Wasmund, E.; Erfahrungen mit Ankergrundproben,
Werten, der besagt, daß beispielsweise die Tiefenstufen zwischen 5000 m und
5000 m im offenen Atlantischen Ozean sich um 2.710 Mill. qkm verringert haben,
d.h. um fast 31% des Areals des offenen Ozeans,
Auf eine weitere Erscheinung muß auch in diesem Zusammenhange hin-
gewiesen werden; man wird echte und unechte Tiefseebecken nach der Art ihrer
hypsographischen Kurven unterscheiden müssen: die echten Becken zeigen in
ihren hypsographischen Kurven in bestimmten Niveaus eine Umkehr der Kurve,
die nach abwärts zeigt, die unechten dagegen besitzen diesen unteren Gefälls.
knick nicht, sondern verlaufen vom Niveau des unteren Kontinentalabfalls gerad-
linig bis zum Ende,
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Erfahrungen mit Ankergrundproben®.
Von Erich Wasmund,
‚Meeresgeologische Arbeiten Kiel-Kitzeberg Nr. 26 **).]
1. Vorteile und Grenzen der Grundprobengewinnung vom Anker,
Die Meeresgeologie hat sich lange vorwiegend mit Erscheinungen der Küste
and der trockenfallenden Flachsee beschäftigt, teils aus guten Gründen, teils
aber auch aus der Not eine Tugend machend. Die Weiterentwicklung der Meeres-
geologie steht und fälit mit der Möglichkeit, endlich intensivere Kenntnis des
Meeresbodens unter Wasser durch Grundproben, Bohrungen, Hochfrequenz-
Echolotungen, Taucherbeobachtungen zu gewinnen. Die Grundlage müssen geolo-
gische Seekarten bilden, die Oberflächenkartierung der Meere steht z. Zt. noch
Zicht auf dem Stand der geologischen Landkarten vor 100 Jahren, Um Grund-
proben in See zu gewinnen, mußte der Geologe sich an Forschungsexpeditionen
beteiligen, deren Stationen durch andere Gesichtspunkte festgelegt waren. Zahl
der Proben, Dichte des Entnahmenetzes lagen nicht in seiner Hand. Bisher. gibt
es noch keine Forschungsreise zur See, die als Hauptziel die Erforschung des
Meeresbodens hatte. Eigens zu diesem Zweck ein Schiff herauszuschicken, ist
zweifellos teuer, und wird z. Zt. noch als unrentabel angesehen, Die ganze
Tendenz der modernen Meeresgeologie weist allerdings auf die freie See hinaus,
und wir sehen an zahlreichen Problemen der Gegenwart, daß auch der küsten-
nahen Rätsel Lösung draußen zu suchen ist, wir brauchen nur an das Stichwort
Sandwanderung erinnern. Darüber hinaus muß als nächstes Ziel der Meeres-
geologie gelten, geologische Karten der Seegebiete (zunächst der Schelfmeere}
herzustellen, wie sie an Land selbstverständlich geworden sind, Karten der Ge-
steins- (Sediment-) Oberfläche unter Wasser sind nicht nur jür die Entwicklung
der allgemeinen Geologie von Bedeutung, sondern haben genau so wie geolo-
gische Landkarten nicht unerheblichen praktischen Zweck für die Nautik und
die Fischerei, den Wasserbau und die Rohstoffwirtschaft. In nicht zu ferner
Zeit werden auch bergbauliche Interessen an der Küste nicht haltmachen, schon
3tehen die ersten Bohrtürme an der Golfküste, in Kalifornien, am Kaspimeer im
Flachwasser, bei uns der erste Vorposten auf Helgoland,
Es ist also dringende Vorarbeit für die Weiterentwicklung der Hydrogeologie,
zeologische Saekarten herzustellen. Binnenseen sind z. B. in Südschweden,
Nord westdeutschland, Ostalpen schon kartiert, während wir Karten der submarinen
Oberfläche im wesentlichen nur von Streifen vor der französischen, italienischen
portugiesischen Küste und Teilen der nordamerikanischen Küstengebiete besitzen
*) Der folgende Aufsatz darf nicht den Eindruck erwecken, als ob sein Verfasser die amtlich
beauftragte Stelle zur Sammlung von Ankergrundproben sel. Das ÖOberkommando der Kriegsmarine
hat im Jahre 1936 der Deutschen Seewarte diese Aufgabe übertragen; insbesondere arbeiten
lie Kriegsfahrzeuge ausschließlich mit dieser Anstalt zusammen. Auch mit einer großen Zahl von
Reedereien und Handelsschiffen besteht laufende Zusammenarbeit. Die Deutsche Seewarte führt ferner
seit längerer Zeit Forschungsfahrten durch, welche nur meeresgeologischen Zwecken dienen; ihre
Sammlung umfaßt zur Zeit etwa 2500 Grunmdproben. Die Berichte über diese meeresgeologischen
Arbeiten der Deutschen Seewarte befinden sich bereits in Vorbereitung.
Oberkommando der Kriegsmarine,
**) Nr. 25 ist: E, Wasmund, Zur Nomenklatur der subaquatischen Sedimente, — Qeol. d. Meere
and Binnengew. 2, 3, 1938.
Ana. d. Hrär, usw. 1039, Belt I,