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selbst heraus grofsentheils verzichtet werden mufs. Sodaun beschränkte Herr
Hoffroeyer seine Untersuchung, den speciellen Zwecken derselben folgend,
wesentlich auf diejenigen Depressionen, welche von Amerika nach Europa
hinübergelangt sind, während die auf dem Oeean entstandenen oder ver
schwundenen, sowie die ins Eismeer sich verlierenden Depressionen bei der
Entwertung der mittleren Bahnen von ihm nicht berücksichtigt wurden. Die
Gruppen der durchgehenden Bahnen behandelt Hoffmeyer in ihrem ganzen
Verlaufe getrennt von einander; boachtet man aber das dabei sich heraus
stellende Resultat, dafs diese mittleren Bahnen auf längeren Strecken parallel
und nahe bei einander verlaufen, sowie den von Hoffmeyer selbst vertretenen
Satz, dafs für die Bahn, welche ein Minimum einschlägt, die augenblicklichen
Zustände in der Umgebung direkt mafsgebend sind, der Weg aber, auf dem
dieselben zustandegekomineo sind, resp. die Vorgeschichte des Minimums, nur
mittelbar, — so erscheint es naturgemäß, für diese Theile der Bahnen eine
gemeinsame Zugstrafse anzunehmen. Hiermit hängt der wichtigste Punkt nahe
zusammen, in welchem die vorliegende Untersuchung von der Hoffmeyer’schen
und den früheren abweicht: die Verknüpfung dieser Frage mit jener nach der
Häufigkeit der Minima uud die Aufstellung der „Strahluugsgebiete“.
In meiner oben erwähnten Abhandlung zum Jahrgang 1877 der „Monat
lichen Uebersichten“ der Seewarte wurden die Fragen nach den mittleren
Werthcn in der geographischen Verthcilung und den Aenderungen der baro
metrischen Minima nach verschiedenen neuen Methoden behandelt, welche zwar
ebenso, wie die Aufstellung der mittleren Bahnen, der Natur der Sache nach
keine durchaus scharfen Resultate geben, aber das noch fast ganz unbearbeitete
Feld in lehrreicher Weise aufschliefsen konnten. Die wichtigste resp. am
leichtesten zu lösende unter den so in Angriff genommenen Fragen schien die
Häufigkeit der Existenz barometrischer Minima (cyklonaler Windcentren) in den
verschiedenen Theilen des Gebiets zu sein. Es waren deshalb diese beiden
Gegenstände, die Zugstrafsen und die geographische Vortheilung der Minima,
die ersten, welche bei den weiteren Arbeiten der Seewarte auf diesem Gebiete
wieder in Angriff genommen wurden, einerseits für Europa von Dr. van Bebber
nach dem Abschlufs eines Lustrums der Wetterkarten der Seewarte, in der
zweiten Abhandlung der „Wissenschaftl. Result. a. d. Monatl. Uebers. d. Witt.“
(vgl. „Monatl. Uebers.“, Jahrg. 1880), andererseits für den ganzen Raum zwischen
Felsengebirge und Ural von mir, aus Veranlassung zweier im Aufträge der
Direktion vorgenommenen Arbeiten, nämlich jener über die Witterungsverhältnisse
der Monate Januar bis März 1878 auf diesem Gebiete (vgl. „Archiv der See
warte“, Band III), noch mehr aber des mir übertragenen meteorologischen
Theiles des Segelhandbuchs vom Atlantischen Ocean resp. des Physikalischen
Atlasses von diesem Ocean. In letzterer, kürzlich erschienenen Publikation der
Seewarte') giebt Tafel 28 eine Darstellung der Häufigkeit und der Zugstrafsen
barometrischer Minima auf dem Nordatlantischen Ocean, in Mafsstab und
Projektion (Mercator) übereinstimmend mit den übrigen Karten des Atlasses.
Eine Karte desselben Inhalts in kleinerem Mafsstabe und Kegelmantelprojcktion,
die ein etwas größeres Gebiet umfafst, habe ich mit Erlaubnifs der Direktion
der Seewarte der Veröffentlichung zweier Vorträge beigegeben, welche von mir
im Januar und Februar 1881 in der Geographischen Gesellschaft zu Hamburg
gehalten wurden (vgl. deren „Mittheilungen“, 1880—81, Heft I, herausgegeben
von L. Fried er ichsen). Ein Abdruck von dieser letzteren Karte ist es, der
diesem Hefte beiliegt.
Bei Herstellung der Karte bin ich in folgender Woise verfahren. Um
die erforderliche Grundlage für das Flächenkolorit zu erhalten, welches die
Häufigkeit des Bestehens barometrischer Minima in den verschiedenen Theilen
des Gebiets veranschaulicht, verzeichnet© ich zunächst alle Positionen baro
metrischer Minima, einschtiefslich deutlich ausgeprägter Theilminima, aus den
synoptischen Karten von 8 Uhr Morgens jedes Tages in eine Monatskarte und
i) Deutsche Seewarte. Atlantischer Ocean. Hin Atlas von 36 Karten, die physikalischen
Verhältnisse und die Verkehrsstra/sen darstellend, mit einer erläuternden, Einleitung und als Beilage
zu dem Stgelhandhneh gär den Atlantischen Ocean. Ilerausgegeben von der Direktion. Hamburg,
D. Friederichsen & Co. 1882. (Vgl. Referat in diesen Annalen pag. 285—275.)