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Dispergatoren - Pro und Contra
Behältern durchgeführt. Bei ihnen werden mehrere Organismenarten mit definierter Zusammensetzung der
Gemeinschaften und deren inter- und intraspezifischen Interaktionen sowie Populationsdynamiken unter
sucht. 3.) Freilanduntersuchungen, diese Untersuchungen werden direkt im Feld durchgeführt.
Zwar wächst mit zunehmender Komplexität der Testsysteme deren Aussagekraft auf die untersuchte Bio
zönose, jedoch sinken durch den Einfluss der natürlichen Faktoren die Reproduzierbarkeit und Übertrag
barkeit auf andere Expositionsszenarien. Um die relativen Toxizitäten in Bezug auf einzelne Organismen zu
vergleichen, sind somit die gut reproduzierbaren Laboruntersuchungen mit einzelnen Organismen ausrei
chend und gut geeignet.
Die Eigenschaften der angebotenen Dispergatoren können durch die ermittelten Effektivitäten und Toxizi
täten relativ zueinander verglichen werden. Ob eine Anwendung im Einsatzfall tatsächlich zielführend ist,
muss unter Berücksichtigung der verschiedenen Vor- und Nachteile fallabhängig entschieden werden.
Einer der Vorteile (Tabelle 2) ist die bereits angeführte Erhöhung der Verfügbarkeit und der damit verbunde
ne gesteigerte Abbau des Öls durch Mikroorganismen. Das an der Oberfläche schwimmende Öl wird durch
die Dispersion und Verteilung in den obersten Metern der Wassersäule verringert. Zudem ändert sich durch
die Tröpfchenbildung und durch Tenside die Haftfähigkeit des Öls z. B. am Gefieder von Vögeln, wodurch
eine Verringerung der Anzahl verölter Vögel und anderer Organismen anzunehmen ist. Außerdem wird we
niger Öl an Küsten und Strände gespült, u.a. auch, weil die in der Wassersäule schwimmenden Öltröpfchen
Schwebstoffe binden, was zur Erhöhung des spezifischen Gewichtes und damit zu einem Absinken des
Öls führt. Dadurch, dass das Öl besser in der Wassersäule verdünnt und großräumig verteilt wird, verringert
sich die Konzentration und damit die Toxizität.
Die Ausbringung und Anwendung von Dispergatoren ist, z. B. durch den Einsatz von Hubschraubern und
Flugzeugen vergleichsweise einfach. So können große Reichweiten und große Flächenleistungen erzielt
werden. Zudem ist das Einsatzspektrum größer und im Vergleich zur anderen Ölbekämpfungsmethoden
weniger witterungsabhängig. Durch den Einsatz von Dispergatoren lassen sich sehr schnell sichtbare
Ergebnisse bei der Ölbekämpfung erzielen, was positiv für die Umwelt sein kann, aber auch besonders
medienwirksam ist.
Allerdings sind mit dem Einsatz von Dispergatoren auch viele Nachteile verbunden (Tabelle 2). Wie weiter
oben bereits kurz angeschnitten, ist eine effektive Anwendung nur in einem begrenzten Zeitfenster möglich.
Es muss ausreichend kinetische Energie bzw. Wellenschlag vorhanden sein, dass Öltröpfchen aus der
Ölschicht herausgelöst werden können. Ein Einsatz ist nicht bei allen Ölsorten effektiv möglich. Auf Grund
der geringeren Salzgehalte und des in der Regel begrenzten Wasserkörpers ist ein Einsatz im Brack- und
Süßwasser ebenfalls nicht sinnvoll. Problematisch ist auch der Einsatz bei Nacht und bei schlechten Wetter
bedingungen, da die Ölverschmutzung für die Applikation gut lokalisierbar sein muss. Durch die Dispersion
in feine Öltröpfchen werden Ölsperren unwirksam, ebenso ist ein Einsatz von mechanischen Geräten zur
Ölaufnahme durch die verringerte Anhaftung des Öls an Oberflächen nicht mehr möglich.
Da das Öl durch Dispergatoren oberflächlich entfernt und in der Wassersäule verteilt wird, ist es für die im
Wasser lebende Organismen besser verfügbar. Die dort lebenden Organismenarten, in Pelagial, Demersal
und Benthos, können durch die toxischen Eigenschaften des Öls geschädigt werden. Insbesondere für
diese Lebensgemeinschaften ist die Bioverfügbarkeit des Öls erhöht. Darüber hinaus können auch der
Dispergator, sowie die Wirkung in Kombination mit dem Öl, toxische Wirkeffekte aufweisen. Bei der
Zehrung (dem Abbau) des Öls durch die Mikroorganismen wird Sauerstoff verbraucht, auch dies kann zu
einer Schädigung des Gewässers führen.