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an welchem sich das Zollamt befindet, und zwar an jeder Seite dieses Flusses je
zwei. An dem rechten oder Westufer befindet sich das Annamitische Zollamt,
zu diesem gehört die cine Holzmole. Die zweite Mole an demselben Ufer ist
im Privatbesitz eines Opium-Pächters und ist sehr reparaturbedürftig. An dem
andern Ufer gehört die eine Mole zum französischen Zollamte, während die
andere als allgemeiner Landungsplatz ein öffentlicher Ladeplatz ist. Dieser
Flussarm ist sehr schmal, so dass kein Schiff in demselben umwenden könnte,
mit Ausnahme der einheimische Fahrzeuge und der Dampfbarkassen. Die ge-
wöhnlichen Flussfahrzeuge (Sampans), welche zur Beförderung von Passagieren
venutzt werden, bestehen aus zwei Arten, nämlich aus den von Chinesen be-
mannten, nach dem Canton-Modell gebauten, mit Matten überdeckten, und aus
den Annamitischen Sampans, welche an beiden Enden spitz zulaufen und einen
lachen Boden haben; zwei Drittel des Bootes ist, ungefähr 0,5 Met. hoch, mit
Matten belegt. Der Miethspreis für ein Fahrzeug mit 4 Mann ist ungefähr
530 Cents den Tag.
Hai-phong ist als Handelsplatz nach Schätzung der Eingeborenen nur
von geringer Bedeutung. Da Hai-phong den Weg zur Hauptstadt beherrscht,
30 ist der Ort stark befestigt; zwei Forts (s. Skizze) sind so angelegt, dass
zie den Schiffen die Einfahrt verwehren können. Diese Forts sind jetzt
von den Franzosen besetzt worden, bis die Schuld an Frankreich und
Spanien aus den Zollabgaben oder anderswie gedeckt ist. In dem nördlichen
Wort ist das Commissariat und in dem südlichen Fort ist das militairische
Hauptquartier,
Die den Fremden bekannte Stadt Hai-phong besteht aus zwei kleinen
Ortschaften am linken Ufer des Flussarmes (des Cua-cam), an welchem das Zoll-
amt sich befindet, und aus einigen Hütten an dem andern Ufer. Die Ortschaften
gestehen aus kleinen, schmutzigen Hütten, welche aus Bambus erbaut und mit
Schlamm überzogen sind. Einige derselben sind auch weiss angestrichen. Das
Dach besteht aus dicken Lagen von Stroh und Gras, Gedielte Fussböden sind
anbekannt, desgleichen Fenster aus Glas mit Rahmen. Die Fussböden bestehen
aus dem weichen schwarzen Schlamm, welcher, nachdem er einige Tage dem
Sonnenschein ausgesetzt ist, hart wird. Die Strassen (wenn sie so benannt
werden können) waren bis vor Kurzem für Europäer unpassirbar, jetzt haben
Jie französischen Behörden durch Mischung dieses Schlammbodens mit Sand
und Legen von Granitsteinen dieselben etwas verbessert. Das französische
Nonsulat und das Zollamt befinden sich in 2 Tempeln, welche aus Holz erbaut
sind und deren Fussboden aus Backsteinen bestehen.
Bevölkerung. Die in den die Stadt Hai-phong bildenden Ortschaften
wohnende Bevölkerung, nebst derjenigen, welche auf Booten lebt, besteht aus
ungefähr 9000 Seelen. Die Anzahl der Fremden beträgt nach genauerer Zäh-
ung 1000 Seelen, nämlich 855 Chinesen, 22 französische Civil- Personen, 120
Yanzösische Land- und Seesoldaten, 7 Griechen, 1 Oesterreicher. Die Gesammt-
‚evölkerung beträgt also 10000 Seelen.
Handel. Seit dem Monat September 1875, wo der Hafen dem Handel
veöffnet wurde, bis zum April 1876 haben 3 fremde Handelsdampfer Hai-phong
vesucht, und zwar „Pernambuco“, „Washi“ und „Norna“ (alle drei unter eng-
jischer Flagge) von Hongkong; sowie 3 Segelschiffe unter deutscher Flagge,
and zwar „Johann Smidt“, „Lowisa“ und „Brema“ gleichfalls von Hongkong.
Diese 6 Schiffe kamen ziemlich zu gleicher Zeit zu Hai-phong an.
Französische Niederlassung, Dieselbe erstreckt sich ungefähr
L Seem. längs dem Flussufer (mit Einschluss der officiellen Gebäude 1'/2 Seem,)
und ist !/a Seem. breit. Das ganze Terrain ist flach und besteht zum Theil
aus Schlammboden, zum Theil aus Reisfeldern, es ist gegen Teifune ungeschützt,
weshalb bei den Bauten darauf Rücksicht genommen werden muss, und wenn
cs auch hoch genug ist, um gegen gewöhnliche Fluthen sicher zu sein, so kann
a8 doch bei sehr hohen Fluthen unter Wasser gesetzt werden. Die ganze Um-
zegend ist gleichfalls flach und niedrig, nur in weiter Forne steigt das Land
etwas auf. Betelnuss-Anpflanzungen geben die einzigen Unterbrechungen in der
Einförmigkeit, und stellweise sind auch einige Reissfelder zu sehen.