Einleitung
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1 Einleitung
Für die deutschen Küstengewässer stehen umfängliche Pegelzeitreihen in
guter Qualität zur Verfügung, seit Mitte der 1990er Jahre auch im Minutentakt.
Im Zuge umfangreicher Forschungsprojekte zu globalen Kllmaschwankungen
Ist auch die Entwicklung des relativen Meeresspiegels an einigen deutschen
Pegelstationen näher untersucht worden (Wahl et al., 2011).
Motivation für diesen Aufsatz Ist einerseits die öffentliche Dokumentation des
BSH-Verfahrens zur Gezeitenanalyse, mehr aber noch, dass bald (ca. Ende
2014) minutengetaktete digitale Pegeldaten über 19 Jahre aufgesammelt und
verfügbar sein werden. Eine vielfältigere operationeile Nutzung des kontinuierli
chen Datenflusses wird In der Praxis gefordert, ohne sachgerechte Behand
lung des Gezeitenanteils hierbei geht es aber nicht. Jüngst Ist ein Bericht der
technisch-wissenschaftlichen Vereinigung des Hafen- und Wasserstraßenbaus
und der Schifffahrt (PIANC) erschienen, der die zukünftige Bedeutung von ope-
ratlonellen Datendiensten für die Erreichbarkeit von Seehäfen hervorhebt
(PIANC, 2012). Gezeitenanalysen und -Vorausberechnungen haben eine lange
Tradition (Cartwrlght, 1999). Praktische Bedeutung, vornehmlich zur Produktion
von Gezeltentafeln, haben bisher drei verschiedene Verfahren erlangt:
• das Nonharmonische Verfahren,
• das Harmonische Verfahren und
• die Harmonische Darstellung der Ungleichheiten.
Das Nonharmonische Verfahren zur Berechnung der Gezeiten (von halbtägiger
Form) Ist ein Verfahren, bei dem man die Hoch- und Nledrlgwasserzelten eines
Ortes erhält, Indem man zu den Meridiandurchgangszelten des Mondes die
mittleren Hoch- und Niedrigwasserintervalle sowie die Ungleichheiten In Hoch-
und Niedrigwasserzelt hinzufügt, und die Hoch- und Nledrlgwasserhöhen,
Indem man zu den mittleren Hoch- und Niedrigwasserhöhen die Ungleichhei
ten In Hoch- und Niedrigwasserhöhe addiert. Die vier Ungleichheiten In Zelt
und Höhe werden Ihrerseits aus je einer halbmonatlichen, parallaktischen,
Deklinations- und täglichen Ungleichheit sowie gegebenenfalls auch noch aus
weiteren Verbesserungen zusammengesetzt.
Die harmonische Analyse der Gezeiten (z. B. Pansch, 1988, mit weiteren Quel
lenangaben) beruht auf einer gleichartigen Zerlegung der gezeitenerzeugen
den Kräfte in harmonische Glieder (Hartmann und Wenzel, 1995). Die Winkel
der einzelnen harmonischen Tiden, auch Partialtiden genannt, nehmen gleich
mäßig mit der Uhrzelt am Ort zu. Die verschiedenen Perioden der einzelnen
Tiden ergeben sich aus der Lehre von den Bewegungen des Mondes und der
Sonne; sie sind für alle Orte der Erde die gleichen. Die Amplituden und die
Phasen der Partialtiden sind dagegen Im allgemeinen von Ort zu Ort verschie
den und kennzeichnen den verschiedenartigen Verlauf der Gezeiten an den
einzelnen Orten.