Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Elisabeth“.
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mit kleinen Steinen besäet und besteht keineswegs aus weichem Mudd.
Glücklicherweise war es Niedrigwasser, als unser Schiff festgerieth, und die
Strömung bald zu Ende. Schon eine halbe Stunde später kam es wieder von
dem Steine frei, ohne Wasser zu machen. Wie es sich später zu unserer Freude
herausstellte, hatte das Schiff keinen nennenswerthen Schaden erlitten, nicht die
kleinste Beule zeigte sich in der Platte zwei bis drei Fufs vor dem Hintersteven,
auf welcher Stelle es durch den Stein den stärksten Druck erhielt, und nur die
Farbe war an einigen Stellen von der unteren Kante des Kiels abgescheuert.
Die Thatsache, dafs wir im Hafen von Isabela bei unserer Ankunft bis 5 ühr
Nachmittags Ebbe hatten, während auf unserem Ankerplätze unter der Insel
Malanipa zwei Tage zuvor die Fluth schon um 12 Uhr Mittags eintrat, ist mir
nicht recht erklärlich; vielleicht ist dieses nur ein Ausnahmefall, hervorgerufen
durch unbekannte Einflüsse, wobei in Lee der Insel und in der Strafse gleich
zeitig entgegengesetzte Strömungen auftraten. In der Strafse scheinen Fluth
und Ebbe regelmäfsig zu wechseln, obwohl die Stärke der Strömung bedeutend
vom Winde beeinflufst wird. Zur Springzeit läuft die Strömung bedeutend
stärker in der Nacht als am Tage. In der ersten Nacht nach unserer Ankunft
erreichte der Strom, nach den sehr zuverlässigen Messungen eines anwesenden
holländischen Kriegsschiffes, eine Geschwindigkeit von 6‘/s Kn, wodurch unsere
Vertäuungen am Lande brachen und das Schiff in die Mitte des Kanals ge
trieben wurde. Mit den hiesigen Verhältnissen unbekannt, beging ich auf An
rathen des Lootsen den Fehler, das Schiff mit dem Bug und den schweren
Ankern nach Osten zu vertäuen. Meiner Ansicht nach bedingt die Form des
Kanals, dafs ein grofser Theil des Fluthstromes an seiner nördlichen Einfahrt
vorbeifliefst, während der trichterförmige südwestliche Eingang für die Auf
nahme der vollen Ebbe günstig ist. Deshalb erreicht die Fluth nie eine solche
Stärke als die Ebbe, und sollte deshalb das Schiff stets mit dem Kopfe west
wärts festgemacht werden. Der zur Zeit hier angestellte Lootse ist unfähig
für seinen Posten, was schon der Umstand beweist, dafs er das Schiff in der
angegebenen Weise verankerte und dabei behauptete, die Lage sei eine ganz
sichere. In dieser Ansicht wurde er indessen durch den Steuermann des hier
stationirten Kriegsschiffes, der uns mit einigen Leuten zur Hülfsleistung an Bord
gesandt war, unterstützt. Die starke Strömung soll nur in den Monaten Sep
tember bis November, der Zeit der vorherrschenden, oft steifen bis stürmischen
Westwinde und des Regens, Vorkommen. Zu bemerken ist noch, dafs auch häufig
von Mai bis Juli starker Regen fällt. Das Hochwasser tritt zur Zeit des Neu-
und Vollmondes in Isabela etwa um 10 Uhr ein, doch setzt die Strömung noch
bis lO 1 /^ Uhr in südwestlicher Richtung. Das Stauwasser dauert stets nur
kurze Zeit.
Die Schiffe liegen in Isabela mit vier Ankern vertäut, von denen zwei,
im Gewicht von je 750 kg, die man am Lande eingegraben, von der Behörde
geliefert werden.
Die der Ansiedelung recht gegenüber belegene Brücke hat nur eine sehr
geringe Länge, nämlich 10 bis 12 m (35 bis 40 Fufs), und ist deshalb und weil
sie durch eine hervorspringende Landzunge verdeckt wird, beim Einsegeln nicht
eher zu sehen, als bis man sich ihr auf einen ganz geringen Abstand genähert
hat. Die Schiffe liegen nicht unmittelbar an derselben, sondern bis 2 bis 8 m
davon entfernt.
In Isabela leben etwa 700 Menschen, einschliefslich der Garnison und
der Besatzung der Kriegsschiffe, und nicht 5—6000, wie es im „Findlay“ heifst.
Unter den Bewohnern sind ungefähr 20 Europäer und 10 bis 12 Chinesen; der
Rest besteht zur Hälfte aus Eingeborenen der Philippinen und zur anderen
Hälfte aus Malayen. Rindfleisch kostet zur Zeit 10 Cts. pro */2 kg; Grün-
waaren sind sehr knapp, süfse Kartoffeln und Yams kosten etwa l 1 /* Doll, pro
Picul. Früchte sind dagegen billig und Fische von guter Qualität reichlich
vorhanden zum Preise von 5 bis 6 Cts. pro i /s kg. Das Trinkwasser wird in
Kanoes zum Preise von 10 Doll, für 1850 Gallonen an Bord geliefert. Ballast,
den man sich jetzt auch liefern lassen kann, kostet die spanische Tonne V* Doll.
Der Arbeitslohn, für den noch dazu wenig geleistet wird, ist ziemlich hoch,
nämlich ‘/2 Doll, den Tag; ich hatte für das Uebernehmen von 400 Tonnen
englischer Steinkohlen, die als Ballast dienten, 190 Doll, zu zahlen. Schiffs-