Astronomische Grundlagen
9
2 Astronomische Grundlagen
Der zeitliche Gang der Meeresgezeiten wird schon seit alters her mit den Stel
lungen von Mond und Sonne relativ zur Erde verbunden. Charakteristisch für die
Nordseegezeiten Ist, dass jeder oberen Kulmination des Mondes ein Hochwas
ser und das darauffolgende Niedrigwasser zugeordnet werden kann. Im Mittel
12 h 25 min später, nach der unteren Kulmination, folgt wieder ein Hochwasser
und anschließend ein Nledrlgwasser. Die Zelt, die Im Mittel vom Durchgang des
Mondes durch den Nullmeridian in oberer Kulmination (oder durch 180° W in
unterer Kulmination) und der Eintrittszelt des nächstfolgenden Hochwassers
verstreicht, wird mittleres Hochwasserlntervall (MHWI) genannt. In der Deut
schen Bucht treten Intervalle zwischen 9 h 45 min (Borkum) und 16 h 27 min
(Geesthacht) auf, in Cuxhaven werden 11 h 50 min beobachtet (vergl. Tab. 3).
Anders als In weiten Teilen des Weltozeans mit seinen Rand- und Nebenmee
ren sind die Nordseegezeiten Insbesondere in der Deutschen Bucht sehr regel
mäßig, sie sind ganz überwiegend halbtägiger Art mit Tidenhüben von 2 bis 4
m. Die astronomisch erklärbaren Abweichungen der Hoch- und Niedrigwasser
intervalle von Ihren Mittelwerten betragen weniger als 1 h. Die entsprechenden
Höhenabweichungen schwanken Im Betrage um weniger als 0,5 m. Weil dies
so ist, sind zeitliche Mittelwerte der Höhen und Intervalle bereits gute Näherun
gen für den Einzelfall.
Auf eine ausführliche Darstellung der himmelsmechanischen Grundlagen der
Gezeitentheorie wird hier verzichtet. Empfehlenswerte Darstellungen der
Gezeiten als Funktion der Zeit hat bereits Horn (1948 und 1960) vorgelegt.