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Full text: 55, 1936

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Hd. Nr. 1 
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belegen. Es ist nämlich anzunehmen, daß bei der Bestimmung des Kalkgehaltes an unfiltrierten Wasserproben der 
gesamte im Wasser gelöste und ungelöste Kalk erfaßt wird, da bei Zusatz der Salzsäure die Schalen und Skelette 
der Kalkplanktonten und die anorganischen Kalkpartikeichen restlos aufgelöst werden. 
Umfangreiche Kontrollbestimmungen haben gezeigt, daß bei Anwendung sehr dichter und feinporiger 
Filter (quantitative Rundfilter Nr. 589 3 [Blauband] der Firma Carl Schleicher & Schüll, Düren, 
Rhld.) die filtrierten Wasserproben der Elbmündung und der Deutschen Bucht brauchbare Werte für die Alka- 
linität oder den Kalkgehalt dieses Wassers liefern. Es ist anzunehmen, daß durch die engen Poren dieses Filters 
das kalkschalige Plankton, das Mikroplankton und wahrscheinlich auch das Nanno-Plankton nicht mehr hindurch 
gehen, so daß das Filtrat eine „reine“ elektrolytische Lösung im wahrsten Sinne des Wortes ist. Gestärkt wird diese 
Annahme durch die Phosphat- und Gesamtphosphorbestimmungen von Dr. Kalle 23 , bei denen auch das Plank 
ton und andere organische und anorganische Suspensionen von der Meerwasserlösung durch dasselbe Filter ge 
trennt werden, um Unterschiede im Phosphat- und Gesamtphosphorgehalt des Meerwassers anzuzeigen. Mit Herrn 
Dr. Kalle zusammen wurde die wahrscheinliche Größe der Porenweite dieses Blauband-Filters bestimmt 24 . 
Die Bestimmung der Porenweite hat ergeben, daß Kristalle (Aufschlämmungen von Bariumsulfat) mit 
einem mittleren Durchmesser gleich 1 noch von dem Blauband-Filter zurückgehalten werden. Das bedeutet für 
eine Kalkgehaltsuntersuchung folgendes: Planktonten, deien mittlerer Körperdurchmesser noch 1,0.10 -3 mm be 
trägt, gehen durchschnittlich nicht mehr durch die Poren dieses Filters hindurch. Nun beträgt die mittlere Größe 
der im Meerwasser lebenden Bakterien auch 1 /x. Da wahrscheinlich alle Kalkplanktonten größer sind als 1 ;x 
(von den Protophyten ist die niedrigste Stufe eine Coccolithophoride „Pontosphaera huxleyi“ mit einem mittleren 
Körperdurchmesser von 6 /x) 25 , können wir definitiv annehmen, daß sämtliches Mikro- und auch Nanno-Plankton 
jedenfalls praktisch von diesem Filter zurückgehalten wird. 
Da die Filter sehr feinporig sind, ist naturgemäß die Filtrationsdauer groß. Infolgedessen läßt sich bei 
dem normalen Arbeitsgang in 4 Stunden nur eine Serie von 15 Proben durchführen, während man in der gleichen 
Zeit bequem mehr als 50 Titrationen von qualitativ (Filter Nr. 597 C. S. & S.) filtrierten oder unfiltrierten Proben 
erledigen kann. 
Um die Filtrationsdauer möglichst abzukürzen, wurden die in der quantitativen anlytisch-chemischen Praxis 
üblichen Kapillartrichter (Rohrbeck) angewandt. Das Filter selbst wurde vor jeder Filtration der Wasser 
probe zweimal mit destilliertem Wasser durchgespült. 
Ferner ist vor allem für spätere Untersuchungen zu beachten, daß durch jedes Filter nur eine einzige 
Wasserprobe durchfiltriert werden darf. Kontrollversuche haben gezeigt, daß bei nochmaliger Anwendung des 
selben Filters das Filtrat einen noch verhältnismäßig hohen Trübungsgrad aufweist im Gegensatz zu dem durch 
dasselbe Filter erhaltenen vorangehenden Filtrat. Bei Nichtbeachtung dieser Tatsache treten dann in der Alkalini- 
tätsbestimmung merkliche Fehler auf. 
Der späteren Diskussion der Ergebnisse ist noch kurz folgende Tatsache methodischer Art vorauszuschicken. 
Die Anwendung des Blauband-Filters erstreckt sich nur auf die speziellen Untersuchungen der auf den Forschungs 
fahrten und Fischdampferreisen geschöpften Wasserproben. Sie mußte bei den auf den Feuerschiffen (vgl. S. 22) 
systematisch durchgeführten Beobachtungsreihen fortfallen, da es technisch einfach unmöglich war, die sämtlichen 
und zahlenmäßig sehr vielen Serienwasserproben durch das Blauband-Filter zu filtrieren. Diese Wasserproben sind 
mit dem qualitativen Filter Nr. 597 (Porenweite ca. 2,9.10~ 3 mm) behandelt worden. Nur bei der letzten Be 
obachtungsreihe August/September 1933 (vgl. S. 22 oben) wurde das Blauband-Filter angewandt, um wenigstens 
für diesen Zeitintervall zahlenmäßige Differenzen zwischen qualitativer und quantitativer Filtration zu be 
kommen. 
Wenn wir noch einmal die soeben gemachten Ausführungen überblicken, so waren für eine Kalkgehalts 
untersuchung in der Elbmündung und Deutschen Bucht hinsichtlich der Verfeinerung des Arbeitsganges für 
Massentitration 4 wichtige Momente maßgebend: 
1. Statt 200 ccm Meerwasserlösung werden jetzt nur noch 100 ccm in 300 ccm Erlmeyerkolben auf gekocht. 
2. Das Aufkochen geschieht möglichst gleichmäßig und unter automatischer Überwachung mit Hilfe einer 
elektrischen Anmeldevorrichtung. 
3. Schnelleres Abkühlen der aufgekochten Meerwasserlösung geschieht durch eine geeignete, gleichmäßig 
arbeitende Kühlvorrichtung. 
4. Einführung der Filtration von Meerwasserproben und Anwendung von 
quantitativen Filtern zur Bestimmung des Gesamtkalkgehaltes und der 
Alkalinität des Meerwassers. 
Zusammenfassend ist der Gesamtvorgang der Bestimmung der Alkalinität oder des Kalkgehaltes und des 
Gesamtkalkgehaltes folgendermaßen: 
23 K. Kalle, Phosphat und Gesamtphosphor in Beziehung zu Temperatur, Salzgehalt und Plankton an der Oberfläche der 
isländischen Küstengewässer. Ber. der Deut. Wiss. Komm. f. Meeresforschung. N. F. Bd. 6, Heft 4, 1933, S. 274. 
24 In dem von der Firma Carl Schleicher & Schüll herausgegebenen Handbuch „Filtrationen im chemischen 
Laboratorium“, 2. erweiterte Ausgabe 1933, war die Porenweite der Blaubandfilters nicht angegeben. 
25 Die Angaben über die Dimensionen kleinster Lebewesen sind dem Handbuch „Leitfaden der Planktonkunde“ von A. 
Steuer, Verlag Teubner, 1910, entnommen.
	        
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