4 Meereschemie
170
System Nordsee
4.2 Nährstoffe
<•> S. Weigelt-Krenz • • ■
4.2.1 Einführung ... 170
4.2.2 Nährstoff-Flusseinträge in die Deutsche Bucht ... 172
4.2.3 Nährstoffverteilungen - Dt. Bucht und Nordsee ... 173
4.2.4 Nährstoffveränderungen in der Dt. Bucht ... 181
4.2.5 Bewertung der Nährstoffsituation - Dt. Bucht ... 188
4.2.6 Chlorophyll-a-Gehalte in der Nordsee ... 189
4.2.7 Sauerstoffgehalte in der Nordsee ... 190
4.2.8 Zusammenfassung ... 191
4.2.1 Einführung
Für die Biosynthese des Phytoplanktons sind Nährstoffe wie Phosphor-, Stickstoffver-
bindungen und Silikat neben unbegrenzt verfügbarem Kohlenstoff von grundlegen
der Bedeutung. Die Nährstoffzufuhr war zunächst ein natürlicher Prozess. Seit den
1950er Jahren sind die Nährstoffkonzentrationen jedoch als Folge der Intensivierung
von Landwirtschaft, Industrie und Verkehr erheblich angestiegen.
Veränderungen in der Meeresumwelt, wie das Auftreten von starkem Algenwachstum
(Planktonblüten) und von Sauerstoffdefiziten, wurden mit erhöhten Nährstoffkonzentra
tionen in Verbindung gebracht. Überschüssige Nährstoffe begünstigen möglicherwei
se auch das Wachstum toxischer Phytoplanktonarten, die beispielsweise erhebliche
Schäden in Fisch- und Muschelbeständen verursachen können. Starke Phytoplank
tonblüten der Schaumalge Phaeocystis führten u. a. in den 1980er Jahren zu ausge
dehnten Schaumteppichen an den Stränden.
Diese übermäßige Produktion pflanzlicher Biomasse ist Folge der anthropogenen
Überdüngung der Meere mit anorganischen Nährstoffen. Zur Bekämpfung dieser
>Eutrophierung< 1 hatten sich nationale und internationale Organisationen (OSPAR,
HELCOM, EU) darauf verständigt, den Nährstoffeintrag bis 1995 auf die Hälfte desje
nigen von 1985 zu reduzieren.
Die europäischen Vorschriften zur Behandlung von Abwässern und zur Verwendung
von phosphatfreien Waschmitteln führten zu einer Reduktion des Eintrags von Phos
phat in Flüsse und Seen. Die Nutzung Nitrat-basierter Dünger verringerte sich zwar in
Europa seit 1980, der Eintrag aus landwirtschaftlichen Quellen, Industrie und Verkehr
über Flüsse und Atmosphäre ist jedoch immer noch hoch.
7. von griechich >eu< (gut) und >trophein< (ernähren, wachsen).