4 Meereschemie
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System Nordsee
Die beobachteten Konzentrationen der polaren Pestizide lagen generell deutlich hö
her als die der klassischen Schadstoffe. Gegenüber den HCH-Isomeren wurden ca.
10fach, gegenüber den lipophilen PCB, DDT oder PAK über 100fach höhere Konzen
trationen festgestellt (Abb. 4-39). Darüber hinaus stellen etliche der analysierten Her
bizide strukturell ähnliche Verbindungen dar (vgl. Tafel4-6, S. 217). Ihre gemeinsame
Grundstruktur macht einen ähnlichen Wirkmechanismus wahrscheinlich, so dass bei
der ökotoxikologischen Bewertung die um 1 - 2 Größenordnungen höhere Summen
konzentration dieser Herbizide betrachtet werden sollte.
Langfristige Trendabschätzungen sind nicht möglich, da die meisten Stoffe erst seit
dem Jahr 2000 bestimmt werden. Auch sind zeitliche Tendenzen infolge der hohen Va
riabilität der Konzentrationen gegenwärtig nicht erkennbar. Für einige Triazine könn
ten allerdings innerhalb von Forschungsprojekten gewonnene Konzentrationsdaten
aus den Jahren 1990 bis 1997 für Trendschätzungen genutzt werden. Die von Bester
und Hühnerfuss (1993) für das Jahr 1991 berichteten Konzentrationen von Atrazin
und Simazin auf Stationen in der Elbfahne sind mit 70 bis 200 ng/L erheblich höher
als die in den Jahren 2006 und 2007 gemessenen Werte. Trotz dieser deutlichen
Reduktion erscheint bemerkenswert, dass beide Stoffe immer noch in relativ hohen
Konzentrationen angetroffen wurden, denn die Anwendung von Atrazin und Simazin
wurde bereits vor mehr als 10 Jahren in Deutschland und vielen EU-Staaten verboten.