Forschung & Entwicklung — 06-2014 — HN 98
Der Vorschlag unterstellt, dass diesen fünf thema
tischen Hauptkategorien jedwede maritime The
matik, Gegebenheit und Aktivität zugeordnet wer
den kann! Natürlich müssen die Hauptkategorien
für detaillierte Registereinträge noch weiter verfei
nert werden. Das folgende Beispiel soll diese Ver
feinerung illustrieren, wobei zu bedenken ist, dass
das Registerkonzept insgesamt auf den weiteren
Ausbau ausgelegt ist, wenn die Modellierung dies
erfordert (vgl. Abb. 3):
• Environment
Hydrography,Oceanography, Meteorology...
• Infrastructure
Waterways, Harbour facilities, WWRNS, AIS,
LRIT, Communication Systems (all relevant
freguencybands) ...
• Units
Vessel, Floating unit, Group of units, Offshore
installation, Aircraft...
• Operation
Voyage, Crew, ISM, Pilotage, Security, VTS,
MIS, SAR ...
• Load
Cargo, Passenger, Fuel, Waste ...
Die nächste Ebene könnte folgendermaßen verfei
nert sein (vgl. Abb. 3):
• Vessel
Navigation, Voyage, Engine, Facilities, Spare
parts...
Die notwendige Granularität der Registerstruktur
hängtvon den spezifischen Anforderungen derzu
modellierenden Entität ab. In überlappenden The
mengebieten müsste das Registermanagement
für eindeutige Zuweisungen sorgen. Beispiele
dafür wären die Registerbereiche »Hydrography«
unter der Aufsicht der IHO und »Oceanography«
in der Zuständigkeit der IOC. Seezeichen und Ver
kehrsleitdienste könnten dagegen von der IALA
betreut werden usw. Die Koordinierung dieser
Registeraufsicht könnte durch die bereits durch
die IMO eingerichtete »IMO/IHO Harmonization
Group on Data Modeling« (HGDM) erfolgen, die
ihre Tätigkeit jedoch noch nicht aufgenommen
hat. Für die am stärksten im Fokus der Modellie
rung stehende Einheit - das »Schiff« (»Vessel«) -
könnte das Registermanagement direkt im Auf
trag der IMO ausgeübt werden. Abb. 3 zeigt ein
Beispiel, wie die entsprechende Struktur in einer
zukünftigen »Marine Information Registry« aufge
baut sein könnte.
Ausblick
Die Elektronische Seekarte kann für sich das histo
rische Verdienst beanspruchen, das erste mobile
digitale Geoinformationssystem gewesen zu sein,
das die Mobilität seines Trägers aktiv steuert. Wur
den im Seeeinsatzzunächst einige Entwicklungen
vorweggenommen, die später im Landbereich re
üssierten - z. B. die Routenplanung -, so scheint
sich dieser Trend gegenwärtig umzukehren. »Lo
cation based Services« - als detailreiche ergänzen
de Informationen zum aktuellen Aufenthaltsort in
Handys gehen konzeptionell weit über den von
ECDIS bekannten »pick report« als Abfrage der
Objekteigenschaften an einer geographischen
Position hinaus. S-100 wird die Implementierung
solcher Funktionserweiterungen der Bordsysteme
ebenso unterstützen wie »Augmented reality«:
die Fusion kartographisch aufbereiteter Geodäten
und dreidimensionaler fotografierter oder com
putergenerierter Abbilder der Realität, die bereits
für die Navigation im Nebel erfolgreich erprobt
wurden. Die sich im Landbereich sehr dynamisch
entwickelnden mobilen GIS-Systeme werden
dank S-100 ihre anwendungsgerechten Adaptio
nen im Seeeinsatz wiederfinden. Derzeit steht vor
allem die Dynamisierung des Kartenbilds durch
die Auswertung aktueller Strom- und Gezeiten
daten ganz oben auf der Wunschliste der Anwen
der. Hier wird die Interoperabilität der Datensätze
ebenso für Fortschritte sorgen wie auch bei einer
integrativen Verwertung ozeanographischer und
meteorologischer Daten, die die unzeitgemäße
Separation der Hydrographie, der Ozeanographie
und der Meteorologie überwinden und den Be
darfsträgern ganz neue thematische Verknüpfun
gen von Informationen des Seeraumes anbieten
könnte. Ein darüber noch hinausreichendes Ziel
könnte die Modellierung aller marinen Aspekte im
Rahmen der E-Navigation-Strategie der IMO sein.
Die Umsetzungsschritte des daraus abgeleiteten
Programms sind unter den IMO-Mitgliedsstaaten
jedoch derzeit umstritten. Vom Verlauf dieser Dis
kussion wird abhängen, wann sich der Blick wie
der auf die Notwendigkeit der Ertüchtigung von
S-100 als maritimes Weltdatenmodell richten wird.
Die IHO muss die verbleibende Zeit nutzen, um
Realisierungen des S-100-Konzepts in Form von
S-100-konformen Datendiensten auf den Weg zu
bringen, i
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Abb.3: Vorschlag für
eine Registerstruktur zur
objektorientierten Beschrei
bung der Entität »Vessel«
Floating unit
Group of units
Offshore Inst.
Aircraft