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am Abend etwa 6° westlich von Irland NW-Sturui zur Entwickelung kamen. —
Das Auftreten der Depressionen am Südwestrande eines gröfsereu Minimums an
der norwegischen Küste, mögen dieselben, was wohl die Hegel ist, als Thoil-
bildungcn oder aber als selbständige Gebilde vom Ocean herkorainen, sind für
eine grofse Anzahl unserer Stürme sehr charakteristisch. Ich habe eine Reihe
von bedeutenderen, theilweise von schweren Stürmen begleiteten Minima unter
sucht, welche in der Epoche von 1876 bis 1880 im Südwesten der britischen
Inseln zuerst sich zeigten und dann in ostnordöstlicher Richtung durch die süd
liche Nordsoe über Dänemark und Südschweden fortsebritten, und fand, dafs die
selben in den meisten Fällen auf der Südwestseite einer gröfsereu Depression
lagen. Der Vorgang ist dann in der Regel folgender: Die Depression am Südwest-
rande nimmt rasch au Tiofe zu und durchschreitet mit ungewöhnlicher Ge
schwindigkeit die britischen Inseln und das Nordseegebiet, rasch an unserer
Küste den Sturm zur vollen Entwickelung bringend, während die Depression im
Nordosten bei langsamerer Fortbewegung gewöhnlich an Tiefe und Intensität
abnimmt rosp. verschwindet. Dabei macht die Verbindungslinie beider Minima
eine Drehung gegen dio Bewegung der Uhrzeiger. Die Verbindungslinie lag:
Okt. 13, 8 1 ' p. m. von SW nach NE
» 14, 8 h a. m. „ SSW „ NNE
„ 14, 8 h p. m. „ S „ N.
Eine zweite Drehung in gleichem Sinne machte auch die grofse Axo der
ellipsenförmigen das Minimum umgebenden Isobaren. Diese war gerichtet:
Okt.
14, 8»
a.
ID.
von
WSW
nach
ENE
Ti
14, 2 h
P-
m.
7)
W
>5
E
7)
14, 8 h
P-
in.
7)
SW
59
NE
y)
15, 8»
a.
in.
7)
SE
«
NW
7)
15, 2"
P-
m.
7)
E
»
W
7)
15, 8 b
P-
ra.
7)
NE
7)
SW
n
16, 8 h
a.
in.
7>
N
7>
S.
Die Ausbreitung des Sturmfeldes war eine aufserordcutlich grofse; am
14 Oktober 2 U p. in. waren bis zur Linie Kaiserslautern—Swincmünde stürmische
Winde aufgetreten. Von 2 bis 3" p. m. erreichten dieselben in Kaiserlautern
die gröfste Heftigkeit. Au demselben Tage 8 1 * p. m. herrschte über der ganzen
Westhälfte Centraleuropas nördlich vom Fufse der Alpon West- und Südwest
sturm, während im Osten die starken südlichen Winde rasch auffrischten. In
der Nacht erreichten im nordwestlichen und centralen Deutschland die Winde
die Stärke eines Orkans, welcher überall von heftigen Verwüstungen bogleitet
war. In Magdeburg wurde am 14. von 9 bis 10 h p. m. der Wind steifer, seino
mittlere stündliche Geschwindigkeit stieg auf 13,6 m pro Sekunde, von 10 bis 11’*
stieg sie auf 16,2m, erreichte von 11 bis 12 h 21,2m pro Sekunde, was der
Geschwindigkeit eines vollen Sturmes entspricht. Von 12 bis l h betrug das
Stundonmittel 22,7 m, von 1 bis 2 h 27,Om. Der gewaltigste Stofs erfolgte um
l h 29'“, als die Geschwindigkeit (nicht mittlere stündliche) von 38,5 m pro Se
kunde erreicht wurde, die nur mit der Windgeschwindigkeit in einem Orkane
verglichen werden kann. Zur selben Zeit tobte auch der Sturm in Sachsen
und Brandenburg in wahrhaft schrcckonerregonder Weise. In Dresden wurde
am 15. 5 ä /* bis 6 h a. m. eine mittlere Windgeschwindigkeit von 31,5m am
Anemometer direkt beobachtet, jedoch soll zwischen 1 und 2 Uhr Nachts der
Sturm viel stärker gewesen sein.
Ueber die Windverhältnisse während dieses Sturmes giebt die umstehende
Tabelle Auskunft, in welcher die stündlichen mittleren Geschwindigkeiten von
4 holländischen, 9 Küsteustationen (der Seewartc) und von 3 Stationen des
Binnenlandes in Metern pro Sekunde für den Zeitraum vom 14. Oktober ü 11 a. m.
bis zum 16. 8 h a. m. übersichtlich zusammengestellt sind.