Skip to main content

Full text: 10, 1882

l h 50"“ bis 3 h sind 24mm gefallen. Die Windfahne blieb fest auf WSW, im 
Garten dagegen wurden die Blätter herumgewirbelt. Während der Zeit von 
ju 50"' bi g 2 h 5 ra sah man 2—3 mal Blitze, von Donner begleitet, welchen das 
Geprassel des Hagels nicht übertönte; nachher wurde nichts mehr gehört. 
Nachmittags blieb die Temperatur niedrig, auf kaum 13° C., mit trüber Luft 
und S3—2 (6—4 Beauf.) bis zum Abend; um 6 h p. m. fiel etwas Regen, mehr 
dann von 7“ bis 8* p. m. Gegen Mitternacht trat Sturm mit Regen ein; der 
Sturm legte sich gegen Morgen, doch wurde noch den ganzen 10. August über 
die Windstärke mit 3 (6) notirt; der Regen hörte um 6 , /* h a. m. auf, begann 
aber in kleinen Schauern gegen 9 h a. in. wieder. 
Der Hagel fiel in solcher Menge, dafs mein Rasen eine Zeit lang wie 
mit Schnee bedeckt erschien. Die Körner, welche unversehrt niederfielen, wur 
den sogleich gewogen (ich hatte in der Eile die Wage bereit gestellt), wenige 
waren von Erbsengröfse, die meisten lg, einige 1,5g schwer. Die Form war 
unten abgerundet, nach oben zugespitzt, doch kristallinische Zackenbildung 
war verwischt. Viele Körner waren ganz undurchsichtig, schneeig, andere 
unten vereist, aber sehr unregelmafsig; ganz durchsichtig ist kein Korn gefunden, 
obgleich mehrere Liter untersucht wurden. Die Richtung war 50°—60° gegen 
den Horizont; das liefs sich beurtlieileu, weil durch eine hohe Hauswand von 
nahe Süd—Nord-Richtung ein Beet und ein Apfelbaum geschützt wurden, welche 
nicht im Geringsten verletzt wurden, während auf demselben Rasen, der vier 
Beete enthält, zwei (mit Kapuzinerkresse und Mohn) ganz niedergelegt und 
zerschlagen waren; die Strohblumen auf dem dritten hatten den Stofs aus 
gehalten.“ 
Die Ausdehnung und Intensität des denkwürdigen Hagelschlags in Ost 
holstein findet man weiter unten behandelt; so aufserordentlich grofs dieselben 
auch waren, so bildet der Hagelschlag doch nur eine lokale Modifikation des 
weit ausgedehnteren Phänomens der Böe selbst. 
Ueber das Auftreten der Böe in und um Lübeck, welches keinen Hagel 
hatte, jedoch vom orkantnäfsigen Wiudstofs schwer betroffen wurde, war der 
Verfasser, wie in der Einleitung berichtet, in der Lage, am Orte selbst aus 
führliche Nachrichten einzusammeln. Nach den Angaben einer Reihe von Per 
sonen, unter denen ich besonders den Direktor des Catharineums Dr. Schubring, 
den Inhaber der Buchhandlung gegenüber dem letzteren Gebäude, den Be 
obachter Navigationslehrer Thiel, den Uhrmacher Nöhle, den Makler Strunk 
und die Bediensteten der Maschinenwerkstatt anführe, war der Verlauf der Er 
scheinung in Lübeck der folgende. 
Zur Orientirung möge bemerkt sein, dafs das Mühlentkor im S, das 
Holstenthor im W, das Burgthor im N die Stadt begrenzt, und dafs die grofse 
Maschinenwerkstatt, in welcher der Orkan den Schornstein umwarf, jenseit der 
Trave, westlich vom Burgthor, gelegen ist. 
Der Vormittag war warm und theilweise heiter. Etwa um x jt2 h begann 
in SzW eine schwere Wolkenbank aufzuziehen, von der sieh nach einiger Zeit, 
V* vor 2 h , hellere, gelbgraue dünne Wolken ablösten und rapid herauf zogen, 
scheinbar äufserst niedrig, die Thurmspitzen einhüllend, in der Farbe Hagel 
wolken ähnlich. Gegen P 50 m begann am Mühlen- und Holstenthor, sowie an 
der Maschinenwerkstatt leichter Regen, während von letzterer aus das Burgthor 
in schweren Regen eingehüllt erschien. 
Am Burgthor soll der Wind dabei Ost gewesen und, nach mehrfachen 
Nachrichten, auch zunächst aus dieser Richtung stark geworden sein. Am 
Mühlenthor war bei Beginn des Regens der Wind S 2, die Bewölkung 10, 
Nimbus, Temperatur 24,4° und Feuchtigkeit 70%. ') 
Dieser erste Regenschauer scheint jedoch rasch vorübergegangen zu sein 
und nicht bis zum Mittelpunkte der Stadt gereicht zu haben, da am Catkarinoum 
erst 10 Minuten später, 1—2 Minuten nach dem ersten Windstofs, der Regen 
begann; am Burgthor trat starker Regen gleichzeitig mit dem Losbrechen des 
Windes ein. 
1) loh nehme dabei an, dafs die auf 2^ p. rn. angesetzte Beobachtung an diesem Tage etwas 
zu früh geschehen ist, da der Beobachter den Windstofs auf 2 11 10 m oder 2 1 ' 15 m verlegt, während 
derselbe unzweifelhaft (vgl. unten) schon etwas vor 2 1 ' staltfami. 
Ann, Ä. Slydr. ete., 1882, lieft X. 
•2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.