Skip to main content

Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

2 Atmosphärenphysik 
74 
System Nordsee 
Nordseeraum vorherrschende schwachwindige NW-Zirkulation ist an die Ausdehnung 
des Azorenhochs nach Westeuropa gebunden. Der graduelle Übergang zu einer star 
ken SW-Drift im Herbst geht mit der allmählichen Intensivierung der Tiefdruckaktivität 
im Nordatlantik und Südverlagerung der Polarfront ab Mitte August einher. Die saiso 
nale Migration der Polarfront regelt den relativen Einfluss polarer und subtropischer 
Luftmassen, der sich in der wechselnden Dominanz von Islandtief bzw. Azorenhoch 
widerspiegelt. Die besondere geographische Lage der Nordsee im Übergangsbereich 
von Islandtief und Azorenhoch bedingt die Unterdrückung von hybriden und wirbel 
haften Zirkulationsmustern, die auf kürzeren Zeitskalen für transiente Drucksysteme 
nicht nur charakteristisch sind, sondern auch vorherrschen (z. B. Tab. 2-2, 5. 44) 
Monatliche und saisonale MSLP-Verteilungen für die Jahre 2006 und 2007 sind in 
Abb.2-13ff. gemeinsam mit den klimatologischen Referenzzuständen des Zeitraums 
1971 -2000 sowie den Abweichungen von dieser Klimatologie (Anomalien) darge 
stellt. Die Abbildungen decken jeweils eine Jahreszeit ab und sind für die Jahre 2006 
und 2007 fortlaufend ab S. 77 wiedergegeben. Die aktuellen Verteilungsmuster las 
sen sich als Überlagerungen der Klimatologie- und Anomalieverteilungen auffassen. 
So resultiert beispielsweise die S-Anströmung im Winter 2006 als qualitative Vektor 
summe der Komponenten SW und E (Abb. 2-13). 
Auf jahreszeitlichen Zeitskalen belegen identische oder ähnliche Klassifizierungen 
der aktuellen und klimatologischen MSLP-Felder insgesamt geringe Unterschiede 
hinsichtlich des Verteilungsmusters. Die stärksten Richtungsabweichungen ergeben 
sich für das Winterquartal 2006 (S vs. SW) und das Frühjahr 2007 (ANW vs. AW). Die 
meist schwach ausgeprägten Anomalieverteilungen zeigen darüber hinaus an, dass 
auch hinsichtlich der Intensität der Verteilungen kaum nennenswerte Unterschiede 
bestehen. Insofern entsprechen die Druckverteilungen - außer im Winter und Herbst 
2006 - auf der saisonalen Zeitskala »normalen« Verhältnissen. 
Schon aufgrund der Ergebnisse der Wetterlagenstatistik (Kap. 2.3.4, 5.50) ist klar, 
dass diese Normalität kaum Ausdruck intrasaisonal durchgängig normaler Bedingun 
gen ist, sondern vielmehr aus der Kompensation teils erheblicher, entgegengesetzter 
Anomalien auf kürzeren, monatlichen Zeitskalen resultiert, die u. a. mit entsprechen 
den regionalen Temperaturanomalien einhergehen. Wie bereits in der Vorrede kurz 
angesprochen, sind diese Verteilungen unkorreliert (s. a. van den Dool und Livezey 
1984) und daher buchstäblich nicht ohne Weiteres auseinander (z. B. von Monat zu 
Monat) erklärbar - geschweige denn vorhersagbar (z. B. Lorenz 1993). Deshalb sind 
die nachstehenden Beschreibungen von dokumentarischem Charakter und auf eine 
Auswahl interessanterer Konstellationen fokussiert. Gelegentlich werden dazu Ergeb 
nisse einbezogen, die in den monatlichen Climate Diagnostics Bulletins des CPC 
veröffentlicht wurden (Bell 2006/2007). 
Im Winter 2006 lag insgesamt eine N-wärts gerichtete Meridionalzirkulation vor, 
die sich gegenüber der Klimatologie in starken E-lichen Anomaliefeldern ausdrückt 
(Abb. 2-13, 5.77). Letzteren ist zu entnehmen, dass sich im Februar und besonders 
im März die Nordatlantische Oszillation - dazu passend - tatsächlich im negativen 
Mode befunden hat, denn dieser zeichnet sich durch anomal hohen/tiefen Druck bei 
Island bzw. den Azoren aus. Im Januar traf dies trotz S-licher Anströmung nicht zu. 
Stattdessen herrschte extrem hoher Druck über Skandinavien, der sich nach Westen 
bis über die Britischen Inseln hinaus erstreckte, die Tiefdruckstörungen weit nach 
Norden und Nordafrika ablenkte und so das Eindringen maritimer Luftmasssen in den 
Nordseeraum blockierte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.