Die Küste, 75 MUSTOK (2009), 255-265
260
Tab. 1: MUSE Ostsee und MUSE Nordsee (JENSEN et al., 2006); Vergleich der Elöhe simulierter Höchst-
wasserstände (hETW_EPS) mit gemessenen (HW1872 bzw. hHW)
Westliche Ostsee
Deutsche Bucht
HW1872
hHW
EPS
hHW_EPS
minus
HW1872
hHW
hHW_
EPS
hHW_EPS
minus
hHW
Flensburg
3,08
2,84
-0,24
Borkum
3,82
4,99
1,17
Eckernförde
3,15
2,63
-0,52
Emden
4,76
6,09
1,33
Kiel-Holtenau
2,97
2,62
-0,35
Wilhelmshaven
5,22
6,40
1,18
Travemünde
3,16
2,55
-0,61
Bremerhaven
5,35
6,74
1,39
Wismar
2,80
2,54
-0,26
Cuxhaven
5,10
6,51
1,41
Warnemünde
2,43
2,35
-0,08
Biisum
5,14
6,35
1,21
Stralsund
2,39
2,33
-0,06
Husum
5,66
6,69
1,03
Greifswald
2,79
3,34
+ 0,55
Wittdiin
4,14
5,20
1,06
2.4 Verfahren zur Sicherheitsüberprüfung und Bemessung
von Küstenschutzan1agen an der deutschen Ostseeküste
(SEBOK A)
Derzeit basiert die Bemessung und Sicherheitsüberprüfung des Küstenschutzes an der
deutschen Ostseeküste weitgehend auf dem Extremereignis des Sturmhochwassers vom
November f 872 (MLR, 200f; MBLUV-MV, 2009). Die Bestimmung des Bemessungswasser
standes orientiert sich an den Aufzeichnungen der Scheitelwasserstände dieses Ereignisses,
die nur für vereinzelte Standorte vorliegen. Verlässliche Aufzeichnungen des Seegangs sind
für den Bemessungssturm und generell für Extremereignisse nicht verfügbar. Der Bemes
sungsseegang wird stochastisch bestimmt; Dauer und relatives zeitliches Eintreten von
Hochwasser und hohem Seegang sind dabei nicht angemessen berücksichtigt. Auch wird ein
prognostizierter Anstieg des mittleren Meeresspiegels dem Bemessungswasserstand bislang
ohne Berücksichtigung nichtlinearer Wechselwirkungen rein additiv überlagert. Andere As
pekte, wie die Beschaffenheit des Meeresgrundes und im Speziellen die langfristige Sediment
verfügbarkeit im Küstenvorfeld werden bei Bemessungsaufgaben gewöhnlich ebenfalls nicht
berücksichtigt.
Im Rahmen dieses Teilprojektes wurde ein Verfahren zur Sicherheitsüberprüfung und
Bemessung von Küstenschutzanlagen an der deutschen Ostseeküste entwickelt, das dem
heutigen Stand von Wissenschaft und Technik entspricht (Bruss et ah, 2009). Das Verfahren
verbindet Sturmwetterlagen, die mit einem meteorologischen Ensemble Prediction System
erzeugt wurden (Schmitz, 2009), und die rekonstruierten Windfelder des Referenzereig
nisses von 1872 (Rosenhagen u. Bork, 2009) mit hydrodynamisch- und morphodyna-
misch-numerischen Simulationen. Bei den 61 am DWD ausgewählten Ensemble-Szenarien
handelt es sich um physikalisch konsistente, also um mögliche Wetterlagen, die jedoch in
dieser Form bisher nicht aufgetreten oder beobachtet worden sind. Die am Forschungs- und