3.5 Temperatur
System Nordsee
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Dieses Windregime (= 5 Bft) dauerte bei gleichzeitig geringer solarer Einstrahlung bis
in die 1. Juniwoche hinein an, so dass die isothermen Verhältnisse in der Wasser
säule bis zu diesem Zeitpunkt erhalten blieben. Der grundsätzliche Mechanismus,
der auch in den nachfolgenden Schichtungsaufbau- und Erosionsepisoden am Werk
ist, beruht auf alternierenden Phasen, in denen jeweils windschwache, strahlungsin
tensive bzw. windreiche, strahlungsarme Bedingungen vorherrschen. Während starke
Einstrahlung schichtungsaufbauend und -stabilisierend wirkt, führt die windinduzierte
Vertiefung des Turbulenzregimes von oben her zur Überschneidung mit dem durch
Gezeitenstromreibung generierten Turbulenzregime der Bodenschicht und damit zur
Homogenisierung der Wassersäule.
Obgleich die in Abb. 3-20 illustrierten meteorologischen Bedingungen sicher auch für
>NSB lll< annähernd zugetroffen haben, wurde ein vollständiger Zusammenbruch
der Schichtung lediglich in der 3. Maidekade realisiert und durch Springgezeiten um
den 27. Mai herum unterstützt (Abb. 3-19). Die übrigen Durchmischungsereignisse (s.
Abb. 3-20) führten lediglich zu einer Homogenisierung der Temperaturen in den ober
sten 15 m und gleichzeitig zur Ausbildung einer scharfen Thermokline im 15-20 m
Tiefenbereich (Abb. 3-19), was auf die größere Wassertiefe und geringere Gezeiten
stromgeschwindigkeiten gegenüber den Verhältnissen bei Ems zurückzuführen sein
dürfte (Mittelstaedt et al. 1983). Ende Juli wurde in Oberflächennähe mit 22 °C kurz
fristig ein saisonales Maximum in gleicher Höhe wie bei >Ems< erreicht (vgl. Abb. 3-14,
S. 143), während in der Bodenschicht unterhalb 20 m 11 °C herrschten (>Ems< 16 °C).
Wenige Tage später war die Oberflächentemperatur unter 20 °C gefallen, diejenige in
der Bodenschicht auf knapp 14 °C angestiegen. Die wenig sommerlichen meteorolo
gischen Bedingungen im August gingen mit einer graduellen Erosion der Schichtung
einher, die Ende August mit homogenen Temperaturen von 18 °C abgeschlossen war.
Im Februar 2007 wurde bei >Ems< ein abnorm hohes saisonales Minimum von knapp
7 °C durchschritten (Abb. 3-19), das um gut 3 K über dem klimatologischen Mittel gele
gen haben muss (vgl. Abb. 3-14, S. 143). Erste Schichtungsansätze wurden bei günsti
gen Einstrahlungsbedingungen (Abb. 2-26, S. 104) bereits zur Monatswende März/April
und in der 2. Aprildekade registriert, jedoch durch Starkwindereignisse aus NW und
grobe See wie am 19.4. (Tab. 2-3, S. 45) schnell zunichtegemacht. Die markanteste
und langlebigste Schichtungsepisode mit einem Temperaturkontrast von bis zu 4,5 K
zwischen Oberfläche und Boden ereignete sich im Juni unter den schwachwindigsten
Bedingungen des Jahres (Tab. 2-14, S. 90). Mit Durchzug des Sturmtiefs >Uriah< (CN,
Tab. 2-3, S. 45), das am 26. Juni eine Rekord-Sommersturmflut (1,32 m über MHW)
am Emspegel Pogum verursachte (Heyken 2008), kam es zur vollständigen Durch
mischung der Wassersäule bei >Ems< auf homotherme 15 °C. Die Temperatur stieg
danach graduell weiter an und erreichte Ende August in der Spitze 18 °C, ohne dass
sich in dem - auch im Vergleich zum Frühjahr - frischen WNW Windregime (Tab. 2-13,
5.85) erneut nennenswerte Abweichungen von homothermen Verhältnissen einstel
len konnten.