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Full text: 62, 1934

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1934, 
meeres, Da bisher keine Mittel zur Verfügung stehen, um hier den Tidenhub 
zu messen, so besteht vorderhand das einzige Mittel, um zur Klarheit zu kommen, 
darin, möglichst viel Strommessungen zu machen, und hieraus erhellt die Bedeu- 
tung des auf „Meteor“ gewonnenen Materials. Zu bedauern bleibt nur, daß die 
technischen Schwierigkeiten der hierzu nötigen Verankerung auf hoher See nur 
die Hälfte der geplanten Ankerstationen (10, davon eine auf der Vorexpedition) 
zuließen, 
2, Die Strommessungen und ihre Bearbeitung. An der Meeresoberfläche be- 
obachtete man den Strom mit einem Relingslog, indem man feststellte, wie weit 
ein Treibkörper in bestimmter Zeit vertrieb. Für die 25- und 50 m-Tiefe ver- 
wendete man einen Ekman-Merz-Schwachstrommesser, und für große Tiefen 
bis zu 2500 m den Ekman-Repetierstrommesser, beide mit gutem Erfolge, wenn 
auch Quallen und Feuerwalzen, die sich an die Drahtleine setzten, die Fall- 
gewichte des öfteren störten. Eine weit ernstere Quelle von Schwierigkeiten aber 
waren die Schiffsbewegungen, die durch das Mitschleppen der Strommesser die 
Aufzeichnungen fälschten. Man suchte sie zu kontrollieren, indem man alle 
zehn Minuten (3—5 Gezeitenperioden lang!) den anliegenden Kurs des Schiffes 
vermerkte, dazu alle 20 Minuten die Echotiefe, alle 30 Minuten den Neigungs- 
winkel der Ankertrosse, ihr Azimut und ihre an einer Federwaage abgelesene 
Spannung. Es überrascht, wenn Defant die aus diesen Beobachtungen und 
denen des Oberflächenstroms sich ergebenden Schiffsbewegungen meistens im 
Einklange findet mit den geringfügigen Änderungen des astronomischen Bestecks 
während derselben Zeit; während das Kommando bei den astronomischen Örtern 
eine Fehlergrenze von 1 Sm annahm, schätzt sie Defant auf den erstaunlich 
niedrigen Betrag von -+ 0.2 Sm, der allerdings im Gebiete tropischer Kimm- 
refraktionen überschritten wurde. 
Defant beginnt die Bearbeitung jeder Ankerstation mit einer harmonischen 
Analyse der Schiffskurse, an denen ihn nur die langperiodischen Schwankungen 
interessieren, Man möchte hiergegen einwenden, daß schnelle Drehungen auch 
bei kleiner Amplitude die Beobachtungen viel mehr schädigen mußten. Aber es 
scheint, als ob die kurzen Kursänderungen in der Hauptsache ein „Schwingen“ 
bedeuten, d. i. ein Drehen des Schiffes um die Trosse, also etwa um den Steven, 
womit dann freilich die Schleppwege des Strommessers sehr viel kleiner ausfallen, 
als wenn das Schiff mit der Ankerkette schwojen würde. Hinzu kommt, daß 
der Strommesser den Bewegungen des Schiffes nicht sofort folgte, sondern erst 
wenn der Drahtwinkel einen gewissen Betrag überschritt, daß er also jene nur 
gedämpft mitmachte. So mißt Defant eigentlich nur den langperiodischen 
Schwojbewegungen größere Bedeutung bei, beklagt allerdings sehr, daß es noch 
an Mitteln fehlt, um Schwojen, „Schwingen“ und „Gieren“, d,i. Bewegung auf 
den Aufliegepunkt der Trosse zu oder von ihm fort, sicher voneinander zu 
unterscheiden. 
Ein Beispiel erläutere das weitere Verfahren, Auf der Ankerstation 288 
(12° 37.6’ N-Br., 47° 36.1’ W-Lg.), 800 Sm nördlich der Amazonas-Mündung, 
wurden die in Nr. 1, Taf. 1 verzeichneten Schiffskurse angeschrieben (hier nach 
Mondzeit geordnet). Gleicht man die wirren Schwankungen durch fortlaufende 
Mittelbildung aus, indem man zu jeder Beobachtung die drei vorhergehenden 
und die drei folgenden hinzunimmt und daraus das Mittel berechnet, und analysiert 
man die erhaltenen Werte, so ergibt sich eine Gezeitenschwankung von nur 7° 
nach jeder Seite. Da die wirklichen Schwankungen augenscheinlich größer sind, 
berechnet Defant das Periodogramm, indem er alle Perioden von 80 bis 400 Mi- 
nuten durchprobiert, und findet ausgesprochene Perioden von 5.6, 2.8 und 
1.8 Stunden, denen Amplituden von 32°, 35° und 84° entsprechen. Über den 
Ursprung dieser Schwingungen, die im Verhältnisse von Grund- und Öber- 
schwingung zu stehen scheinen, weiß man nichts. Aber sie finden sich auch in 
den Strömen wieder, Zunächst wurde jede Strombeobachtung in ihre Nord- und 
Ostkomponente zerlegt, s.z. B. Nr. 1, Taf. 1, wo die Werte bereits nach Mond- 
zeit angeordnet sind. Der harmonischen Analyse wurden sodann die aus der 
Zackenlinie der Nr. 1 für jede volle Stunde hervorgehenden Werte unterworfen.
	        
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