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Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

3.5 Temperatur 
System Nordsee 
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3.5.3 Temperaturschichtung 
Weite Gebiete der Nordsee sind im Sommerhalbjahr thermisch geschichtet. Diese ver 
tikale Temperaturschichtung bildet sich in tieferen Seegebieten aus, in denen sich die 
am Meeresboden erzeugte Gezeitenstromturbulenz nicht bis in die winddurchmischte 
Oberflächenschicht auswirkt. Hier werden in der Übergangszone zwischen warmer 
Deckschicht und kälterer Bodenschicht teilweise extreme Temperaturgradienten von 
mehr als 10 °C innerhalb weniger cm gemessen. Die saisonale Temperatursprung 
schicht wird als Thermokline bezeichnet und stellt für den Energie- und Stofftransport 
eine Barriere dar, die im Extremfall vertikale Transporte verhindert. Überlappen sich 
hingegen beide Vermischungszonen, tritt allenfalls kurzzeitig ein thermischer Gra 
dient in Oberflächennähe auf, der entweder durch den Seegang, oder aber durch 
nächtliche Abkühlung und Konvektion schnell wieder abgebaut wird. Vertikale Tempe 
raturgradienten können zusätzlich durch starke vertikale Salzgehaltsgradienten, wie 
sie in Flussmündungen oder im Bereich des baltischen Ausstroms auftreten, forciert 
werden. 
Abhängig vom Wechselspiel zwischen thermischem Energieeintrag und kinetischer 
Energiezufuhr bilden sich eine oder auch mehrere thermische Sprungschichten aus, 
deren Tiefen von Jahr zu Jahr variieren. Die im Rahmen der Nordseeaufnahmen in 
den Sommern 2006 (Abb.3-17) und 2007 (Abb.3-18) auf Breitenparallelen erfassten 
Vertikalschnitte dokumentieren die zwischenjährliche Variabilität der Temperatur 
schichtung. 
Nach einem vor allem im Osten tendenziell zu kalten Frühjahr (Abb.3-15,S. 145) war 
die Oberflächentemperatur der Nordsee im Juli 2006 rasant angestiegen und lag im 
August mit 2,2 K um 3,2 Standardabweichungen über dem klimatologischen Mittel 
von 16,0 °C. Dabei bildete sich insbesondere in der östlichen Nordsee eine sehr war 
me Deckschicht mit scharfer Thermokline aus, die aber nicht sehr tief lag, so dass 
selbst über der Doggerbank auf 55° N eine schwache Schichtung beobachtet werden 
konnte (Abb. 3-17). Die Deckschicht war zwar ungewöhnlich warm, aber von so gerin 
ger Mächtigkeit, dass der Wärmeinhalt der Nordsee geringer ausfiel als in den vor 
angegangenen und folgenden 3 Sommern (Tab. 3-6, 5.150). Auch die verschiedent 
lich beobachtete starke Vertiefung der Deckschicht über der Norwegischen Rinne auf 
58° N (z.B .Abb. 3-18) fehlte im Sommer 2006. Ursache hierfür ist vermutlich das kühle 
Frühjahr (Abb. 3-15,5.145) und die späte drastische Erwärmung im Juli bei ruhigem 
und beständigem Strahlungswetter (vgl. Abb. 2-15,5.79& Abb. 2-27,5.104). 
Die extreme, nordseeweite Warmanomalie der Oberflächentemperatur dauerte von Juli 
2006 bis Juni 2007 an (Abb. 3-15, Abb. 3-16). Der saisonale Temperaturgang in diesem 
wärmsten 12-monatigen Zeitraum seit Beginn der Beobachtungen verlief auf einem 
gegenüber dem klimatologischen Zyklus um 1,7 K erhöhten Niveau. Die intensive sola 
re Einstrahlung im März und insbesondere im April 2007 (Abb. 2-26,5.104) führte früh 
zur Ausbildung der Temperaturschichtung und damit zur Konservierung der warmen 
homothermen Wintertemperaturen im Wasser unterhalb « 40 m. Im von Tiefdruckstö 
rungen geprägten Hochsommer herrschten recht kräftige, persistente Winde aus W 
(Tab. 2-14,5.90) - die Ende Juni sogar noch Sturmstärke erreichten (Tab. 2-3,5.45) - 
so dass die Oberflächentemperaturanomalie zur Zeit der Nordseeaufnahme im August 
weitgehend abgebaut war (0,5 K). Als Folge dieser Windverhältnisse sowie der frühen 
Erwärmung wurde eine sehr mächtige Deckschicht (Abb. 3-18,5.149) bei gleichzeitig 
näherungsweise normalen Oberflächentemperaturen vorgefunden (Abb. 3-16,5.146). 
Gegenüber den mittleren Sommerprofilen des Zeitraums 2000 - 2009 waren dieTem-
	        
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