Die Bordwetterwarte auf FS METEOR
Die Bordwetterwarte der METEOR, im Brückendeck gelegen, war während der
Reisen mit einem Meteorologen und einem Funkwettertechniker des Seewetteramtes in
Hamburg (Deutscher Wetterdienst) besetzt.
Ausgerüstet war die Bordwetterwarte mit Langwellen-, Kurzwellen- und Allwellen-
empfängern, zum Empfang von Bildfunkwetterkarten und zur Aufnahme der Unterlagen
zum Zeichnen eigener Wetterkarten. Wissenschaftliche Fahrtleitung, die Wissenschaftler
und die Schiffsführung wurden ständig über die Wetterentwicklung informiert, was bei
der Planung der wissenschaftlichen Untersuchungen auf See nicht nur nützlich sondern
oft auch notwendig ist.
Selbstverständlich wurde von der Bordwetterwarte auch der Wetterbeobachtungs-
dienst auf See durchgeführt. Die verschlüsselten Wetterbeobachtungen wurden von der
Funkstation an Küstenstationen abgesetzt und damit dem internationalen Wetterdienst
zugeführt. Die meisten Meßinstrumente befanden sich an einem Mast oberhalb des
Brückenhauses. Die Meßwerte wurden elektrisch an die Wetterstation übertragen, dar-
unter auch die an der Schiffsaußenwand nahe dem Bug in 2 bis 4 m Wassertiefe gemes-
sene Wassertemperatur. Alle Meßwerte standen den Wissenschaftlern stets zur Verfü-
gung.
Wie intensiv der Wetterberatungsdienst der Bordwetterwarte METEOR ablief, zeigt
ein Auszug aus meinem Tätigkeitsbericht der Bordwetterwarte von der 12. Reise in den
Nordatlantischen Ozean vom 19. 2.—29. 3. 1966: „Neben der Durchführung des Wetter-
beobachtungsdienstes während der ganzen Reise wurden die Schiffsführung und die
wissenschaftliche Fahrtleitung über die Wetterentwicklung orientiert. Täglich wurden
morgens und abends Fahrtleiterbesprechungen durchgeführt. Diese Besprechungen, an
denen alle Wissenschaftler teilnahmen, fanden in der Bibliothek statt. Zu Beginn dieser
Sitzungen trug ich an Hand der vorliegenden eigenen Wetterkarten und der Offenbacher
Bildfunkwetterkarten über die Wetterlage und über die Wetterentwicklung vor. Danach
erst wurde das wissenschaftliche Arbeitsprogramm, das mit seinen vielfach sehr wetter-
empfindlichen Arbeitsmethoden stark vom Wetter abhing, festgelegt.
Auf Anforderung erhielten die deutschen Handelsschiffe „Esso Hamburg“, „Me-
demsand“, „Fairwind“ und „Griesheim“ mehrere Streckenwetter. Als am 9. 3. 1966 der
deutsche Bergungsschlepper „Seefalke“ der Hamburger Reederei Schuchmann nordöst-
lich der Azoren Nordoststurm bekam, forderte er wettermäßige Betreuung an. „See-
falke“ befand sich seit dem 20. .1. 1966 mit einem 6000 t schweren und 10 m hohen
Mittelstück des amerikanischen Tankers „Virgin Trader“ auf der Reise von Boston nach
El Ferrol in Spanien. Unterwegs hatte „Seefalke“ in einem Nordwestorkan das Tanker-
mittelstück infolge schwerer Schiffsvereisung vorübergehend verloren, auch war der
2. Offizier der „Seefalke“ über Bord gegangen. Vom 9. 3. bis zum 20. 3. 1966 erhielt
„Seefalke“ mit seinem Schleppobjekt tägliche Wetterberichte von der Bordwetterwarte
METEOR. Tagelang lag „Seefalke“ bei Nordost 8—9 auf der Stelle. Auch der nach
Philadelphia auslaufende Schlepper „Wotan“ der gleichen Reederei erhielt vom
14. 3.—16. 3. Streckenwetter.
Statistische Übersicht: Aufgestellte Obse: 234. Abgesetzte Obse: 107. Gezeichnete
Wetterkarten: 120. Aufgenommene Hellfaxkarten: 311. Wetterberichte für Schiffsfüh-
rung und Fahrtleiter: 70. Wetterberichte an deutsche Schiffe: 35. 79 Radiosondenauf-
stiege durchgeführt.“
In den Jahren 1975-1977 wurden zahlreiche maritime Aerosolproben aus verschie-
denen Seegebieten von der Bordwetterwarte METEOR gesammelt. Die Proben wurden
nach Beendigung der Reise im Meteorologischen Observatorium Hamburg auf folgende
Größen hin ausgewertet: Aerosolmasse, getrennt nach drei Partikelgrößenbereichen,
Säuregehalt, löslicher und unlöslicher Anteil sowie Quellung als Funktion der relativen
Feuchte. Für die Interpretation der Ergebnisse waren die meteorologischen Aufzeichnun-
gen der Bordwetterwarte von großer Bedeutung.
SA