstruktur der Kaledoniden. Hat 
dieses langgestreckte Gebirge eine Wurzel? Die Untersuchungen ergaben den Befund, 
daß keine Wurzel existiert. 
Umfangreiche seismische Messungen sind von METEOR auf den Reisen 17, 22, 33 
und 50 im östlichen Mittelmeer, im Ionischen Meer und in der Ägäis 
durchgeführt worden. Auch hier fand ein großes amphibisches Unternehmen im Grenz- 
bereich der Großplatte Asiens und Afrikas statt. Die seismischen Wellen von 20 großen 
Seesprengungen — neben einer Vielzahl kleinerer — wurden auf einem etwa Nord-Süd 
verlaufenden Profil von Landstationen auf Kreta und in Ägypten und Seestationen regi- 
striert. Der Mittelmeerrücken erweist sich, wie bei früheren Projekten, auch hier als 
schlechter Leiter für seismische Energie. Das Ergebnis zeigt über die gesamte Entfernung 
zwischen Kreta und Ägypten eine nur wenig um 30 km schwankende Krustenmächtigkeit. 
m.
	        
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