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Full text: 48: Öl im Meer - Risiken, Vorsorge und Bekämpfung

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Die operationeilen Öldriftmodelle des BSH 
Driftmodell 
Basierend auf den archivierten Modellergebnissen des Zirkulationsmodells können bei Bedarf Driftvorher 
sagen für Öl oder treibendende Gegenstände mit dem Lagrange’schen Driftvorhersagemodell BSHdmod.L 
(Dick und Soetje, 1990; Dick und Müller-Navarra, 2002) durchgeführt werden. Das Grundprinzip eines 
Lagrange’schen Öldriftmodells besteht in der Darstellung eines zu simulierenden Ölflecks durch eine 
große Anzahl von Partikeln (-1000) deren Drift einzeln berechnet wird. Dabei werden neben den meteoro 
logischen und hydrographischen Verhältnissen auch das Verhalten unterschiedlicher Ölsorten im Wasser 
berücksichtigt. Das Modell simuliert also neben der reinen Drift auch Prozesse wie „Spreading“, horizontale 
und vertikale Dispersion, Verdunstung und Emulsionsbildung. 
Anwendung 
Die Driftvorhersagemodelle des BSH werden in aller Regel auf Anfrage z. B. des Havariekommandos oder 
der Strafverfolgungsbehörden betrieben. Dabei lassen sich zwei unterschiedliche Anwendungsgebiete 
voneinander trennen. 
Im Falle einer akuten Ölverschmutzung wird zuerst eine sogenannte „Vorwärtsrechnung“ durchgeführt. Da 
bei wird ausgehend von einer beobachteten Ölverschmutzung auf See, sei es, dass die Ersterkennung vom 
Satelliten, Flugzeug oder Schiff erfolgt ist, eine Vorhersage des Driftweges berechnet. Hierbei geht es um 
Klärung von Fragestellungen wie: „Wohin driftet das Öl?“ oder „Wann und wo wird es stranden?“. 
Im späteren Verlauf einer Ölverschmutzung oder wenn das Öl bereits gestrandet ist, ändern sich die Frage 
stellungen: „Woher ist das Öl gekommen?“ und „Wer kommt als möglicher Verursacher in Frage?“. Diesen 
auf die Strafverfolgung abzielenden Fragen wird mit sogenannten „Rückwärtsrechnungen“ nachgegangen, 
bei denen - ausgehend vom Ort der Verschmutzung - das Öl zeitlich rückwärts verfolgt wird, um auf eine 
mögliche Guelle zu schließen. 
Im Folgenden soll nun für beide Arten der Öldriftberechnung ein Beispiel gegeben werden. 
Vorwärtsrechnungen 
Anhand eines realen Ölunfalls in der jüngeren Vergangenheit sollen hier die Möglichkeiten einer Driftrech 
nung im Vorhersagemodus, einer sog. „Vorwärtsrechnung“, erläutert werden. 
In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 2009 kam es in der Nähe von Langesund (Norwegen) zur Strandung 
des Tankers „Full City“ und in Folge der Strandung zu einem Austritt von ca. 300 t Schweröl innerhalb der 
nächsten Stunden (Abb. 3a). Im Weiteren Verlauf der Havarie wurde die Küste auf einer Länge von 
ca. 70 km verschmutzt (Abb. 3b).
	        
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