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Full text: 48: Öl im Meer - Risiken, Vorsorge und Bekämpfung

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Dispergatoren - Pro und Contra 
Behältern durchgeführt. Bei ihnen werden mehrere Organismenarten mit definierter Zusammensetzung der 
Gemeinschaften und deren inter- und intraspezifischen Interaktionen sowie Populationsdynamiken unter 
sucht. 3.) Freilanduntersuchungen, diese Untersuchungen werden direkt im Feld durchgeführt. 
Zwar wächst mit zunehmender Komplexität der Testsysteme deren Aussagekraft auf die untersuchte Bio 
zönose, jedoch sinken durch den Einfluss der natürlichen Faktoren die Reproduzierbarkeit und Übertrag 
barkeit auf andere Expositionsszenarien. Um die relativen Toxizitäten in Bezug auf einzelne Organismen zu 
vergleichen, sind somit die gut reproduzierbaren Laboruntersuchungen mit einzelnen Organismen ausrei 
chend und gut geeignet. 
Die Eigenschaften der angebotenen Dispergatoren können durch die ermittelten Effektivitäten und Toxizi 
täten relativ zueinander verglichen werden. Ob eine Anwendung im Einsatzfall tatsächlich zielführend ist, 
muss unter Berücksichtigung der verschiedenen Vor- und Nachteile fallabhängig entschieden werden. 
Einer der Vorteile (Tabelle 2) ist die bereits angeführte Erhöhung der Verfügbarkeit und der damit verbunde 
ne gesteigerte Abbau des Öls durch Mikroorganismen. Das an der Oberfläche schwimmende Öl wird durch 
die Dispersion und Verteilung in den obersten Metern der Wassersäule verringert. Zudem ändert sich durch 
die Tröpfchenbildung und durch Tenside die Haftfähigkeit des Öls z. B. am Gefieder von Vögeln, wodurch 
eine Verringerung der Anzahl verölter Vögel und anderer Organismen anzunehmen ist. Außerdem wird we 
niger Öl an Küsten und Strände gespült, u.a. auch, weil die in der Wassersäule schwimmenden Öltröpfchen 
Schwebstoffe binden, was zur Erhöhung des spezifischen Gewichtes und damit zu einem Absinken des 
Öls führt. Dadurch, dass das Öl besser in der Wassersäule verdünnt und großräumig verteilt wird, verringert 
sich die Konzentration und damit die Toxizität. 
Die Ausbringung und Anwendung von Dispergatoren ist, z. B. durch den Einsatz von Hubschraubern und 
Flugzeugen vergleichsweise einfach. So können große Reichweiten und große Flächenleistungen erzielt 
werden. Zudem ist das Einsatzspektrum größer und im Vergleich zur anderen Ölbekämpfungsmethoden 
weniger witterungsabhängig. Durch den Einsatz von Dispergatoren lassen sich sehr schnell sichtbare 
Ergebnisse bei der Ölbekämpfung erzielen, was positiv für die Umwelt sein kann, aber auch besonders 
medienwirksam ist. 
Allerdings sind mit dem Einsatz von Dispergatoren auch viele Nachteile verbunden (Tabelle 2). Wie weiter 
oben bereits kurz angeschnitten, ist eine effektive Anwendung nur in einem begrenzten Zeitfenster möglich. 
Es muss ausreichend kinetische Energie bzw. Wellenschlag vorhanden sein, dass Öltröpfchen aus der 
Ölschicht herausgelöst werden können. Ein Einsatz ist nicht bei allen Ölsorten effektiv möglich. Auf Grund 
der geringeren Salzgehalte und des in der Regel begrenzten Wasserkörpers ist ein Einsatz im Brack- und 
Süßwasser ebenfalls nicht sinnvoll. Problematisch ist auch der Einsatz bei Nacht und bei schlechten Wetter 
bedingungen, da die Ölverschmutzung für die Applikation gut lokalisierbar sein muss. Durch die Dispersion 
in feine Öltröpfchen werden Ölsperren unwirksam, ebenso ist ein Einsatz von mechanischen Geräten zur 
Ölaufnahme durch die verringerte Anhaftung des Öls an Oberflächen nicht mehr möglich. 
Da das Öl durch Dispergatoren oberflächlich entfernt und in der Wassersäule verteilt wird, ist es für die im 
Wasser lebende Organismen besser verfügbar. Die dort lebenden Organismenarten, in Pelagial, Demersal 
und Benthos, können durch die toxischen Eigenschaften des Öls geschädigt werden. Insbesondere für 
diese Lebensgemeinschaften ist die Bioverfügbarkeit des Öls erhöht. Darüber hinaus können auch der 
Dispergator, sowie die Wirkung in Kombination mit dem Öl, toxische Wirkeffekte aufweisen. Bei der 
Zehrung (dem Abbau) des Öls durch die Mikroorganismen wird Sauerstoff verbraucht, auch dies kann zu 
einer Schädigung des Gewässers führen.
	        
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