Zusammenfassungen
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System Nordsee
Gedächtnislosigkeit auszeichnet. Diese Eigenschaft resultiert aus der Invarianz der
Sterbewahrscheinlichkeit (dem Kehrwert der mittleren Lebensdauer und einzigen Ver
teilungsparameter) und beinhaltet, dass die Wahrscheinlichkeiten für Abbruch oder
Fortbestehen einer Wetterlagenepisode unabhängig vom bislang erreichten Lebens
alter sind. Die GV erweist sich für Lebensdauern bis zu einer Woche als adäquates
Modell. Die schlechteste Übereinstimmung ergibt sich für langlebige A-Lagen, die als
persistente Blockierungen den gewöhnlichen Wetterwechsel wochenlang stören kön
nen. Für anonymisierte Episoden - oder die Wetterlage als >Ding-an-sich< - wurde
eine mittlere Lebensdauer von 2 Tagen bestimmt. Die zugehörige GV (mit gleich ho
hen Sterbe- und Überlebenswahrscheinlichkeiten von 0,5) entspricht der Sequenz
längenverteilung, die ein Wettergott durch fortwährendes Werfen einer idealen Münze
produzieren würde. Die Tatsache, dass manche Wetterlagen größeres »Talent« zei
gen, am Leben zu bleiben, als andere, spricht für 6 Wettergötter, die mit Falschmün
zen spielen.
Die Altersklasse > 9 Tage war im Zeitraum 1971 - 2000 mit 32 Episoden und dem äl
testen »Individuum« (18 Tage) von derA-Lage dominiert und ansonsten nur von SW-,
NW- und SE-Lagen mit 15, 5 und 3 Episoden belegt. In den Jahren 2006 und 2007
war dieses Segment allein durch 2 bzw. 1 A-Episode besetzt, von denen jeweils eine
ein Höchstalter von 11 Tagen erreichte. Das hohe Aufkommen N-licher Wetterlagen
(NE & NW) im Jahr 2007 bildete sich auch in der Häufigkeit langer Episoden in der
Klasse 5-8 Tage ab, die gegenüber 2006 von 1 auf 6 anwuchs, während diejenige
der S-Episoden von 7 auf 1 zurückfiel. Die Gesamtzahl aller Episoden mit Lebens
dauern > 5 Tage lag in beiden Jahren mit 14 auf dem Niveau des klimatologischen
Mittels (13,6) und somit wie dieses etwas oberhalb der für eine mittlere Lebensdauer
von 2 Tagen aufgrund der GV erwarteten Höhe von 11,4 (= 182,5x0,5 4 ). Die zugehö
rige kumulative Lebensdauer beträgt 95 (2006), 90 (2007), 90,7 (kM) und 68,4 Tage
(GV). Auch die Gesamtzahl aller Episoden (186, 183 und 181,1/Jahr) und folglich die
mittleren Lebensdauern von « 2 Tagen waren auffällig stabil.
Das Auszählen der 6 2 unterscheidbaren Übergänge von Tag zu Tag stellt für die
30-jährige Zeitserie der 6 Wetterlagen eine dritte Abzählmethode dar, die nicht nur
Informationen zu Gesamtvorkommen und Lebensdauer enthält, sondern auch Auf
schluss über typische und untypische Abfolgemuster gibt. Im Bild einer Ballspielana
lyse entsprechen diese Elemente der individuellen Gesamtzeit des Ballbesitzes und
den darin enthaltenen Zeiten und Zeitpunkten des Am-Ball-Bleibens und Abspiels. Die
resultierende quadratische Matrix der Übergangshäufigkeiten ist hochgradig asym
metrisch und in der Hauptdiagonalen, die Selbstübergange (Am-Ball-Bleiben) reprä
sentiert, am stärksten besetzt. Dies bedeutet einerseits, dass sich das wechselseitige
Abspielverhalten der Spieler nicht im Gleichgewicht befindet, und andererseits, dass
jeder Spieler selbstverliebt lieber am Ball bleibt als abzuspielen. Insbesondere der 2.
Aspekt zeigt hohe serielle Autokorrelation an, die gemeinsam mit geometrisch verteil
ten Verweilzeiten in unveränderten Zuständen zu den inhärenten Eigenschaften einer
Markovkette 1. Ordnung zählt.
Die Anpassung dieses stochastischen Prozesses an die Daten besteht in der zeilen
weisen Normierung der Übergangshäufigkeiten mit den individuellen Gesamthäufig
keiten der 6 Wetterlagen. Jeder Zeilenvektor der Übergangsmatrix stellt eine bedingte
1-schrittige Wahrscheinlichkeitsverteilung für das Eintreten irgendeiner der 6 Wetter
lagen am Folgetag dar, sofern aktuell die dem Zeilenvektor zugeordnete Wetterlage
herrscht. Die Gedächtnislosigkeit der MK besteht dabei darin, dass die Übergangs
wahrscheinlichkeiten ausschließlich vom aktuellen Zustand abhängen und demnach