4 Meereschemie
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System Nordsee
4.5.5 Transurane
Als Transurane bezeichnet man Elemente mit Ordnungszahlen >92. Sie stehen im
Periodensystem jenseits von 92 Uran und sind überwiegend wie die hier untersuchten
Plutonium- und Americiumnuklide langlebige Alphastrahler. Die hier gefundenen Ak
tivitätskonzentrationen in der Meeresumwelt liegen um drei Größenordnungen niedri
ger als von 137 Cs oder 90 Sr.
Räumliche Verteilungen der Aktivitätskonzentration von ( 239+24 °)p Ui 238 Pu und 241 Am in
der Deutschen Bucht sind in Abb. 4-63 und Abb. 4-64 für Oktober des Jahres 2006 bzw.
2007 dargestellt. Die Konzentrationen variierten zwischen 4 und 47 mBq/m 3 beim
(239+240)p u , -| unc | 12 mBq/m 3 beim 238 Pu und 3 bis 52 mBq/m 3 beim 241 Am. Die höchs
ten Konzentrationen finden sich in der Elbe und deren Ästuar und in der äußeren
Deutschen Bucht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der Elbe natürliche Anreiche
rungsprozesse an Schwebstoffen eine Rolle spielen. Die hier gezeigten Analysewerte
werden grundsätzlich aus ungefilterten Wasserproben gewonnen. Höhere Messwerte
von Transuranen an Schwebstoff reichen Proben sind nichts Ungewöhnliches, da diese
Substanzen eine starke Affinität zu Schwebstoffen und Sedimenten haben.
Die Aktivitätsverhältnisse geben Aufschluss über die Herkunft dieser Nuklide. Wäh
rend für den globalen Fallout der atmosphärischen Kernwaffentests 238 p u /( 239+24 °)
Pu-Aktivitätsverhältnisse von 0,04 - 0,06 charakteristisch sind, liegen diese für die
Einleitungen aus den Wiederaufbereitungsanlagen mit ca. 0,2 (Sellafield) und 0,4 bis
0,5 (La Hague) deutlich darüber. Die aktuellen Aktivitätsverhältnisse in der Deutschen
Bucht, die im Mittel bei 0,3 lagen, zeigen, dass die Quelle nicht im Fallout, sondern in
den Wiederaufarbeitungsanlagen zu suchen ist. Gleiches gilt für das Aktivitätsverhält
nis 241 Am/ (239+240) Pu, welches im Fallout bei 0,4 liegt. Dieses Verhältnis lag im Bericht
zeitraum in der Deutschen Bucht im Mittel bei 0,75, also weit von Falloutverhältnissen
entfernt.
Da die Einleitungen der Wiederaufarbeitungsanlagen an Transuranen in den letzten
Jahren glücklicherweise sehr gering geworden sind, lassen sich die hier gefundenen
Aktivitätskonzentrationen, obwohl sehr gering, nur mit Resuspension aus dem Sedi
ment der Irischen See, aber auch der europäischen Kontinentalküste erklären.
4.5.6 Zusammenfassung
Die Überwachung auf radioaktive Stoffe war in den Jahren 2006 und 2007 auf die
Radionuklide 137 Cs, 90 Sr, Tritium und die Transurane 238 Pu, ( 239+24 °)p u , und 241 Am in
der Deutschen Bucht fokussiert. Die Verteilungen der Aktivitätskonzentrationen der
Radionuklide wiesen hier insgesamt gegenüber früheren Jahren nur noch geringe
räumliche Unterschiede auf. Die Konzentrationen lagen wenig über denen im Ober
flächenwasser des Nordatlantiks, die auf den globalen Fallout atmosphärischer Kern
waffentests zurückzuführen sind. Die gegenüber dem Küstenbereich leicht höheren
Konzentrationen von 137 Cs im nordwestlichen Seegebiet kamen insbesondere durch
resuspendiertes Material aus dem hochbelasteten Sediment der Irischen See zustan
de. In den Konzentrationsverteilungen von 90 Sr war ein charakteristischer Süßwasser
eintrag aus der Elbe erkennbar.