4.2 Nährstoffe
System Nordsee
181
4.2.4 Nährstoffveränderungen in der Dt. Bucht
4.2.4.1 Jahreszeitliche Variabilität an ausgewählten Stationen
Zur Aufnahme der jahreszeitlichen Variabilität und zur Erfassung der Nährstoffma-
xima/-minima werden seit 2004 neben der Winteraufnahme weitere über das Jahr
verteilte Monitoringfahrten in der Deutschen Bucht durchgeführt.
Abb. 4-72 veranschaulicht an drei ausgewählten Stationen aus dem küstennahen Be
reich, der mittleren Deutschen Bucht und der äußeren Deutschen Bucht den jahres
zeitlichen Verlauf von Nitrat, Nitrit und Ammonium. Ammonium ist ein wesentliches
Remineralisierungsprodukt, welches durch nitrifizierende Bakterien (Nitrobacter, Nit-
rosomonas) unter Verbrauch von Sauerstoff zu Nitrit und weiter zu Nitrat oxidiert wird.
Nitrit entsteht als Zwischenprodukt, welches meistens die kleinste Stickstoffkompo
nente im Meerwasser darstellt. Umgekehrt wird Nitrat durch Denitrifizierungsprozesse
teilweise wieder abgebaut (van Beusekom et al. 2008).
Allen Stationen gemeinsam ist ein deutlicher Anstieg der Nitratkonzentrationen im
Frühjahr. Die höchsten Konzentrationen werden Ende März/Anfang April erreicht und
nehmen während die Frühjahrsplanktonblüte langsam ab. Im Gegensatz dazu sind
die Ammoniumkonzentrationen im Herbst bzw. im Winter am höchsten, je nach Fort
schritt der Umsetzungsprozesse.
An der küstennahen Station EIDER ist Nitrat die Hauptstickstoffkomponente. Durch
Remineralisierungsprozesse wird zwar auch hier Ammonium freigesetzt, zusätzlich
werden jedoch hohe Nitratmengen über die Elbe in die Deutsche Bucht und vor allem
in den küstennahen Bereich getragen.
An der Station NSB2 (Nordseeboje 2) erreichte Nitrit im Oktober 2004 und 2005
Höchstwerte, da das freigesetzte Ammonium zum Zeitpunkt der Probenahme schon
zu Nitrit oxidiert worden war. Bis zum Frühjahr hatte sich das Zwischenprodukt Nitrit
weiter umgesetzt zu Nitrat, während Ammonium durch Remineralisierungsprozesse
wieder nachgeliefert worden war.
An der Station ENTE 1 lag die Ammoniumkonzentration jeweils im Oktober weit über
der Nitratkonzentration. Erst im Frühjahr wurden durch Umsetzungssprozesse ent
sprechend hohe Nitratkonzentrationen erreicht.
Die jahreszeitliche Konzentrationsverteilung von Phosphat verläuft ungleich zu der
von Nitrat. Während Phosphat in Küstennähe nach Literaturangaben aus den 1990er
Jahren sein Maximum im Spätherbst erreichte, da die im Sediment angereicherten
unlöslichen Eisen(lll)phosphatkomplexe bei Sauerstoffmangel zu Eisen(ll)phosphat
reduziert und aufgrund ihrer Löslichkeit wieder in die Wassersäule freigesetzt (van
Beusekom et al. 1999) werden, erreichten die Phosphatkonzentrationen in den letzten
Jahren erst im Januar ihre Höchstwerte (Abb. 4-13).
Auch an der küstennahen Station EIDER wurden in den Wintern 2004/2005 und
2005/2006 die höchsten Konzentrationen im Januar gemessen. Eine bis in den Spät
herbst dauernde Wachstumssaison war verbunden mit einem sehr späten Winteran
stieg der Nährstoffe. Van Beusekom machte diese Beobachtungen auch im Nordsylter
Wattenmeer (MURSYS, Biologische Verhältnisse 2006).