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Full text: 10, 1882

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4. Thursday Insel.') 
Die Niederlassung auf der Insel Thursday liegt am Ostende der gleich 
namigen, zur Kolonie Queensland gehörigen, kleinen Insel in der Ton-es Stra/se. 
Die Niederlassung entstand vor ungefähr 4 Jahren und fand Unterstützung 
durch die Kolonial-llegierung, welche einen Gouverneur einsetzte und einige 
für Polizei-, Post- und Zollzweekcn dienende Gebäude errichtete. Diesen ist 
iu jüngster Zeit ein Ilaus für schiffbrüchige Seeleute hinzugefügt. Durch den 
Gouverneur, Mr. Welsh, früher Offizier der Indian Navy, hat der Komman 
dant nachstehende Notizen über den Platz erhalten. Erwartungen, welche 
früher für das Gedeihen der Niederlassung gehegt wurden, haben wenig Aus 
sicht auf eine Realisirung. 
Die hauptsächlichste Veranlassung zur Gründung derselben war die vor- 
theilhafte Lage der Insel unmittelbar an der sogenannten inneren Routo, welche 
von den die Torres Strafse passirenden Schiffen vorzugsweise benutzt wird, und 
der sichere Nothhafcn, den sie bietet. Seit Bestehen des Gouvernements ist 
der Ort Centralpunkt der in der Torres Straße und deren näherer Umgebung 
betriebenen Perlroutterschalen- und Trepang-Fischerei. Dieselbe beschäftigt zur 
Zeit 40 kleinere Fahrzeuge mit 70 Taucherapparaten und gegen 800 Menschen. 
Im Ganzen beträgt die Einwohnerzahl gegen 900, von denen jedoch nur 100, 
der weifsen Raco angehörig, am Platz angesessen sind. Die übrigen sind Ein- 
geborne von den Inseln der Torres Straße bezw. Südsee-Insulaner, welche auf 
ihren Fahrzeugen den verschiedenen Zweigen der Fischerei nachgehen. Der 
Gewinn an Perlmutterschalen betrug im letzten Jahre 420 Tons, das Ton im 
Werthe von durchschnittlich Lstrl. 130 = Mark 2652. Die Fischerei wird von 
11, der Mehrzahl nach in Sydney bestehenden Handelsfirmen betrieben, und die 
Perlmutterschalen ausschliefslicli nach London verschifft. Sollte, wie Mr. Welsh 
für nicht unwahrscheinlich hält, diese Fischerei im Laufe der Zeit einen andern 
Lagerplatz erwählen, dann kommt das Fortbestehen der Niederlassung in Frage. 
Thursday -1. hat direkte Postverbindung durch die Linie London— 
Brisbane der „E. & A. (Eastern & Australian) Steamship Company Limited“ 
und zwar monatlich einmal nach jedem der beiden Orte. Aufscrdem passiren 
noch 3 bis 4 Dampfer durchschnittlich im Monat, welche Post mitnehmeu, 
entweder nach Australien oder nach Indien; telegraphische Verbindung hat 
Thursday-I. nicht. Die genannte Company hat in Thursday-I. ein Kohlenschiff 
liegen, auf welchem 400 bis 600 Tons australischer New C’asife-Kohle für die 
Postdampfer vorräthig gehalten werden. 
Das Uebernelnnen der Kohle ist sehr bequem. Man macht das Schiff an dem 
Kohlenhulk selbst fest, welcher vorn und hinten schwer verankert ist, und 
erhält die Kohlen durch die Dampfwinde des Hulks an Deck geschüttet. Andere 
Kohlenvorräthe sind am Platze nicht vorhanden. Schiffsmaterialien und Proviant- 
Artikel sind in nur sehr geringen Quantitäten vorräthig in der einzig bedeuten 
deren Handelsagentur der Firma James Burns zu Sydney. 
Nach der eingeforderten Offerte — Bedarf lag nicht vor — stellen sich 
die Preise für Proviant um etwa 50pCt. höher als die in Sydney, und tlieil- 
weise um 25pCt. höher als die in Apia zu zahlenden. 
Au frischem Proviant waren nur importirte Kartoffeln zum Preise von 
20 Pf. das Pfund zu haben. Frisches Fleisch und Brot fehlten gänzlich. 
Auf der Insel, welche vulkanischen Ursprungs ist, werden keine Früchte 
gebaut. Siifses Wasser ist ebenfalls nicht vorhanden; die Bewohner sammeln 
für ihren Bedarf Regenwasser. 
Ohne Zweifel ist der Weg durch die Torres Straße für die Zeit von Mitte 
April bis Mitte September der beste für die Schiffe der Kaiserlichen Marine 
bei der Heimreise von den Samoa Inseln bis Aden. Wetter-, Wind- und Strom- 
veiliältnisso sind so günstig, wie sie auf einer Reise von 10000 Sm schwerlich 
anderswo angetroffen werden. 
i) S. „Ami. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 475 und 515.
	        
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