Die Küste, 76 (2009), 205-224
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einzelnen Regionen zu schließen (Abb. 5). Dabei ist zu beachten, dass die Qualität der be
rechneten Scheitelwasserstände in den einzelnen Regionen nur so gut sein kann, wie die
Qualität des Inputs für die Berechnung der Vorhersage am Bezugsort. Beträgt der Inhomo
genitätsindex < 0,9 (vgl. Kap. 2.2), so ist eine eingehende Prüfung der Winddaten und gege
benenfalls eine Rückkopplung mit dem BSH über die Windstauentwicklung zu empfehlen.
Die Vorhersagen und die Modellergebnisse des BSH sowie die Naturdaten können an
schließend mit den eigenen Vorhersagen verglichen werden. Treten signifikante Differenzen
zwischen den einzelnen Ergebnissen auf, so ist eine Diskussion mit dem BSH über die zu
erwartenden Wasserstände anzustreben, um die Vorhersagen zu verifizieren.
Mit Hilfe dieser möglichst belastbaren Vorhersagen kann bei der Katastrophenabwehr
der Fokus zunächst auf die Region gesetzt werden, bei der mit den höchsten Wasserständen
zu rechnen ist. Diese Vorgänge sollten regelmäßig wiederholt werden, um die Berechnungen
an die jeweils aktuelle Wetterlage anzupassen.
Die aufgetretenen Differenzen zwischen Vorhersagen und Beobachtungen sollten nach
jedem Sturmflutereignis analysiert werden, um die gewonnenen Erkenntnisse wenn möglich
in das Vorhersageverfahren mit einfließen zu lassen und um die Vorhersagen in einem itera
tiven Prozess weiter zu verbessern.
Im Allgemeinen liefern die numerischen Modelle des BSH gute Sturmflutvorhersagen
für den Vorhersagezeitraum bis 24 Stunden. Sofern jedoch über die Vorhersagen des BSH
hinaus kleinräumige Aussagen für Nordfriesland benötigt werden, stellt das vorgestellte em
pirische Verfahren eine gute Ergänzung für einen Vorhersagezeitraum bis sechs Stunden dar.
Zudem kann durch die Anwendung der Windstaukurven eine klare Vorstellung über die
regionale Verteilung der in Nordfriesland zu erwartenden Sturmflutwasserstände vermittelt
werden.
5. Schriftenverzeichnis
ANONYMUS: Gezeitentafeln. Europäische Gewässer. BSH Hamburg und Rostock, 2008.
Baehrens, C.; Bäudler, H.; Beckmann, B.-R.; Birr, H.-D.; Dick, S.; Hofstede, J.; Kleine,
E.; Lampe, R.; Lemke, W.; Meinke, I.; Meyer, M.; Müller, R.; Müller-Navarra,
S. H.; SCHMAGER, G.; SCHWARZER, K. und Zenz, T.: Die Wasserstände an der Ostsee
küste. Die Küste, 66, 2003.
Duensing, G.; Höflich, O.; Kaufeld, L.; Schmidt, H.; Olbrück, G. und Brandt, B.: Me
teorologische Untersuchungen über Stürme an der deutschen Nordseeküste. Seewetter
amt Hamburg: Deutscher Wetterdienst, Einzelveröffentlichung Nr. 108, 1985.
Feller, W. and GASSMANN, E: Analysis of Wind and Turbulence Fields in a Region with Com
plex Orography. Journal of Applied Meteorology, Volume 36, Issue 9, 1133-1137, 1997.
JENSEN, J. und Mudersbach, C.: Zeitliche Änderungen in den Wasserstandszeitreihen an den
Deutschen Küsten. In: Glaser R., Schenk, W, Vogt, J., Wießner, R., Zepp, H. und War-
denga, U. (Hrsg.), Berichte zur Deutschen Landeskunde. Themenheft: Küstenszenarien,
Band 81, Heft 2, 99-112, Leipzig: Selbstverlag Deutsche Akademie für Landeskunde e.V.,
2007.
Jensen, J.; Mudersbach, C.; Müller-Navarra, S.-H.; Bork, I.; Koziar, C. und Renner, L:
Modellgestützte Untersuchungen zu Sturmfluten mit geringen Eintrittswahrscheinlich-
keiten an der deutschen Nordseeküste. Die Küste, 71, S. 123-168, 2006.
Jensen, J. und Müller-Navarra, S.: Storm Surges on the German Coast. Die Küste, 74, 2008.
Müller-Navarra, S. H. und Giese, H.: Empirische Windstauformeln für die deutsche Bucht.
In: Deutsche IDNDR-Reihe, 7, 37—41, 1997.
Müller-Navarra, S. H. and Giese, H.: Improvements of an empirical model to forecast wind
surge in the German Bight. Deutsche Hydrographische Zeitschrift, Jahrgang 51, 4,
385—405, 1999.