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Dio cigeuthümliche Regenlosigkeit der Бос in dieser Gegend wird auch
von der Nachbarstation Brahlsdorf bestätigt, welche das vorhergehende Wetter
indessen anders angiebt: „Am Vormittag ziemlich klar, einige leichte Wolken
am Himmel; vor dem Windstofs kein Regen, nachdem derselbe vorübergegangen,
fiel nur wenig Regen, begleitet von einigen Donnerschlägen.“
Aus Wittenberge und Umgebung verdanken wir der Direktion der Berlin-
Hamburger Eiseubahn drei von einander unabhängige Berichte, welche den
Eintritt des auch hier orkanmäfsigen Windstofses übereinstimmend auf 2 h 26 m
Berliner Zeit (zwei Berichte) oder doch zwischen 2 h 21* und 2 h 28“ ansetzen.
Der Schnellzug No. 4 wurde während seines Aufenthalts in Wittenberge, der
gemischte Zug No. 13 8 km von dieser Station, der Güterzug No. 301 bei der
Abfahrt von Wittenberge von dem ersten orkanartigen Windstofs getroffen. Am
interessantesten ist der Bericht des Lokomotivführers des letzteren Zuges, Herrn
Beckmann. „Die Nacht vorher war schönes klares Wetter, mit schwacher
östlicher Luftströmung, und versprach das Wetter des Morgens 8 Uhr schön zu
werden; als ich Mittags 1 Uhr wieder aus dem Schuppen fuhr, waren schon
Gewitterwolken zu sehen, doch war die Luft noch ruhig. Erst bei der Abfahrt
des Zuges, welche um 2 b 26 m (6 Minuten vor der fahrplanmäfsigen Zeit) erfolgte,
wirbelte eine Staubwolke empor, so dafs man eine Minute lang thatsächlich
nichts sehen konnte und die dem Winde entgegengesetzte Seite der Maschine
mehrere Millimeter hoch mit grobem Sande bedeckt wurde. Durch die nachher
erfolgenden Windstöfse mit Regen wurde der Sand nur theilweise wieder ab
gewaschen. Der erste Stofs war entschieden der stärkste, und habe ich im
Gauzen drei Stöfse bemerkt; alle drei kamen aus WSW. Hagel ist nicht ge
fallen. Nach dem Unwetter blieb die Luft bewölkt, bei ziemlich steifem NW-
Winde, welcher erst von Büchen ab (gegen 8 h ) etwas flauer wurde.“
Wir begnügen uns vorerst in Bezug auf die Hamburg-Berliner Bahn mit
den Berichten dieser drei Orte, werden dieselben jedoch weiter unten durch
eine Anzahl interessanter Angaben von anderen Punkten derselben auch in
Bezug auf den jetzt betrachteten Zeitraum ergänzen. Hior, wo es sich für uns
nur um eine möglichst scharfe Charakteristik des Auftretens der Böe und tim
den Nachweis handelt, dafs einige wesentliche Züge derselben auf der ganzen
immensen Front ihres gleichzeitigen Vorrückens gemeinsam waren, können wir
direkt zu dem ausgezeichneten Bericht über deren Auftreten in Magdeburg über
gehen, welchen wir dem thätigen Vorstand der Wetterwarte der Magdeburger
Zeitung und Schriftführer des dortigen Vereins für landwirthschaftliche Wetter
kunde, Herrn Dr. Assmann, verdanken.
„Windregistrirungen fehlen uns leider gänzlich von jenem Phänomen, da
das Anemometer eben in Umarbeitung begriffen war; die hochinteressante Kurve
des jetzt vorzüglich arbeitenden Sprung’schen Wagebarographen lege ich Ihnen
in genauer Pause bei. Das Phänomen selbst trat hier in folgender Weise auf:
Das Barometer war am ganzen Vortage in andauerndem und erheblichem Fallen
begriffen, ebenso am Vormittage des 9.; die Temperatur war ziemlich hoch,
8 b a. m. 20,2°, Maximum 29,8°; Wind früh SE, am Vormittage nach SW gehend,
zugleich kamen Cirrostrati und dichtere Cumuli auf, doch war es um 12 Uhr
noch ziemlich heiter; l h p. m. schnell zunehmende Anhäufung von Cum in Süd,
gewitterdrohend. Dies veranlafste mich, schnell nach der Wetterwarte zu eilen;
l h 45“ donnerte es im Südost viermal schwach, eine dichte Gewitterwand
schob sich mit aufsergewöhnlicher Geschwindigkeit durch Ost nach NO und war
l h 55“ schon verschwunden. Wind SW schwach, fast still. Um l h 55™ zog
ein zweites Gewitter wiederum sehr schnell und drohend aus SW auf; 2 h ein
einmaliger Blitz und Donner im WNW; die ganze nach West gelegene Gegend
war auffallend tief hinunter verdeckt, als wenn es sehr stark regnete; 2 h 5 m
noch ein zweiter, schon ferner Donner im NW. Gleichzeitig bemerkte ich am
Horizont im WSW eine scheinbar aus der Erde aufsteigende, überaus dichte,
zuerst cumulusartig rundliche, dann sehr schnell an Breitenausdehnung ge
winnende braunschwarze Wolke; darüber lagerte eine schwere Gewitterwolke,
aus SSW, darüber Cirrocumuli, aus SW ziehend. Die genannte dichte Wolke
hielt ich für eine in der Nähe von Klein-Rodensleben durch das abgezogene Ge
witter in Brand gerathene grofse Kornmiete. Um dies näher zu untersuchen, holte
ich aus dem Thurme mein Stativ-Fernrohr, sah jedoch, sowie ich es aufgestellt