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Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

3.5 Temperatur 
System Nordsee 
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3.5.5 Zusammenfassung 
Das Jahresmittel der Nordseeoberflächentemperatur lag in beiden Jahren auf der erst 
mals 2002 erreichten Rekordhöhe von 11,0 °C. Die mittlere Temperatur für die Zeit 
spanne von Juli 2006 bis Juni 2007 übertraf diesen Höchstwert nochmals um 0,6 K 
und lag damit um 3,7 Standardabweichungen über dem klimatologischen Jahresmittel 
der Basisperiode 1971 - 1993 von 9,9 °C. Innerhalb dieser extremen Warmphase, die 
für die Nordhemisphäre die wärmste 12-monatige Periode seit mindestens 130 Jahren 
darstellt, vollzog sich der jahreszeitliche Temperaturgang auf einem nahezu beständig 
um 1,7 K - in der Deutschen Bucht sogar um 2,7 K - über der Klimatologie liegenden 
Niveau. Auslöser der Warmanomalie war eine europaweite Hitzewelle im Juli 2006. Ihr 
langlebiges Fortbestehen war Ergebnis verfestigender, teils intensivierender Fakto 
ren, von denen die starke S-liche Anströmungskomponente ab September, das extre 
me Sturmaufkommen von Oktober bis März, die außergewöhnlich hohe Einstrahlung 
im April bei beständigem Hochdruck und ein sommerartig schwachwindiges Frühjahr 
2007 besonders nennenswerten Einfluss ausübten. 
Nach einem insbesondere in den östlichen Seegebieten tendenziell zu kalten Früh 
jahr wurde während der Gesamtaufnahme der Nordsee im August 2006 eine außer 
gewöhnlich warme Deckschicht vorgefunden, die jedoch von so geringer Mächtigkeit 
war, dass Wärmeinhalt (1,520 x 10 21 J) und Volumentemperatur (10,4 °C) ähnlich 
gering ausfielen wie zuletzt im August 2002. Im Unterschied hierzu wurden im Au 
gust 2007 eine sehr mächtige Deckschicht und gleichzeitig annähernd normale Ober 
flächentemperaturen angetroffen. Bezogen auf mittlere Schichtungsverhältnisse des 
vergangenen Jahrzehnts waren die Temperaturen oberhalb 20 m um 1 - 2 K zu kalt, 
diejenigen im Tiefenbereich 20-40 m entsprechend zu warm. Im Vergleich mit den 
Verhältnissen im August 2006 verschärft sich dieser Kontrast auf 2 - 3 K. 
Die Tiefenverteilung der Temperatur in der Deutschen Bucht wurde anhand von Daten 
der Dauermessstationen >NSB lll< und >EMS< des MARNET-Netzwerks dokumentiert. 
Bei der wenig außerhalb des ganzjährig durchmischten flachen Küstenwassers lie 
genden Station >EMS< waren insbesondere im Frühjahr alternierende Phasen von 
Stratifizierung und Erosion zu beobachten. Diese waren an strahlungsintensive und 
gleichzeitig windschwache bzw. strahlungsarme und windstarke Episoden oder Ereig 
nisse gebunden, die mit einer Entkopplung bzw. Überschneidung des windinduzierten 
Turbulenzregimes mit der Gezeitenstromturbulenz der Bodenschicht einhergingen. 
Unter praktisch gleichen meteorologischen Konditionen konnte sich bei der tieferen 
und geringeren Gezeitenströmen ausgesetzten Station >NSB lll< eine ab Anfang Juni 
2006 beständige Schichtung mit scharfer Thermokline im 15-20 m Tiefenbereich 
ausbilden, die im Verlauf des von Tiefdruckstörungen geprägten August nur allmäh 
lich erodierte. 
Im Winter 2005/06 bildete sich Meereis trotz der im Prinzip günstigen schwachen Zo 
nalzirkulation erst Ende Januar und fast ausschließlich an der nordfriesischen Küste. 
Der als >schwach< klassifizierte Eiswinter dauerte bei Eisdicken von 5 - 20 cm knapp 
eine Woche an. Im Winter 2006/07 blieb die Deutsche Nordseeküste vollständig eis 
frei. Die unter verstärkter Zonalzirkulation geringen Abkühlungsraten reichten erst 
recht nicht hin, um den zu Winterbeginn erneut sehr hohen Wärmeinhalt des Meer 
wassers der Deutschen Bucht deutlich vor Durchschreiten des saisonalen Minimums 
im Februar abzubauen.
	        
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