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Identifizierung von Ölverschmutzungen
Weiterhin zeigt sich, dass die Bilgenprobe von Schiff Nr. 2 am besten zu den Verschmutzungsproben passt.
Dies wird durch den Vergleich der Konzentrationen der Einzelkomponenten des komplexen Ölgemisches
bestätigt (Abbildung 4, rechte Werte): Fast alle Differenzen liegen unterhalb des Messfehlers (grün dar
gestellt). Geringfügige Abweichungen (rot) sind erklärbar und beruhen auf einer inhomogenen Verteilung
des Öls (unterschiedliche Verhältnisse von Brennstoff und Motorenöl) In der Bilge - bei einer nur punktuell
möglichen Probenahme. Dies Ist wiederum deutlich in den beiden Gaschromatogrammen zu erkennen.
Weitere Beispiele
Ölverschmutzungen bekannter Herkunft können zum Testen des Verfahrens herangezogen werden:
Teile des Öls, das bei der Havarie der „Prestige“ freigesetzt worden war, erreichten nach acht Monaten
auch die französische Atlantikküste. Trotz deutlicher Verwitterung des Öls war hier eine eindeutige Identifi
zierung möglich.
Hier zeigte sich eine weitere Möglichkeit der Identifizierung: Anhand der Zusammensetzung der
„Biomarker“ konnte eindeutig festgestellt werden, dass das von der „Prestige“ freigesetzte Schweröl aus
einem russischen Rohöl produziert worden war (Dies war ebenfalls bekannt: Die „Prestige“ hatte in
St. Petersburg und in Ventspills Ladung aufgenommen).
Ein weiteres Beispiel zeigt aber die Bedeutung einer derartigen Feststellung: Ein größerer Ölfilm war etwa
30 sm südlich von Irland festgestellt worden. Der russische Flugzeugträger „Admiral Kuznetzov“ und ein
Tankschiff befanden sich In der Nähe des Ölfilms, und es bestand der dringende Verdacht, dass das Öl
beim Betanken des Flugzeugträgers ausgetreten war. Von russischer Seite war zwar zugegeben worden,
dass eine Übernahme von Brennstoff stattgefunden hatte. Es wurde aber strikt geleugnet, dass dabei Öl
ausgetreten war. Die Analyse ergab eindeutig, dass die Verschmutzung aus einem Brennstoff bestand, der
aus russischem Öl produziert worden war. Nach Übermittlung des Analysenergebnisses war zugegeben
worden, dass Unachtsamkeit bei der Übernahme des Bunkeröls zum Austritt des Öls geführt hatte.
Nach der Havarie der „Tricolor“ Im Ärmelkanal waren größere Ölverschmutzungen Insbesondere an den
Stränden von Belgien und den Niederlanden aufgetreten. Obwohl nahezu beobachtet worden war, wie das
Öl an die Strände gelangt war, ließ der Vergleich mit einer Probe aus einem Brennstofftank des Schiffes
keine eindeutige Aussage zu. Es war zu vermuten, dass die „Tricolor“ unterschiedliche Brennstoffe an Bord
hatte.
Internationale Zusammenarbeit
Im Fall der „Tricolor“ stellte sich Im Nachhinein heraus, dass hier Probenvergleiche von Insgesamt fünf
Laboratorien aus unterschiedlichen Ländern unabhängig voneinander durchgeführt worden waren. Das
Schiff hatte tatsächlich unterschiedliche Bunkeröle an Bord. Es gab damit unterschiedliche Vergleichs
proben. Keinem der Labore gelang eine eindeutige Zuordnung.
Vom Bonn-Agreement [2] waren daraufhin In 2005 alle Beteiligten zu einem Workshop eingeladen worden,
auf dem die einzelnen Ergebnisse diskutiert worden waren.
In einer anschließenden Sitzung des BA wurde beschlossen, dass die Labore im Bereich des BA in Zukunft
In derartigen Fällen zusammen arbeiten sollten. Es wurde das Bonn-OSINET (oll spill Identification network
of experts within the Bonn-Agreement) [3] gegründet. Sinn und Zweck dieser Expertengruppe, deren