4.5 Radioaktive Stoffe
Fig. 4-62: Distribution of 3 H activity concentrations in surface seawater of the German Bight
during 2006 and 2007. Underneath columns station IDs.
System Nordsee
271
4.5.4 Tritium
Tritium ( 3 H) wird sowohl natürlich in geringem Maße in der Atmosphäre durch Höhen
strahlung gebildet als auch von fast jeder kerntechnischen Anlage gasförmig oder
flüssig emittiert. Auf der einen Seite ist das Zurückhalten und Abscheiden von Tritium
technisch außergewöhnlich anspruchsvoll, auf der anderen Seite ist die Radiotoxizi
tät nach gegenwärtigem Kenntnisstand vernachlässigbar, so dass Tritiumemissionen
und -konzentrationen in der Umwelt als unbedenklich eingestuft werden. Eine Kon
zentration innerhalb der Nahrungskette findet, im Gegensatz zu anderen Radionukli
den, durch die chemischen Eigenschaften des Wasserstoffes nicht statt. Im Rahmen
internationaler Vereinbarungen (OSPAR) wird die Verfolgung der Tritiumaktivitätskon
zentration im Meerwasser jedoch als wesentlich erachtet, um mittels dieses Indikators
Langzeittrends der radioaktiven Einleitungen abschätzen zu können.
In Abb. 4-62 ist die räumliche Verteilung der 3 H-Aktivitätskonzentration in der Deutschen
Bucht im März 2006 und im Oktober 2007 zusammengefasst. Die Konzentration des
3 H ist grundsätzlich um drei Größenordnungen höher als bei den radiotoxikologisch
relevanten Nukliden 137 Cs und 90 Sr. Es ist offensichtlich, dass die Küs-tengewässer
deutlich höher kontaminiert sind als die zentrale Nordsee. Dies ist sowohl auf die
Einleitungen der Anlage La Hague als auch auf die Ableitungen der kontinentalen
kerntechnischen Anlagen über die Flüsse zurückzuführen. Die Tritiumeinleitungen
der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield machen nur ein Zehntel der der Anlage La
Hague aus. Durch den zusätzlichen Verdünnungseffekt während des langen Trans
portweges nördlich um die britischen Inseln herum ergeben sich für die zentrale Nord
see sehr geringe Konzentrationen.
4°E 6°E 8°E 10°E
56°N
55°N
54° N
53° N
4°E 6°E 8°E 10°E
Abb. 4-62: Verteilung der Aktivitätskonzentrationen von Tritium im Oberflächenwasser der
Deutschen Bucht in den Jahren 2006 und 2007. Unterhalb der Säulen Stationskennungen.