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7 h p. in. dauernd angegeben, in den beiden aus Rönne aber als von 5‘/s bis 8 h ,
um 5‘/2 h aufziehend mit einzelnen grofsen Regentropfen, 8" stark.
Drei Berichterstatter sprechen von Wasserhosen während des Unwetters,
davon zwei aus Rönne. Der eine (im dortigen Lokalblatt) sagt, der „Wirbelwind“
habe das Wasser gehoben wie eine kleine Wasserhose; der andere (Oberst
Johansen) war, als der Sturm losbrach, am Hafen, und hörte „von Einem oder
dem Anderen reden über eine Wasserhose“, hatte aber keine Zeit, dieselbe zu
betrachten; selbst gesehen hat er nur während des Heraufziehens des dunklen
Gewölks einen weifsen Streifen in demselben, der sich von Süd nach Nord er
streckte und zuerst sehr scharf uud gerade, später breiter und verwischt
erschien. Der dritte Bericht, von Aakirkeby, sagt aus, im SW-Theile des
Aaker Kirchspiels habe man etwas wie eine grosso Wasserhose gesehen (nicht
der Beobachter selbst, sondern Andere), welche sich beim Aufkommen über
Bomholm in zwei getheilt habe, worauf die eine etwas nördlich über Aakirkeby
wegging, die andere über ein Gehöft, welches so von „Rauch“ erfüllt erschien,
dafs man sogleich an eine Feuersbrunst glaubte. Alle drei Angaben sind, wie
man sieht, sehr unbestimmt und anderer Deutung fähig.
Der Bericht aus Aakirkeby (Pfarrer C. M. Christensen) hebt die starke
Temperatur-Erniedrigung durch das Unwetter hervor; beim Aufziehen, wie vor
her den gröfsten Th eil des Tages 18° R (22,5° C.), gleich danach, 4 bis
5 Minuten später, 13° R. (16° C.), und weiter bis 11° R. (14° C.) herabgeheud.
Erheblicher Schaden durch den Wind scheint auf ganz Bornholm nicht
geschehen zu sein; Hagel ist daselbst nicht gefallen.
Auch in Pommern trat die Böe mit bedeutender Heftigkeit auf, und läfst
sich ihre Fortpflanzung von West nach Ost mit Hülfe der Aufzeichnungen der
Sigualstellcn der Seewarte und einiger anderer Daten gut verfolgen, wenn auch
die Genauigkeit der Zeitbestimmung, da hier nicht, wie es weiter westlich
geschehen ist, die Eisenbahnen dafür herangezogen sind, mit Ausnahme von
Swinemünde nur gering ist. So ist die Angabe vom westlichsten Punkte,
Leuchtthurm Darsserort, jedenfalls um 20—30 Minuten zu spät, im Uebrigeu
jedoch zuverlässig. Wie in dem benachbarten Wustrow, wurde auch hier etwa
eine Stunde vor der Böe ein starkes Gewitter beobachtet, das aus SW um
3 ! /t h p. m. heraufgezogen sein soll, worauf um 4 h starker Regen uud plötzlich
die orkanartige Böe kam, wobei sich das Wasser „sehr hoch aufthürmte“; um
4‘/a h nahm der Wind auf Stärke 8—9, um 6 h Abends auf Stärke 3 ab. Aus
Barth erwähnt eine Mittheiluug, welche die Seewarte Herrn Skaiweit verdankt,
eines vorhergehenden Gewitters nicht, und ist der Sturm, dessen Anfang auf
3V2 b p. m. (richtiger wohl 3 3 /4 h ) angesetzt wird, nicht als besonders stark auf
gefallen; der Umschwung in Wind und Temperatur ist durch die folgenden
Daten deutlich gekennzeichnet: 12 h 27,9° C., SE frisch, bedeckt, — 4 h p. m.
18,0° C., SW stürmisch, Gewitter.
Von den drei Signalstellen der Seewarte auf Rügen, welch© alle drei
über diese Böe berichten, dürften bezüglich der Zeit Arkona mit 4 1 /-' 1 ' und
Thiessow mit d 1 /*' 1 der Wahrheit nahe kommen, während Wittower Posthaus
mit 3 3 /4 h mindestens 7* Stunde zu früh angiebt; 4 h 25 m für die Nordostküste
und 4 h 5 m für den Strelasuud dürften gute Näheningswerthe für das Losbrechcu
des Unwetters sein; das vorhergehende Gewitter wird von keiner dieser Stationen
erwähnt und reichte somit nicht so weit östlich. An allen drei Orten herrschte
seit dem Morgen SSE-Wind, dessen Stärke auf 3—8 geschätzt wird; da der
Signalist auf dem Wittower Posthaus die Windstärke stets zu hoch zu schätzen
scheint, so dürfte dieser Wind indessen Stärke 6 zwar zeitweise erreicht, jedoch
kaum überschritten haben. Beim Eintritt der Böe sprang der Wind an allen
drei Orten unter Gewitter und starkem Regen in SW-Sturm um, der dann schnell
unter zunehmender Heftigkeit (Stärke 9—11 geschätzt) auf West und selbst
WNW umging und etwa 50 Minuten anhielt, worauf der Wind langsam zum
Abend nach SSW zurüekgiDg und abflaute. Die meteorologische Station Putbus
meldet vom starken Winde nichts, sondern nur Gewitter uud Regen um 5 h p. in.
An der Südwestgrenze Pommerns brach in Strafsburg der Sturm um
4 h 10“ mit solcher Heftigkeit los, dafs eine Mühle einstürzte und andere Mühlen
und Gebäude stark beschädigt wurden.