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Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

4 Meereschemie 
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System Nordsee 
zung und Struktur - und damit auch in ihren physikalischen und chemischen Eigen 
schaften - sehr heterogen. Indem sie in die hormonellen Regelkreise von Organismen 
eingreifen, sind Funktionsstörungen mit negativen Folgen für Fortpflanzung und Ent 
wicklung möglich, die oft bereits bei extrem geringen Konzentrationen auftreten. 
Anthropogene organische Schadstoffe sind im Meer ungleichmäßig verteilt und kom 
men in sehr unterschiedlichen Konzentrationen vor. Ihre Verteilung in der marinen 
Umwelt ist von vielfältigen Faktoren abhängig. Neben den Eintragsquellen (Schifffahrt, 
Industrie, Haushalt, Landwirtschaft), Eintragsmengen und Eintragspfaden (direkt über 
Flüsse, diffus über Atmosphäre) sind die charakteristischen physikalischen und che 
mischen Eigenschaften der Schadstoffe und der dynamisch-thermodynamische Zu 
stand des Meeres für Ausbreitungs-, Vermischungs- und Verteilungsprozesse rele 
vant. Die relative Einflussstärke all dieser Variablen kann dabei von Stoff zu Stoff sehr 
verschieden sein und hat zur Folge, dass sich nur wenige Schadstoffe konservativ 
verhalten; d. h. ein einfacher Zusammenhang zwischen der Konzentration anthropo 
gener Stoffe und hydrodynamischen Variablen ist selten erfüllt. Allenfalls für regional 
begrenzte Gebiete mit klaren Quellenzuordnungen lassen sich einfache Korrelationen 
finden und nutzen. Für eine Zustandsbeschreibung ist daher eine separate und diffe 
renzierte Betrachtung der verschiedenen Schadstoffklassen unumgänglich. 
Die Routineüberwachung organischer Schadstoffe in der Deutschen Bucht wird vom 
BSH hauptsächlich im Frühjahr, Sommer und Herbst im Rahmen von zwei bis drei 
Überwachungsfahrten durchgeführt. Im August 2007 wurde als Sonderprogramm die 
Schadstoffbelastung der gesamten Nordsee untersucht. Im Untersuchungszeitraum 
wurden insgesamt fünf Überwachungsfahrten durchgeführt (Tab. 4-1, S. 169). 
Neben der routinemäßigen Bestimmung der in den nationalen und internationalen 
Überwachungsprogrammen (BLMP, CEMP) festgelegten Pflichtstoffe werden im Rah 
men von Sonderuntersuchungen ein gezieltes Screening auf prioritäre Stoffe (Target- 
Screening) und ein umfassendes allgemeines Screening auf neue unbekannte Stoffe 
(Non-Target-Screening) durchgeführt; auf diese Weise können neue Umweltgefahren 
erkannt werden. Das BSH führt ferner bei schweren Unfällen (Sandoz-Unfall, Apron 
Plus) oder ungewöhnlichen natürlichen Ereignissen (Jahrhunderthochwasser der 
Elbe im August 2002) Sonderuntersuchungen durch, um die Öffentlichkeit zu aktu 
ellen Fragestellungen zu informieren. Derartige ereignisbezogene Untersuchungen 
standen im Berichtszeitraum nicht an. 
Die Schadstoffkonzentrationen im Sediment werden einmal pro Jahr an 13 Stationen 
in der Deutschen Bucht bestimmt. Die Bewertung der räumlichen Schadstoffvertei 
lung ist allerdings schwierig, da die Konzentrationen nicht nur von speziellen, lokalen 
Belastungsfaktoren abhängig sind, sondern sehr stark von Sedimenteigenschaften 
wie dem TOC-Gehalt (»Total Organic Carbon<) beeinflusst werden. Insbesondere beim 
Fehlen intensiver lokaler Quellen sind die Sedimentparameter entscheidend für die 
Anreicherung von Schadstoffen und deren Konzentration im Sediment. Um diesen 
Einfluss auszugleichen, wird auf den TOC-Gehalt der Sedimente normiert. Im Folgen 
den werden die Konzentrationen daher sowohl auf die Trockenmasse (TM), als auch 
auf den TOC-Gehalt bezogen angegeben. 
Die geographische Verteilung des TOC-Gehalts des Sediments in der Deutschen 
Bucht ist in Abb. 4-19 dargestellt. Die TOC-Gehaltsverteilung lässt sich nach drei Be 
lastungsgruppen klassifizieren, welche über die Konzentrationsintervalle 6-42 mg/g 
(rot), 2,2 - 5,9 mg/g (orange) und < 0,4 - 2,1 mg/g (grün) definiert sind.
	        
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