4 Meereschemie
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System Nordsee
Der Vergleich der Daten aus dem küstennahen Bereich (S 30 ) ergibt für Phosphat eine
Abnahme der Konzentration von 1,19 pmol/L auf 0,95 pmol/L. Die Silikatkonzentration
erreichte im Winter 2007 einen Wert von 30,2 pmol/L im Vergleich zu 25,2 pmol/L im
Vorjahr. Die Summe der löslichen Stickstoffkomponenten (DIN) betrug im Winter 2007
43,2 pmol/L im Vergleich zu 35,0 pmol/L im Winter 2006. Während die Phosphatkon
zentration um ca. 20% abgenommen hatte, nahm die Konzentration von Silikat und
den löslichen Stickstoffverbindungen im Vergleich zum Vorjahr um 20 bzw. 25% zu.
Abb. 4-75 zeigt die langzeitliche Entwicklung der winterlichen Nährstoffkonzentrationen
im Küstenwasser der Deutschen Bucht (S 30 ) von 1978 bis 2007. Für Phosphat und Si
likat sind darüber hinaus Vergleichskonzentrationen aus dem Jahr 1936 angegeben.
Zu dieser Zeit war die Bevölkerungsdichte noch geringer und die Landwirtschaft wur
de extensiv betrieben (kaum Einsatz von künstlichem Dünger, keine intensive Vieh
haltung), es gab jedoch keine Klärwerke in den Städten.
Die Phosphatkonzentration ging trotz zeitweilig starker zwischenjähriger Schwan
kungen zu Beginn der 1990er Jahre deutlich zurück. Diese Entwicklung setzte sich
jedoch in den vergangenen 12 Jahren nicht fort. Der rückläufige Trend, der auch bei
Helgoland festgestellt wurde (Raabe und Wiltshire 2009), kann durch den in Abb. 4-2,
S. 172 aufgezeichneten Rückgang der Nährstofffrachten über die Flüsse erklärt wer
den. Die auf den Salzgehalt 30 normierten Phosphatkonzentrationen korrelieren im
Übrigen signifikant mit den in Abb. 4-2 dargestellten spezifischen Phosphatfrachten.
Die Konzentration der löslichen Stickstoffverbindungen im Küstenwasser unterlag
starken zwischenjährigen Schwankungen, wobei vergleichsweise niedrige Gehalte
in den Wintern 1996, 2002, 2004 und 2006 angetroffen wurden. Für den Zeitraum
1989 - 2007 ergibt sich zwar ein Abwärtstrend von -7,8 pmol/L pro Dekade, dennoch
liegt die aktuelle Konzentration von 43,2 pmol/L noch weit oberhalb des Orientie
rungswertes (Salzgehalte 28-34,5) von 12 pmol/L (Brockmann et al. 2007). Auch
der rückläufige Trend der löslichen anorganischen Stickstoffverbindungen (DIN) kann
durch den Rückgang der Nährstofffrachten der Flüsse erklärt werden. Die auf den
Salzgehalt 30 normierte Konzentration des gelösten anorganischen Stickstoffs kor
reliert signifikant mit den in Abb. 4-2, S. 772 dargestellten spez. Gesamtstickstoffkon-
zentrationen, die aus den mittleren Frachten und den Frischwasserabflüssen ermittelt
wurden.
Die winterlichen Silikatkonzentrationen unterlagen von Jahr zu Jahr starken Änderun
gen. Während die geschätzten Konzentrationen von 1993 bis 1996 im Bereich des
Vergleichswertes von 1936 (18,5 pmol/L) lagen, wurde dieser Wert in den Folgejahren
deutlich überschritten.
Insgesamt hat sich die Nährstoffsituation gegenüber derjenigen des Vorjahres nur im
Rahmen der natürlichen Variabilität verändert. Die im Winter durch Algenwachstum
kaum beeinflussten Phosphatgehalte lagen in der zentralen Nordsee weiterhin auf
dem Vergleichsniveau von 1936, in der Deutschen Bucht wenig, im Küstenbereich
deutlich darüber. Die Konzentrationen der Stickstoffverbindungen sind zwar seit ei
nigen Jahren rückläufig; diese Verbindungen leisten jedoch nach wie vor den höch
sten Beitrag zur Gesamtnährstoffbelastung. Silikatkonzentrationen sind durch indu
strielle und landwirtschaftliche Aktivitäten kaum beeinflusst, so dass zwischenjährige
Schwankungen biologische und auch geologische Veränderungen anzeigen.