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Full text: 10, 1882

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hatte, wolchc er auf unsere Bitte um bezügliche Angaben hin in eine Reihe von 
Dänischen Zeitungen eingerückt hatte. Aus diesen Nachrichten geht unzweifel 
haft hervor, dnfs auf den Inseln Lolland, Falster, Möen und Bornholm die von 
uns verfolgte Böe noch in sehr intensiver Entwicklung auftrat; auf den drei 
ersteren jedoch wird die Verfolgung derselben stellenweise schwierig, vornehm 
lich wohl* durch ihre nahe Vergesellschaft mit anderen Gewittern, und auf See 
land und Fünen ist deren Herauserkennung aus den vorliegenden Angaben über 
haupt nicht mit Sicherheit möglich. 
Die genaueste Zeitbestimmung des Unwetters auf den westlichen dänischen 
Inseln rührt von Herrn Woge-Inspektor Lütke her, welcher um diese Zeit auf 
einer Eisenbahnffthrt von Nykjöbing nach Nakskov begriffen war. Bald nach 
3“ p.m. sah derselbe bei verhältnifsmäfsig gutem und ruhigem Wetter ungewöhnlich 
dunkle Gewitterwolken aus SW und Süd hastig aufziehen, und um 3 h 30'" (oder 
3 b 25“'), als der Zug etwa halbwegs zwischen Saxkjöbing und Maribo war, 
brach das Unwetter los mit Sturm, heftigem Regen und etwas Hagel; beim 
Verlassen von Maribo um 3 h 45“ hatte das Unwetter schon etwas nachgelassen 
und um d’/s 1 ' war es ganz vorüber. Aus derselben Gegend (bei Maribo) liegt 
eine anschauliche Beschreibung einer Fahrt vor, welche der Korrespondent in 
einem offenen Wagen um etwa 3 h p. m. antrat, bei stiller Luft und Sonnenschein, 
nachdem eine Gewitterböe vorübergegangen war; als sich kurz darauf die Aus 
sicht auf Engestofte und den Maribo-See öffnete, sah er eine Gewitterwolke 
ganz fern am Horizont, die sich mit unerwarteter Schnelligkeit näherte und uach 
weniger als 10 Minuten den Himmel bedeckt hatte; kaum hatte der Wagon 
Zeit gehabt, zu weuden, so brach das Unwetter mit Sturm, Regen und Hagel 
los, so dafs der See nicht zu sehen war und die Pferde scheu winden; 20 Mi 
nuten nach Beginn der Fahrt war der Weg mit abgebrochenen Aestcn bedeckt. 
An der Südküste von Lolland war der Sturm von einem plötzlichen 
Steigen des Wassers begleitet, so dafs Damen und Kinder in den Badehäusern 
überrascht wurden und mit knapper Noth aus dem im Laufe einer Viertelstunde 
eine Elle über sein früheres Niveau und Vs Elle über den Fufsboden der ßado- 
häuser steigenden Wasser auf das trockene Land flüchten konnten. Dieselben 
waren um 3 h p. m. ausgegangen und hatten, wie aus den mitgetheilten Einzeln- 
heiten hervorgeht, das stille Wetter für besonders günstig zum Baden angesehen. 
Von der Besitzerin eines Landgutes unfern Nysted hat ferner das Meteorologi 
sche Institut folgenden Bericht über den Verlauf der Witterung an diesem 
Nachmittage erhalten, in welchem zwar der Zeitpunkt des Windstosses eine 
volle Stunde zu spät angegeben zu sein scheint, welches aber die Reihenfolge 
der Erscheinungen richtig wiedergeben dürfte. „Zwischen 2 h und 3 h zog ein 
Gewitter auf im SW, dessen grosse Wolkenmassen unter häufigen Blitzen sich 
zu nähern schienen, welches jedoch im Westen und Norden vorbeizog und 
gewifs einige Meilen von hier entfernt war. Es regnete ab und zu, jedoch nicht 
stark, mit gleichmäfsig bezogenem Himmel. Gleich nach 4 h (3?) wurde es 
plötzlich ganz dunkel, und zerrifs ein orkanartiger Windstofs aus SW die Flagge 
auf dem Thurm unserer Villa; gleichzeitig kam ein woikonbruchartiger Wasser 
strom, der wohl 5—10 Minuten währte und darauf in einen mäfsig starken 
Regen überging. Das Kanonenboot „Willemoee“, das kaum eine Viertelmeilc 
von hier ablag, war zeitweise wegen des Regens auch durchs Fernrohr nicht 
zu sehen; das Meer war wild aufgeregt. Im Laufe des Tages kamen noch 
andere Böen, jedoch schwache.“ 
Von dem westlichen Theile der Südküste von Lolland, aus Gloslunde — 
1 1 / 4 Meile südöstlich von Nakskov—, giebt der Herr Pfarrer Hansen folgenden 
Bericht: „Das Wetter war den ganzen Vormittag über schwül, mit einigen 
geringeren Gewitterböen. Gegen 3 h p.m. war es vollständig stille hier, während im 
NW ein starkes Gewitter stand; darauf kam ein Windstofs mit starkem Regen, 
welcher etwa 10 Minuten dauerte, worauf wieder stilles und klares Wetter ein 
trat. Gegen 3*/2 h erhob sich plötzlich ein Orkan, begleitet von einigen starken 
Blitzen, wobei es V* Meile von hier in einen Baum einschlug; darauf starker 
Regen, untermischt mit Hagel. Der Wind war so stark, dafs er einen Wagen 
eine lange Strecke auf einem Wege von SW nach NE trieb. Das Unwetter 
dauerte kaum über */* Stunde.“ Uober den Hagelschlag in dieser Gegend finden 
sich einige Bemerkungen im folgenden Abschnitte. 
A«n. Hydr, 1882, Heft X. 4
	        
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