Skip to main content

Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

Meeresphysik 
System Nordsee 
17 
Die Tiefenverteilung der Temperatur in der Deutschen Bucht wurde anhand von Daten 
der Dauermessstationen >NSB lll< und >EMS< des MARNET-Netzwerks dokumentiert. 
Bei der wenig außerhalb des ganzjährig durchmischten flachen Küstenwassers lie 
genden Station >EMS< waren insbesondere im Frühjahr alternierende Phasen von 
Stratifizierung und Erosion zu beobachten. Diese waren an strahlungsintensive und 
gleichzeitig windschwache bzw. strahlungsarme und windstarke Episoden oder Ereig 
nisse gebunden, die mit einer Entkopplung bzw. Überschneidung des windinduzierten 
Turbulenzregimes mit der Gezeitenstromturbulenz der Bodenschicht einhergingen. 
Unter praktisch gleichen meteorologischen Konditionen konnte sich bei der tieferen 
und geringeren Gezeitenströmen ausgesetzten Station >NSB lll< eine ab Anfang Juni 
2006 beständige Schichtung mit scharfer Thermokline im 15-20 m Tiefenbereich 
ausbilden, die im Verlauf des von Tiefdruckstörungen geprägten August nur allmäh 
lich erodierte. 
Im Winter 2005/06 bildete sich Meereis trotz der im Prinzip günstigen schwachen Zo 
nalzirkulation erst Ende Januar und fast ausschließlich an der nordfriesischen Küste. 
Der als >schwach< klassifizierte Eiswinter dauerte bei Eisdicken von 5 - 20 cm knapp 
eine Woche an. Im Winter 2006/07 blieb die Deutsche Nordseeküste vollständig eis 
frei. Die unter verstärkter Zonalzirkulation geringen Abkühlungsraten reichten erst 
recht nicht hin, um den zu Winterbeginn erneut sehr hohen Wärmeinhalt des Meer 
wassers der Deutschen Bucht deutlich vor Durchschreiten des saisonalen Minimums 
im Februar abzubauen. 
Salzgehalt (S. 156ff.) 
Das von Norden einströmende atlantische Wasser mit S > 35 drang im Jahr 2006 
ganzjährig am Boden und an der Oberfläche bis 55,5° N nach Süden vor. In der Bo 
denschicht reichte das atlantische Wasser bis an die Norwegische Küste heran und 
bis ins Skagerrak hinein, an der Oberfläche wurde es durch den salzärmeren Balti 
schen Ausstrom über der Norwegischen Rinne in seiner Ausdehnung nach Westen 
begrenzt. Der gesamte Salzinhalt lag mit 0,7 Standardabweichungen unter dem lang 
fristigen Mittel 2000 - 2009. 
Die den Salzgehalt in der Deutschen Bucht beeinflussenden Festlandsabflüsse lagen 
im April und Mai 2006 aufgrund ungewöhnlich starker Schneefälle im Winter erheblich 
über den klimatologischen Monatsmitteln. Der Abfluss der Elbe entsprach im April 
dem 2 1 /2-fachen des langjährigen Mittelwertes. 
Infolge des ungewöhnlich hohen Sturmaufkommen im Herbst/Winter 2006/07 drang 
im Jahr 2007 das atlantische Wasser von Norden her bis auf etwa 54,2° N vor; gleich 
zeitig drang eine Zunge atlantischen Wassers aus dem Kanal in die südliche Nord 
see ein. Im Sommer war die Nordsee deutlich salzärmer. An der Oberfläche wurden 
Salzgehalte > 35 nur noch NW-lich der Linie Peterhead - Fladengrund - Südspitze 
Shetlands, also im unmittelbaren Einflussbereich des Fair-Isle-Stroms, angetroffen. 
Auch am Boden verringerte sich die Fläche atlantischen Wassers, dessen Südrand 
sich um über 60 sm NE-wärts verlagerte. Der gesamte Salzinhalt der Nordsee ent 
sprach im Sommer mit 1,143 x 10 12 1 praktisch dem 10-Jahresmittel der vergangenen 
Dekade. Der vertikale Salzgehaltsgradient über der norwegischen Rinne war deutlich 
weicher als im Vorjahr, so dass sich keine eigentliche Halokline ausbildete. Die Ge 
samtabflussmengen der Elbe in den Jahren 2006 und 2007 lagen mit 22 km 3 /a dicht 
am langjährigen Mittel.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.