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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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bilden. Ein ähnlich koniplicirtes Netz zeigt sich indessen auch schon Uber dem 
Ocean. Sieht inan von der einen nordwestwärts gerichteten Strafse im NW- 
Theile des Oceans ab, so verlaufen die Fäden jenes Netzes in Nordamerika nach 
ESE bis NE, über dem Ocean nach ESE bis N, über Europa nach SP! bis N. 
Höchst bemerk enswerth sind die Knoten des Netzes, die Konvergenz- und 
Strahluugspunkte der barometrischen Minima, besonders da eine nähere Unter 
suchung zeigt, dafs in der Gegend derselben die Minima länger zu verweilen 
pflegen uud häufig sogar retrograde, d. h. westwärts gerichtete Bewegungen auf 
kurze Zeit aunehmeu. Diese Gegenden sind es auch, welche am häufigsten die 
Ausbildung stationärer Depressionen und Theilminima zeigen. Alle diese Um 
stände wirken natürlich dahin, dafs die Wahrscheinlichkeit, ein barometrisches 
Minimum an einem gegebenen Tage anzutreffen, in der Nähe dieser Strahlungs 
punkte viel gröfser ist, als in der Umgebung. Das Flächenkolorit unserer 
Karte bestätigt dieses. Dasselbe giebt an, wie häufig um 8 Uhr Morgens im 
Laufe eines Jahres in der betreffenden Gegend ein barometrisches Minimum 
lag, und zwar auf einer Fläche von 5° Breite und 10° Länge oder, da zur 
Erreichung der Vergleichbarkeit bei der Zeichnung der Karte alle Zahlen auf 
die Breite 50°—55° reducirt sind, von G858 geographischen Quadratmeilen. 
Die Gegenden, wo die durchschnittliche jährliche Zahl der Morgenpositionen 
auf einer solchen P'läche mehr als 30 betrug, sind als Strahlungsgebiete erster 
Ordnung bezeichnet durch Schattirung und Fortlassung der wegen ihrer mannig 
fachen Kreuzung und der häufigen Bahnschlingen hier gar nicht festzustellenden 
mittleren Zugstrafsen innerhalb derselben. Daneben sind durch Punktirung eine 
Reihe von Gebieten hervorgehoben, in welchen zwar die Häufigkeit der Minima 
den angegebenen Werth nicht erreicht, welche jedoch durch die vielfachen 
Kreuzungen der Bahnen ebenfalls als Anziehungs- und Ausgangspunkte der 
Depressionscentren hervortreten und als Strahlungsgebiete zweiter Ordnung 
bezeichnet werden können. Unter diesen hat jedoch nur dasjenige im Mittel 
meere fast alle wesentlichen Züge jener ersten Ordnung aufzuweisen, nämlich 
die relativ zur Umgebung aufserordentlich grofse Häufigkeit der Minima über 
haupt und der stationären und unregelmäfsig sich bewegenden insbesondere. 
Wir wollen zunächst die Strahlungsgebiete erster Ordnung ins Auge 
fassen. Im Bereiche der Karte sind ihrer drei subarktische und drei in der 
gemäfsigten Zone. Die ersten drei liegen in der Davis-Strafse, südwestlich von 
Island und bei den Lofoden; sie fallen also wesentlich zusammen mit den von 
Hoffmeyer nachgewiesenen drei Gebieten niedrigsten Luftdrucks im Winter; 
auf den Unterschied, dafs das östliche der drei Strahlungsgebiete bedeutend 
südlicher fällt, als das entsprechende Gebiet niedersten mittleren Luftdrucks, 
kann kein grofser Nachdruck gelegt werden, da die Lago beider, und insbesondere 
des hier verzeichneten Strahlungspunktes, wegen Mangels an Material unsicher 
ist. Dieses Zusammenfällen ist, da die Zusammenstellungen ganz unabhängig 
von einander gemacht sind, sehr bemerkenswert!!; es beweist, wie die Verhält 
nisse des Winters ausschlaggebend sind hierbei, und macht es anschaulich, wie 
der niedrige Mittelwerth dos Luftdrucks iu diesen Gegenden durch die häufige 
Lagerung tiefer barometrischer Minima daselbst bedingt wird. 
Einen wesentlich anderen Charakter zeigen die drei südlichen Strahluugs- 
gebiete erster Ordnung bei Neubraunschweig, auf der Mitte des Oceans an der 
Nordgrenze des Warmwasserstromes und über dem Skagerrak und den süd 
schwedischen Seen. Hier ist der mittlere Luftdruck nicht am niedrigsten, 
sondern höher als in den nordwärts unmittelbar angrenzenden Theilen. Um 
die Möglichkeit hiervon zu verstehen, mufs man sich vergegenwärtigen, dafs der 
Luftdruck in einer grofsen Depression in bedeutender Entfernung vom Centrum 
viel niedriger sein kann, als selbst im Centrum einer kleinen Depression. Die 
Tendenz eines gegebenen Gebietes, Depressionentren zu beherbergen, steht 
also in keinem einfachen Zusammenhänge mit der mittleren Höhe des Luftdrucks 
in diesem Gebiet. In den drei nordischen Strahlungsgebieten handelte es sich 
vorwiegend um tiefe uud ausgedehnte primäre, d. h. allseitig ausgebildete De 
pressionen, bei den drei südlicheren vorwiegend um weit weniger ausgedehnte, 
weniger tiefe und ungleichseitig entwickelte Minima, die häufig nur als Rand- 
biidungen an gröfseren im Norden liegenden Depressionen auftreten, so dafs sie 
Theilminima oder selbst nur Ausläufer repräsentiren, und der sie umgebende
	        
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