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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Victoria“, Korv.-Kapt. (jetzt
Kapt. z. See) Valois.')
Flufs und Hafen von Säo Francisco. Brasilien.
(Mit einer Karte.)
Während des Aufenthaltes S. M. S. „ Victoria“, Korv.-Kapt. (jetzt Kapt.
z. Soo) Valois, vom 30. Juli bis 6. August 1881 in dem Hafen von Sdo Francisco
ist dieser durch den Kapt.-Lieut. von Sperling und Lieut. z. See von Halfern
vermessen worden. Auf Grund dieser Vermessungen ist die hier beigegebene
Karte entworfen und angefertigt worden.
Aus den von Kapt-Lieot. von Sperling cingesendetcn Bemerkungen über
den Flufs und Hafen von Sdo Francisco entnehmen wir Nachstehendes.
Die Insel Sdo Francisco liegt vor der Mündung des Flusses gleichen
Namens und ist von dem Festlande durch zwei schmale Kanäle getrennt, welche
häufig als Mündungen des Flusses selbst angesehen und als solche bezeichnet
werden. Der nördliche Kanal wird Sdo Francisco und der südliche Aracary
genannt. Da dieser letztere zu flach ist, so ist er für gröfsere Schiffe nicht
zugänglich; um vor der Stadt Sdo Francisco, welche auf der Westseite der
Insel liegt, ankern zu können, müssen gröfsere Schiffe den nördlichen Kanal
benutzen. Vor diesem erstreckt sich eine Barre in der Richtung NNW—SSO,
welche für kleinero Schiffe selbst bei Niedrigwasser noch passirhar ist, von
den gröfseren aber umgangen werden mufs. Man kann entweder nördlich oder
südlich vou der Barre in den Eingang hineinsteuern; die nördliche Passage ist
gut vermessen und in dem „South Amor. Pilot“, Part I (1874), pag. 149, genau
beschrieben; die südliehe Passage ist zwar viel näher und bequemer, namentlich
für die von Süden her kommenden Schiffe. Bevor aber diese Einfahrt nicht
genau ausgelothct ist, dürfte es sieh empfehlen, die nördliche Passage zu wählen,
da die südliche nur mit Hülfe eines Lotsen zu benutzen ist, und da Lotsen —
solche halten sich zuweilen auf der Paz-1., der gröfsten Insel der Grupa-Gruppc
auf — nicht immer zu bekommen sind und auch wenig Garantie bieten, weil
sie keine Regierungspapiere besitzen. Für Schiffe, welche Nachts vor der Barre
ankommen oder momentan keinen Lotsen bekommen können, bieten die Grapa-
Iuseln genügenden Schutz, um unter denselben ankern zu können.
Das weitere Hinaufsteuern nach dem Hafen zu ist sehr einfach. Mau
hält sieh zuerst am östlichen Ufer und steuert dann auf Fiyueira Pt, zu, von
da aus zuerst wieder etwas nach dem östlichen Ufer hin, um von der in der
Br. Adm.-Karte No. 550 (Tit. VIII, No. 68) angegebenen 2 3 A Fad.- (5m) Stelle
freizukommen, und dann direkt zwischen den beiden in derselben Karte an
gegebenen Bojen hindurch nach Sdo Francisco. Die in dieser Karte vcrzeichneten
Untiefen liegen in Wirklichkeit ganz anders; ferner liegt da, wo der Anker
die günstigste Ankerstelle bezeichnen soll, ein für die Schiffahrt sehr un
angenehmer Felsen, nur 3,5 m unter Wasser (nach einer früheren Angabe in
„Ami. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 536, ist die Wassertiefe über dem Felsen 3,8m).
Der beste Ankerplatz vor Sein Francisco (s. die diesem Hefte beigegebeno
Karte) ist für die gröfseren Schiffe in folgenden Peilungen: Kirche in SOzO;
Pedras Pt, in ONCP/aO. Kleinere Schiffe können näher unter Land in den Pei
lungen: Kirche in SOzO; Pedras Pt. in NO zu Anker gehen. Der Hafen ist
durchaus sicher, da er gegen alle Winde und gegen Seegang geschützt ist;
selbst nach der einzigen offenen Seite hin, nach NO, bricht sich der Seegang
sowohl auf der Barre, als auf dem flachen Wasser bei Gallinhas Pt. genügend,
um den vor Sdo Francisco liegenden Schiffen nicht mehr gefährlich werden zu
können. Aus diesem Grunde gehört der Hafen von Sdo Francisco zu den besten
Brasiliens.
Die Ebbe und Fluth läuft ziemlich regelmäfsig. In deu ersten Tagen
vor und nach Voll- und Neumond zeigt sich hier eine eigenthümlieho Erschei
nung. Beim Eintreten der Fluth steigt nämlich das Wasser zuerst ziemlich
schnell und bleibt dann ungefähr 2 Stunden stehen oder fällt um ein Geringes
wieder; erst hierauf setzt die eigentliche Fluth ein. Die Bewohner nennen diese
t) S. „Arm. d. Hydr. etc.*, 1881, pag. 304 und 530.